Superbike-Altenheim: Was hat Nicky Hayden bewiesen?

Kolumne von Michael Scott
Nicky Hayden holte zehn Jahre nach seinem WM-Titel wieder einen Sieg

Nicky Hayden holte zehn Jahre nach seinem WM-Titel wieder einen Sieg

Da seht ihr es, der Sieg von Nicky Hayden beweist es: MotoGP-Fahrer stehen über ihren SBK-Brüdern. Die Superbike-WM ist ein Seniorenheim für Karrieren, die sich schon in der Abwärtsspirale befinden.

Schickt Nicky Hayden zurück, lang nachdem er bei den Grands Prix ins Mittelfeld zurückgefallen war (an guten Tagen), und er gewinnt ein Superbike-WM-Rennen. In seiner ersten Superbike-Saison und kurz vor seinem 35. Geburtstag. Ganze zehn Jahre, nachdem er Rossi den MotoGP-Weltmeistertitel weggeschnappt hat.

Ihr wollt weitere Beweise? Hier sind sie.

Kein Superbike-Weltmeister ist in die MotoGP eingestiegen und hat Rennen gewonnen.

Na gut, außer Ben Spies.

Oh, und Troy Bayliss. Und beinahe Colin Edwards, wenn er nicht in Assen in der letzten Kurve gestürzt wäre. Ein schwerwiegender Fehler, denn sein Platz wurde von keinem anderen als Nicky Hayden übernommen.

Und (wenn man amerikanische Superbikes mitzählt) Eddie Lawson, Wayne Rainey, Kevin Schwantz... Und wieder Nicky Hayden.

Mhmm... Meine Annahme scheint doch nicht richtig zu sein.

Eindimensionaler Weg

Ich werde seit Jahren dafür kritisiert, Vorurteile gegen Superbikes zu haben und die MotoGP zu verherrlichen. Nicht ohne Grund. Es ist bestimmt für jeden offensichtlich, welches die vorrangige Serie ist. Richtige Renn-Prototypen und nicht irgendwelche Straßenmaschinen mit nicht intakten Blinkern.

Nicht unbedingt bessere Fahrer, obwohl es am Schluss so zu sein scheint. Und nicht unbedingt besserer Rennsport, wie auch immer man das misst.

Nur vorrangig.

Daher ist es ein natürlicher Vorgang für die besten Superbike-Fahrer, dass sie in den Grand-Prix-Sport aufsteigen wollen. Aber der Weg dorthin ist eher eindimensional. Generell wird verlangt, dass man in der Spanischen Meisterschaft und/oder im Red Bull Rookies Cup gefahren ist und sowieso schon viel früher begonnen hat zu fahren.

Der Weg in SBK ist ähnlich einengend. Sie sitzen ihre Zeit in beinahe jeder beliebigen nationalen Meisterschaft ab. Mit hin und wieder ein wenig Supersport-WM, wenn diese Serie passend über den Weg läuft.

Wenn Fahrer die Spitze einer der zwei Serien (SBK und MotoGP) erreichen, ist es meistens zu spät, das Pferd noch zu wechseln. Für Fahrer ist es leicht, in einer Kategorie stecken zu bleiben. In der MotoGP sind sie jedoch glücklich darüber, hängen zu bleiben.

Die Herzen schlagen für MotoGP

Es ist eine Tatsache, dass nie viel Wechsel zwischen Superbikes und dem GP-Sport stattgefunden hat; gleichzeitig haben beide Serien eine Art und Weise gefunden, auf einander hinabzublicken. Aber es gibt sehr wenige Superbike-Piloten, deren Herzen sich nicht nach der MotoGP-WM sehnen.

Dieses Jahr gibt es im MotoGP-Grid einige, die es geschafft haben zu entfliehen.

Eugene Laverty und Loris Baz waren beide erfolgreiche Superbike-Fahrer und fahren nun zwei Jahre alte Ducati – die GP14.2, ein Motorrad mit einem eher heruntergekommenen Ruf. Aber beide machen das Beste draus; besonders Laverty, der mit einem Zufallstreffer belohnt wurde, aber trotz allem in Argentinien ansehnlicher Vierter wurde und bisher in jedem Rennen in die Punkte gefahren ist.

Es gibt weitere Superbike-Fahrer, die den Aufstieg in die MotoGP-WM verdienen würden, aber wahrscheinlich keine Chance bekommen werden – Michael van der Mark ist einer, von Chaz Davis mal abgesehen.

Die Hoffnung, dass der Wechsel von den Zweitaktern zu den MotoGP-Viertaktern eine Brücke zwischen den zwei Kategorien bilden würde, wurde nicht erfüllt.

Abgesehen von Nicky Haydens Sieg in Malaysia. Und zwar nach einer Reise in die falsche Richtung.

Statt ein Sprungbrett für die MotoGP zu sein, ist die Superbike-WM mehr ein Seniorenheim für Karrieren, die sich schon in der Abwärtsspirale befinden.

John Kocinski war wohl nicht wirklich im konventionellen Sinn ins Schleudern gekommen als er den Superbike-Titel holte, aber es war trotzdem kein Platz mehr für ihn im GP-Paddock, das seine Launen leid war.

Max Biaggi hingegen hatte seinen GP-Ruhm schon weit hinter sich gelassen, als er einstieg und den Production-Series-Stars eine Lektion erteilte, indem er 2010 und 2012 Superbike-Weltmeister wurde.

Konkurrenz für den GP-Sport

Die Superbikes wurden 1988 als eigene Serie eingeführt, um dem GP-Sport Konkurrenz zu machen. Und zwar von keinem Geringeren als dem schnellsprechenden Ex-Rennfahrer und Daytona-200-Gewinner Steve McLaughlin. Und es gab Zeiten – vor allem in den anglophilen Ländern zu Zeiten Carl Fogartys in den 1990er-Jahren – als SBK eine wahre Bedrohung darstellte. Besonders betreffend Rennteilnehmern und TV-Zuschauern.

Diese Zeiten waren schon lange vorbei, als die Dorna einstieg – und gleichzeitig irgendwie allen Monopolie-Regeln auswich – und im Herbst 2012 die Kontrolle über die Superbike-WM übernahm. Seither gibt es entschiedene Anstrengungen einen Konkurrenzkampf zu vermeiden und noch dazu die technischen Unterschiede zwischen den zwei Kategorien zu vergrößern.

Wenn MotoGP-Maschinen immer mehr vereinfacht und abgerüstet werden, mit Reifen und Elektronik und so weiter, dann geschieht genau das Gleiche bei den Superbikes, wo die Dorna Kosten senkt und die Maschinen mehr zu ihren Ursprüngen zurückführen möchte.

Eine Abweichung in der Gleichung wird die Leiter heruntergelassen – Moto2 gegen Supersport-WM. Letztere Serie genießt viel mehr Freiheit in punkto Motorentwicklung und ist generell schneller und stärker als die schweinischen Moto2-Motorräder mit ihren Eine-Größe-passt-allen-CBR600-Motoren, welche die GP-Organisatoren der Dorna hergeben.

Was hat Nicky Hayden also bewiesen? Was genau hat er gemacht?

Ein Rennen gewonnen, nicht mehr und nicht weniger.

Schauen wir aufs nächste Rennen. In beiden Serien.

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