SidecarCross-WM Brou: Hermans weiter auf Titelkurs

Start zum zweiten Lauf: Stuart Brown (888) vor Wilkinson (199), Prunier (#94), Hermans (3) und Weiss (91)
Nach der samstäglichen Qualifikationsrunde zum Grand Prix von Frankreich schien es zunächst, als würden die Prunier-Brüder und Brett Wilkinson/Joe Millard auf der anspruchsvollen Strecke von Brou den Ton angeben. Dieser Eindruck festigte sich nach dem ersten Start, als das französische Brüderpaar gleich die Führung übernahm und Koen Hermans/Ben van den Bogaart zunächst im Mittelfeld steckten. Wie den Tabellenführern erging es auch den Lielbardis-Zwillingen und Justin Keuben/Dion Rietman. Doch dann konnte Hermans Plätze gut machen und immerhin noch an Wilkinson vorbeiziehen, während die Pruniers den ersten Lauf ihres Heim-GP unangefochten gewannen.
Gund zur Freude hatten die zahlreichen Zuschauer überdies mit dem zweiten Platz von Nicolas Musset im Boot von Marvin Vanluchene. Der Titelverteidiger hatte in der Woche zuvor mit einem grippalen Infekt zu kämpfen gehabt, konnte sich aber gegen die stark auftrumpfenden Briten Stuart Brown/Scott Grahame durchsetzen. Tim und Sem Leferink fielen mit defektem Motor aus, Jason van Daele und Ersatzmann Luc Rostingt verhakten sich beim Start mit einem gegnerischen Gespann. Der durch seinen Backflip berühmte Belgier wurde mit Verdacht auf Schulterfraktur ins Krankenhaus gebracht.
Den zweiten Lauf gewann Hermans fast vom Start weg trotz in der Schlussphase gelöstem Kühler vor Wilkinson und konnte damit seinen Vorsprung in der Tabelle etwas ausbauen. Mentor Bart Notten hätte gewiss Freude am Auftritt seines Schützlings gehabt. Der Europameister-Beifahrer von 1971 wurde am vergangenen Donnerstag beerdigt. Und selbstredend hatte es sich Hermans wie zahlreiche weitere Prominenz nicht nehmen lassen, der Trauerfeier vor der Reise nach Frankreich beizuwohnen.
Von den angereisten deutschen Teams hatte Tim Prümmer auf eine Rennteilnahme verzichtet und sich bereits am Sonntagmorgen wieder auf die Heimreise begeben. Aushilfsbeifahrer Aivar van de Wiel hatte nach seinem Kollaps in Schopfheim noch am Donnerstag kundgetan, dass er für den GP fit sei, woraufhin das Team den weiten Weg nach Westfrankreich antrat. Doch schon anfangs des freien Trainings klagte der Niederländer über Schmerzen. Obwohl als Reservefahrer gesetzt, verzichtete Prümmer entnervt auf die weitere Teilnahme an der Veranstaltung und packte ein. Zudem höchst ärgerlich: Ebenfalls am Donnerstag hatte Justin Blume von Thom van de Lagemaat erfahren, dass der wieder mit seinem genesenen Stammpassagier Robbe de Veene antreten wollte und sofort Prümmer informiert. Doch der hatte gerade das Okay von Van de Wiel bekommen und sich auf dessen angebliche Fitness verlassen. Jedenfalls sorgte das Verhalten des Niederländers selbst in seinem engen Umfeld für Kopfschütteln. Prümmer hat sich nach dieser Pleite umgehend mit Blume verabredet und wird mit dem letztjährigen Deutschen Beifahrer-Meister am Pfingstmontag beim DAMCV-Rennen in Satzvey antreten (Info: msc-wisskirchen.de). Schließlich steht bereits am kommenden Wochenende der GP von Polen an.
Die weiteren deutschsprachigen Gespanne qualifizierten sich allesamt für die Wertungsläufe. Im ersten Durchgang kämpften Benny Weiss/Patrick Schneider mit Davy Sanders/Jens Vincent um den achten Rang. Dann im zweiten Lauf lagen sie knapp hinter Kilian und Evan Prunier. Als die Franzosen kurz stehen blieben, zogen die Vorarlberger auf den dritten Rang vor, doch die Sieger des ersten Laufes konterten wenig später.
