KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Bautista stimmt BMW zu: «Aggressiv, unkontrollierbar»

Von Ivo Schützbach
Alvaro Bautista ist vom neuen Belag in Phillip Island nicht begeistert

Alvaro Bautista ist vom neuen Belag in Phillip Island nicht begeistert

Superbike-Weltmeister Alvaro Bautista agierte während der Wintertests unscheinbar, für Schlagzeilen sorgten andere. Für den Saisonstart am Wochenende auf Phillip Island haben ihn die Gegner trotzdem auf der Rechnung.

Bei seinem Sturz während der Superbike-Tests am 1. November in Jerez zog sich Alvaro Bautista eine Nackenverletzung zu, die Bandscheiben zwischen den Wirbeln C5, C6 und C7 hatten sich beim harten Aufprall verschoben. Auf eine Operation wurde verzichtet, der Spanier versuchte sich mit Ruhe und Physiotherapie zu erholen.

Bei den Tests Ende Januar in Jerez und Portimao musste er feststellen, dass es zwar jeden Tag besser ging, sich sein Körper aber erst wieder an die Belastungen auf der Panigale V4R gewöhnen muss.

Bautista spulte sein Testprogramm ab, für Schlagzeilen sorgten andere. Beim einzigen Testtag auf Phillip Island am Dienstag das gleiche Bild: Während Toprak Razgatlioglu (BMW), Nicolo Bulega (Ducati), Andrea Locatelli (Yamaha) und Andrea Iannone (Ducati) ein Feuerwerk abbrannten und sich um die goldene Ananas für die Testbestzeit stritten, wurde Bautista mit 0,767 sec Rückstand Siebter.

Da Pirelli in Australien keine weichen Reifen zur Verfügung stellt, waren alle Piloten auf denselben harten Rennreifen unterwegs. Doch während einige mit neuen Reifen auf Zeitenjagd gingen, tüftelten andere lieber an der Abstimmung ihrer Maschinen.

«Der neue Asphalt bietet so viel Grip, dass das Turning des Motorrads in den Kurven schwierig ist», referierte Alvaro in kleiner Journalistenrunde über die geänderten Verhältnisse in Phillip Island. «Gleichzeitig ist es so, dass das Motorrad sehr aggressiv reagiert, wenn der Grip abreißt. Deswegen haben wir unverhältnismäßig viele Highsider gesehen. Ich bin mit dem neuen Asphalt nicht sehr glücklich, weil er zwar viel Grip bietet, dieser in den Kurven aber plötzlich abreißt und sich das nicht kontrollieren lässt. Ich vermute, das liegt daran, dass die Reifen in bestimmten Situationen überhitzen. Mit Rundenzeiten über eine Sekunde schneller als in der Vergangenheit bin ich mir nicht sicher, ob die Reifen die normale Renndistanz durchhalten.»

Bautista stößt ins gleiche Horn wie die BMW-Verantwortlichen, obwohl der 39-Jährige mit der Jockey-Figur als Reifenflüsterer gilt und für sämtliche Gegner zum engsten Favoritenkreis zählt. «Vor der Neuasphaltierung mit weniger Grip war es einfacher für mich», hielt er fest. «Da konnte ich über die Gasgriffstellung kontrollieren, wie sehr das Hinterrad durchdreht und wie viel Turning ich möchte. Wenn ich in der Rollphase kein durchdrehendes Hinterrad nutzen kann, um die Kippbewegung des Motorrads einzuleiten, dann macht es das für mich schwierig, weil das Bike dauernd nach außen schiebt. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich deswegen einen Vorteil eingebüßt habe. Aber feststeht, dass ich nicht wie in der Vergangenheit fahren kann.»

Körperlich fühlt sich der 59-fache Laufsieger nach dem Test gut, «zum ersten Mal konnte ich ohne Schmerzen fahren. Ich konnte mich aufs Fahren konzentrieren und meinem Team detaillierte Aussagen über das Motorrad geben. In Portimao sind wir mit der Abstimmung in die falsche Richtung gegangen. Hier begann ich mit einem Motorrad, das ich sehr gut kenne und wir versuchten, dieses an die Strecke anzupassen.»

Während die hervorragenden Leistungen seines Teamkollegen Nicolo Bulega für Bautista nicht überraschend sind («er ist sehr talentiert, ich erwarte ihn vorne»), verhält es sich mit Andrea Iannone anders: «Nach vielen Jahren ohne Rennen wusste niemand, was man von ihm erwarten kann. In der Vergangenheit war er sehr schnell und hat noch den gleichen Level. Seine Pace ist sehr gut, mal schauen, wie es an einem Rennwochenende aussieht.»

Kombinierte Zeiten Superbike-WM-Test Phillip Island, 20. Februar
Pos Fahrer Motorrad Zeit Diff
1. Toprak Razgatlioglu (TR) BMW 1:28,511 min
2. Nicolo Bulega (I) Ducati 1:28,585 + 0,074 sec
3. Andrea Locatelli (I) Yamaha 1:28,835 + 0,324
4. Andrea Iannone (I) Ducati 1:29,001 + 0,490
5. Alex Lowes (GB) Kawasaki 1:29,211 + 0,700
6. Michael Rinaldi (I) Ducati 1:29,213 + 0,702
7. Alvaro Bautista (E) Ducati 1:29,278 + 0,767
8. Scott Redding (GB) BMW 1:29,370 + 0,859
9. Remy Gardner (AUS) Yamaha 1:29,399 + 0,888
10. Axel Bassani (I) Kawasaki 1:29,406 + 0,895
11. Sam Lowes (GB) Ducati 1:29,432 + 0,921
12. Danilo Petrucci (I) Ducati 1:29,468 + 0,957
13. Dominique Aegerter (CH) Yamaha 1:29,648 + 1,137
14. Michael vd Mark (NL) BMW 1:29,716 + 1,205
15. Jonathan Rea (GB) Yamaha 1:29,966 + 1,455
16. Xavi Vierge (E) Honda 1:29,977 + 1,466
17. Philipp Öttl (D) Yamaha 1:29,986 + 1,475
18. Garrett Gerloff (USA) BMW 1:30,381 + 1,870
19. Iker Lecuona (E) Honda 1:30,468 + 1,957
20. Bradley Ray (GB) Yamaha 1:30,559 + 2,048
21. Tito Rabat (E) Kawasaki 1:31,029 + 2,518
22. Tarran Mackenzie (GB) Honda 1:31,580 + 3,069
23. Adam Norrodin (MAL) Honda 1:32,088 + 3,577

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