Honda-Zwischenfazit: Alberto Puig zieht Bilanz
Honda hat in der laufenden MotoGP-Saison einige Höhen und Tiefen erlebt, wirkt aber spürbar konkurrenzfähiger als in den vergangenen Jahren. LCR-Pilot Johann Zarco ist momentan der bestplatzierte Honda-Pilot und liegt auf der siebten Position der Fahrerwertung. Der Franzose gewann beim Heimspiel in Le Mans und fuhr in Silverstone aufs Podium. Nach elf Rennwochenenden hat er 104 Punkte auf seinem Konto. Deutlich geringer ist die Ausbeute der beiden Werkspiloten Joan Mir und Luca Marini, die zusammen weniger Zähler auf ihrem Konto haben als Zarco.
Bei den Herstellern liegt Honda aktuell auf der vierten Position. Der weltgrößte Motorradhersteller sammelte bei den bisherigen elf Grands Prix 141 Punkte. Schlusslicht Yamaha kommt aktuell auf 119 Zähler. KTM und Aprilia sind für die beiden japanischen Werke nicht außer Reichweite: KTM liegt aktuell mit 150 Punkten auf der dritten Position, Aprilia hat als WM-Zweiter momentan 161 Zähler. Definitiv außer Reichweite ist Spitzenreiter Ducati mit 393 Punkten.
Wie zufrieden ist HRC-Teammanager Alberto Puig mit dem ersten Teil der MotoGP-Saison 2025? «Bisher lief es in etwa so, wie wir es erwartet haben. Es ist nicht herausragend, doch andererseits haben wir uns auch nicht verschlechtert», bilanzierte der Spanier.
Nach vielen durchwachsenen Jahren zeigt der Trend leicht nach oben. «Wir verstehen allmählich, wie wir die Probleme des Motorrads beheben können. Wichtig ist, die Schwächen zu kennen – und das ist der Fall. Jetzt geht es darum, Lösungen zu finden. Und das erfordert mehr Zeit», so Puig.
«Verglichen mit zurückliegenden Jahren, in denen wir etwas verloren waren, wissen wir mehr oder weniger, was zu tun ist. Jetzt ist es eine Frage der Zeit, den Weg zu finden», ist der Ex-Grand-Prix-Pilot überzeugt.
Um zu alter Stärke zu finden, kann Honda auf Zugeständnisse zurückgreifen. «Die Concessions sind eine große Hilfe. Wir testen intensiv mit unserer großen Gruppe an Testfahrern, die uns sehr helfen», erklärte Puig im Rahmen des Sachsenring-Grand-Prix.Doch die Fortschritte sind zäh. «Wir verfolgen das typische japanische System: Wir entwickeln uns nicht besonders schnell, doch wir entwickeln uns», schilderte Puig und betonte: «Wenn sich Honda ein Ziel setzt, dann wird dieses normalerweise auch erreicht.»
«Wenn man weiß, dass man nicht aufhört, bis man nicht das Ziel erreicht hat, dann besteht die einzige Aufgabe darin, weiterzumachen und auf den richtigen Moment zu warten», appellierte der Spanier für etwas mehr Geduld.
Mit Ex-Aprilia-Ingenieur Romano Albesiano holte sich Honda im vergangenen Winter prominente Verstärkung. Bis Albesianos Wirken deutlich wird, werden aber noch weitere Monate vergehen. «Es ist Zeit nötig», mahnte Puig. «Wir arbeiten nicht nur in Japan sondern auch in Europa. Es entsteht ein neues Entwicklungszentrum, in dem auch an der Aerodynamik gearbeitet wird.» Mit Motorenspezialist Kurt Trieb ist Honda ein weiterer Coup gelungen. Trieb, der von KTM kommt, soll den Honda-Motoren in Zukunft wieder zu mehr Durchschlagskraft verhelfen.
Bis zum großen Durchbruch müssen sich die Honda-Fans voraussichtlich noch bis 2027 gedulden. Dann steht mit der neuen Regelära ein Neustart bevor, der weniger erfolgreichen Werken wie Honda dabei helfen kann, den Anschluss an die Spitze herzustellen.
Puig schaut gespannt auf die neue MotoGP-Ära und warnt vor allem vor dem Wechsel des Reifenausrüsters: «Wir fahren jetzt seit vielen Jahren mit Michelin. Ich erinnere mich, dass es zu Beginn nicht einfach war. Doch schlussendlich brachten sie einen wirklich guten und konkurrenzfähigen Reifen. Jeder wird für 2027 sein eigenes Motorrad mit einem neuen Motor entwickeln. Diejenigen, die sich am besten an die neuen Reifen anpassen können, werden einen Vorteil haben. Das wird nicht einfach.»
«Die Reifen sind in der MotoGP super wichtig. Wenn man die Reifen nicht richtig versteht, dann nützt einem das beste Motorrad nichts. Dann ist man aufgeschmissen. Für Honda ist es eine große Herausforderung. Unser Ziel ist es, in der neuen Regelära ganz oben zu sein», schaut Puig gespannt auf die neue Pirelli-Ära.