Auch Joshua und Noah Weinmann knüpften an ihre letzten Erfolge an. Im ersten Lauf verpasste sie den zehnten Platz nach einem Duell mit Michael Hodges/Ryan Henderson knapp, im zweiten sahen sie vor Keuben die Zielflagge. Von Brou aus reiste das Weinmann-Team gleich zum traditionellen Pfingstcross ins schweizerische Muri, um dann ebenfalls beim Polen-GP anzutreten.
Auch für das Team Peter lief der GP zufriedenstellend, obwohl Fahrer Adrian unter Rückenproblemen litt und sich verarzten lassen musste. Glücklicherweise hat er mit Beifahrer Joel Hoffmann und dessen Mutter Cornelia, beide Physiotherapeuten, gleich zwei fachkundige Mitstreiter an seiner Seite.
Weniger Glück hatten Patrick Hengster/Celina Jahn. Im ersten Lauf konnten sie auf den punkteträchtigen 20. Platz vorfahren, beim zweiten Start streikte das Gespann. «Wir vermuten, dass die Benzinpumpe defekt ist», ließ Jahn wissen, die diesmal nicht die einzige beifahrende Frau war: Im Boot des Franzosen Grégory Raymond turnte die litauische Sportlerin Viktorija Valeikaite. Das Duo verpasste die Punkteränge im zweiten Lauf knapp.
Mit Tobias Hertfelder/Nicky Debruyne und Jan Hoormann/Andy Schlinnertz waren gleich zwei deutsch-belgische Formationen vertreten. Hertfelder kollidierte im ersten Rennen mit Boyd und Peer Verhees, beim zweiten Anlauf gab es immerhin einen WM-Zähler. Hoormann ging dagegen leer aus und wurde nach dem zweiten Lauf noch fünf Plätze strafversetzt: «Bei der Phonmessung waren wir um ein Dezibel zu laut…»
Resultate Motocross-Gespann-WM Brou/F:
1. Lauf: 1. K. Prunier/E. Prunier (F), WSP-Zabel. 2. Vanluchene/Musset (B/F), VMC-Zabel. 3. S. Brown/S. Grahame (GB), WSP-AMS. 4. Hermans/van den Bogaart (NL), WSP-Mega. 5. Wilkinson/J. Millard, (GB), WSP-Husqvarna. 6. D. Lielbardis/B. Lielbardis (LV), WSP-Mega. 7. Sanders/Vincent (B/NL), WSP-Mega. 8. Weiss/Schneider (A), VMC-Zabel. 9. J. Keuben/Rietman (NL), VMC-AMS. 10. Hodges/Henderson (GB), WSP-Husqvarna. 11. J. Weinmann/N. Weinmann (D), VMC-AMS. 12. Wijers/van Hal (NL), VMC-Zabel. 13. Gordejev/Lebreton (EST/F), WSP-Husqvarna. 14. G. Carcreff/Hupon (F), VMC-Zabel. 15. T. van der Lagemaat/de Veene (NL), VMC-Zabel. 16. R. Chanteloup/J. Chanteloup (F), WSP-KTM. 17. Peter/Hoffmann (D), VMC-Husqvarna. 18. Bendaoud/Pasquier (F), WSP-KTM. 19. S. Gouin/K. Gouin (F), VMC-AMS. 20. Hengster/Jahn (D), VMC-KTM. 22. J. Hoormann/Schlinnertz (D), VMC-Zabel. 23. Hertfelder/N. Debruyne (D/B), WSP-Husqvarna.
2. Lauf: 1. Hermans. 2. Wilkinson. 3. Prunier. 4. Weiss. 5. Vanluchene. 6. S.Brown. 7. Weinmann. 8. J. Keuben. 9. Lielbardis. 10. Wijers. 11. Carcreff. 12. Peter. 13. Chenteloup.
14. Gordejev. 15. A. Devoldere/Tourbier (F), WSP-Zabel. 16. Van de Lagemaat. 17. Bendaoud. 18. B. Verhees/P. Verhees (NL), VMC-AMS. 19. Gouin. 20. Hertfelder. 26. Hengster. 27. Hoormann.
WM-Stand nach 6 von 18 Läufen:
1. Hermans, 153 Punkte. 2. Prunier und Vanluchene, je 121. 4. Wilkinson 117. 5. Weiss 99. 6. Keuben 90. 7. S. Brown 83. 8. Sanders 70. 9. Leferink 67. 10. Weinmann 63. 14. Prümmer 38. 19. Peter 21. 28. Hengster 5. 31. Hofmann und Hertfelder, je 1.