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Marco Melandri: «Bei Ducati machen sie dich irre»

Von Ivo Schützbach
Alvaro Bautista (li.) mit Marco Melandri

Alvaro Bautista (li.) mit Marco Melandri

Dass sich Superbike-Vizeweltmeister Alvaro Bautista nach seiner grandiosen Saison 2019 von Ducati zu Honda abseilte, sorgte für einige Verwunderung. Marco Melandri kann den Schritt gut nachvollziehen.

Von 1998 bis 2010 war Marco Melandri im Grand-Prix-Sport unterwegs, seit 2003 in der Königsklasse MotoGP. Der heute 37-Jährige gewann 22 Rennen und eroberte 62 Podestplätze. 2002 wurde er 250er-Weltmeister, dazu 1999 Vizeweltmeister in der 125er-Klasse und 2005 in MotoGP.

Nach der Saison 2010 fand der Mann aus Ravenna in der MotoGP-Klasse kein Team mehr und wechselte in die Superbike-WM, in welcher er an 189 Rennen teilnahm, 22 Mal gewann und 75 Mal aufs Podest fuhr. Seine beste Saison erlebte er 2011 mit Yamaha, damals musste er sich in der WM-Wertung nur Carlos Checa auf Ducati beugen.

Am 10. Juli 2019 erklärte Melandri seinen Rücktritt zum Saisonende, Ende Oktober fuhr er in Katar seinen letzten WM-Lauf. SPEEDWEEK.com sprach mit ihm über Honda, Ducati, gute Teamkollegen und seinen extravaganten Charakter.

Marco, du bist in der MotoGP-WM für HRC gefahren. Was traust du ihnen dieses Jahr mit neuem Motorrad und Team in der Superbike-WM zu?

Ich hoffe für sie und die Meisterschaft, dass ihnen das gelingt. Jeder weiß, wenn HRC etwas möchte, dann machen sie es auch richtig. In MotoGP war es letztes Jahr Marquez der gewann, und nicht das Motorrad. Die MotoGP-Honda sieht wie das am schwierigsten zu fahrende Bike aus. Du musst dir nur die Rennen anschauen, das sieht jeder. Dieses Motorrad verlangt nach großem körperlichem Einsatz.

Wenn wir Geld außen vor lassen: Kannst du verstehen, dass Alvaro Bautista Ducati verlassen und zu Honda gewechselt hat?

Ja, weil eine Firma immer aus ihren Mitarbeitern besteht. Bei Ducati wird alles unternommen, damit du irre wirst. Das ging nicht nur mir so, das geht jedem dort so. Schau dir an, wie sie die Fahrer behandeln.

Es ist nicht normal, dass ein Fahrer, der 16 Rennen gewinnt, anschließend geht. Dann läuft etwas komplett falsch. So etwas geht einfach nicht. Das zeigt nur, dass der Fahrer komplett überdrüssig ist.

Redest du von Geschäftsführer Domenicali oder den Rennsport-Managern Ciabatti und Dall’Igna?

Ein Puzzle setzt sich immer aus mehreren Teilen zusammen.

Was hast du während deiner Zeit in der Superbike-WM am meisten genossen?

Die Atmosphäre, wobei sich diese während der letzten Jahre auch geändert hat. Als ich in die Superbike-WM kam, war die Atmosphäre sehr freundlich, wir gingen oft nach den Rennen abends zusammen aus.

Zwischen den Fahrern ist es nicht schlecht, es gibt viel Respekt – das ist das Wichtigste.

Ich habe viele nette Menschen getroffen und hatte viel Spaß. Mehr als in MotoGP.

Wer war dein bester Teamkollege?

Mehr oder weniger kam ich mit allen gut aus. Letztes Jahr mit Sandro Cortese war besonders, er war wie ein kleiner Bruder für mich. Wenn du weißt, dass du aufhörst und auf keine guten Ergebnisse mehr kommst, dann denkst du anders.

Sandro mag ich, aber auch mit Eugene Laverty und Leon Haslam war es gut. Nur mit Sylvain Guintoli klappte es nicht. Er ist ein guter Typ, als er mich aber damals in Portimao runterfuhr, hat er sich nicht mal entschuldigt. Und als ich ihn ein Rennen gewinnen ließ, bedankte er sich nicht. Das sind kleine Dinge, die einen großen Unterschied machen.

In den letzten zehn Jahren wurdest du von einigen Journalisten aber auch Teammitgliedern als Diva tituliert. Kannst du dir das erklären?

Nein. Ich komme mit den meisten Fahrern gut aus und habe auch immer Zeit für Fans, wenn sie zum Beispiel ein Foto mit mir machen möchten.

Aber egal was passierte, gut oder schlecht, mein Name war immer im Gespräch. Mein Manager sagt auch immer, dass es mit mir nie langweilig wird. Selbst wenn ich Rennen gewann, kam hinterher irgendein Problem ans Licht. Während meiner Karriere war immer etwas los.

Wenn ich dich beschreiben müsste, würde ich Worte wie zielstrebig, fokussiert, gerade heraus und ehrlich benützen.

Ja, ich sage den Leuten meine Meinung ins Gesicht.

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