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Sergio Marchionne (Ferrari): Alfa Romeo bleibt Thema

Von Mathias Brunner
Das Logo von Alfa Romeo auf dem Formel-1-Ferrari

Das Logo von Alfa Romeo auf dem Formel-1-Ferrari

Fiat-Geschäftsleiter und Ferrari-Präsident Sergio Marchionne spricht erneut über eine Rennsportrückkehr der grossen Marke Alfa Romeo. Aber der Italo-Kanadier sagt auch: «Zeit und Ort müssen stimmen.»

Im Rahmen der Weihnachtsfeier von Ferrari hat Firmenpräsident Sergio Marchionne erneut über ein Motorsport-Comeback der Marke Alfa Romeo gesprochen. Aber der Fiat-Sanierer lässt sich nicht darauf festlegen, wie genau das ablaufen soll: «Ort und Zeit müssen stimmen.»

Dann denkt der Spitzenmanager laut nach: «Alfa Romeo könnte zum Brutkasten junger italienischer Rennfahrer werden. Der Beste von ihnen, Antonio Giovinazzi, ist bereits bei uns unter Vertrag, aber es gibt auch andere. Viele von ihnen mangelt es an Plätzen. Diese Plätze könnten wir über Alfa Romeo erzeugen. Ich habe mich bereits mit Technikchef Mattia Binotto und Teamchef Maurizio Arrivabene unterhalten, wie das gehen könnte.»

Und schon die nächste Einschränkung: «Aber das muss noch ein wenig warten. Das Problem ist, dass wir aufgrund der schrittweisen Präsentation neuer Modelle finanziell gebunden sind. Mit den neuen Modellen Giulia und Stelvio müssen wir ein wenig zuwarten, aber ich hoffe wirklich, wir bringen die Marke eines Tages zurück.»

So langsam drängt sich den Fans der Verdacht auf: Sollen hier nur Schlagzeilen erzeugt werden, um Alfa Romeo im Gespräch zu halten? Denn seit nunmehr einem Jahr redet Marchionne immer wieder von der Rückkehr Alfa Romeos. Im Frühling 2016 hiess es: «Um dem Namen wieder Glanz zu verleihen, muss man sich das überlegen. Alfa Romeo wäre dabei durchaus fähig, das eigene Chassis und den eigenen Motor zu bauen.»

Einen Ausflug nach Le Mans sah Marchionne für Alfa Romeo weniger: «Ich sähe sie lieber in der Formel 1. Es ist für den GP-Sport wichtig, dass grosse Marken kommen. So wie ich das verstanden habe, hätte Audi kommen können, aber dann ist die Volkswagen-Affäre explodiert.» (Marchionne sprach damit die Dieselaffäre um VW an, M.B.)

Und fast auf den Tage genau vor einem Jahr sprach Marchionne bei der Weihnachtsfeier 2015 ebenfalls über Alfa: «Ich finde es erstaunlich, welchen Platz die Marke Alfa Romeo noch immer in den Herzen der Menschen hat. Wir denken daran, wie wir Alfa Romeo in die Formel 1 zurückbringen könnten.»

Alfa Romeo seit 2015 auf dem Ferrari

Alfa Romeo war die Marke der ersten Stunde in der Formel 1: Die ersten beiden Weltmeister – Giuseppe Farina und Juan Manuel Fangio – sassen 1950 und 1951 in den zeitlos eleganten Alfa Romeo 158 und 159, die zärtlich «Alfetta», also kleine Alfa, genannt wurden. Die Alfetta wurde zu einem der erfolgreichsten Grand-Prix-Renner – 47 von 54 Grands Prix wurden gewonnen, angefangen schon 1938, unterbrochen vom Zweiten Weltkrieg.

Alfa Romeo hat im Rahmen der Formel-1-WM 112 Grands Prix bestritten und 10 davon gewonnen. Das letzte Engagement – 1985 als «Benetton Alfa Romeo» mit Eddie Cheever und Riccardo Patrese. Die Saison war eine Katastrophe: null Punkte.

Die Weichen zu einer Rückkehr wurden vor mehr als zwei Jahren gestellt: Auf der Motorverkleidung des 2015er Formel-1-Ferrari wurde das Alfa-Emblem spazierengefahren, nicht mehr das Fiat-Logo. Damit hat sich ein Kreis geschlossen: Ende der 20er Jahre tauchte auf den GP-Rennern von Alfa Romeo das berühmte Pferdchen des damaligen Alfa-Werksfahrers Enzo Ferrari auf – wenige Jahre darauf übernahm Ferrari die Renneinsätze von Alfa Romeo. 2015 war es sozusagen umgekehrt: auf dem GP-Auto von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen ist auf der Motorabdeckung das Emblem von Alfa Romeo zu sehen.

An dieser Stelle ein wenig Historie: Alfa steht seit 1910 als Abkürzung für «Società Anonima Lombarda Fabbrica Automobili» (also Aktiengesellschaft Lombardische Automobilfabrik), Romeo kam im Dezember 1915 hinzu, als die Rüstungsgesellschaft von Nicola Romeo das Sagen in der jungen Firma übernahm.

Als Markenzeichen ist seit gut hundert Jahren unverändert: in der linken Seite ein rotes Kreuz auf weissem Grund (die Farben der Stadt Mailand), rechts eine grüne Schlange mit Drachenkopf und Krone, auf blauem Grund, auch dies Teil des Mailänder Stadtwappens. Die Schlange mit einem Kind im Mund geht auf eine Legende aus den Kreuzzügen zurück, als ein Mitglied der Mailänder Familie Visconti bei Rom einen Sarazenenfürsten tötete und dessen Wappenschild an sich nahm. Auf das Schild war angeblich eine Schlange mit Kind im Mund gemalt.

Was aber macht das Alfa-Romeo-Logo eigentlich auf dem Ferrari-Rennwagen?

Jahrelang stand auf den Ferrari-GP-Autos ein Fiat-Schriftzug, für die Mutterfirma von Ferrari. Alfa Romeo wird auf dem Rennwagen von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen gezeigt, weil Fiat-Geschäftsleiter Sergio Marchionne die Mailänder Automarke erstarken lassen will. Daran hat sich nichts geändert. Und wenn es nur in Form vager Andeutungen ist.

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