Chase Carey: «Wir wollen keine Einheits-Formel 1»

Von Adam Cooper
​Alle sind sich einig: Die Kosten im Grand-Prix-Sport müssen runter. Nur über die Lösungswege sind sich die Experten nicht einig. Formel-1-CEO Chase Carey sagt: «Wir wollen keine Einheits-Formel 1.»

Derzeit werden die Weichen für den Grand-Prix-Sport der Zukunft gestellt. Ein Ziel von Ross Brawn, bei «Formula One Management» (FOM) für die Entwicklung der Formel 1 zuständig: Er will künftig wieder unabhängige Motorhersteller im GP-Sport erleben. Firmen wie Cosworth oder Ilmor. Ilmor-Gründer Mario Illien: «Wir spüren das Bestreben, unabhängige Hersteller in den Sport zurück zu bringen. Das ist einer der Gründe, wieso ich an diesen Sitzungen teilnehme. Ich will wissen, ob sich das in eine Richtung entwickelt, welche für die Unabhängigen gangbar ist. Um das zu erreichen, brauchen wir Vereinfachung. Wir brauchen niedrigere Kosten. Wir müssen den Sport verbessern, und das schliesst mit ein, den Sound zu verbessern.»

«Um den unabhängigen Motorherstellern eine Chance zu geben, müssen die Kosten runter, nicht nur für das Konzept, sondern auch bei der Entwicklung. Wir könnten beispielsweise einen standardisierten Turbolader für alle einführen, das würde den finanziellen Aufwand verringern. Wir müssen Mittel und Wege finden, dass nur noch kleine Entwicklungsschritte möglich sind.»

Illien, mit Roger Penske IndyCar- und Indy-500-Sieger, mit Mercedes Formel-1-Weltmeister geworden, sagt weiter: «Selbst wenn wir zwei Kunden hätten, so würde das nicht reichen, um ein solches Projekt alleine zu stemmen. Die Entwicklungskosten müssten von einer anderen Firma getragen werden, am besten von einem Autohersteller. Ein gutes Beispiel für ein viel zu teures Formel-1-Bauteil ist der elektrische Generator am Turbolader, die so genannte Energierückwinnung MGU-H.»

McLaren-Direktor Zak Brown unterstützt ebenfalls die Idee, gewisse Teile in der Formel 1 zu vereinheitlichen. Dieser Gedanke ist nicht neu. Schon Flavio Briatore, Weltmeistermacher von Michael Schumacher und Fernando Alonso, hatte angeregt: «Die Leute wissen ohnehin nicht, ob ein Getriebe aus Kohlerfaser oder Metall unter der Verkleidung steckt. Da können wir auch gleich alle die gleiche Kraftübertragung benutzen.»

Viele Teams sträuben sich gegen solche Ideen. Sie sehen darin eine Verletzung der Formel-1-DNA, sie befürchten auch, dass Einheitsteile zum Verlust von Know-how führt.

Marc Surer, Schweizer GP-Experte der deutschen Sky, erklärt dazu: «Sauber war immer für seine exzellenten Getriebe bekannt. Als dann BMW zur Saison 2006 hin bei den Hinwilern einstieg, da wollten die Münchner das Getriebe selber bauen, aus Prestigegründen. Die Situation ist für Sauber also nicht neu. Nach dem Rückzug von BMW kehrte Sauber zu Ferrari-Motoren zurück und übernahm den gesamten Antriebsstrang von Ferrari. Ich finde es gut, dass die weniger grossen Teams solche Komponenten übernehmen können. Das finde ich sinnvoll und wird bei anderen Teams auch so gemacht. Der Aufwand für eine eigene Getriebeabteilung ist extrem gross.»

Formel-1-CEO Chase Carey sagt zu den Sparbemühungen: «Da gibt es sehr viele Lösungsansätze. Eine Einheits-Formel 1 wird es sicher nie geben. Wir wollen einen Sport, der vom Wettbewerk mit unterschiedlicher Technik lebt. Wir werden das technische Niveau der Formel 1 nicht herunterschrauben, nur um Geld zu sparen. Aber gewisse Teile zu vereinheitlichen, das kann ich mir durchaus vorstellen.»

Ross Brawn schweben dabei zum Beispiel Aufhängungskomponenten vor, «denn die verbessern unsere Show nicht und kein Fan würde einen Unterschied erkennen».

Carey gibt zu, dass bei den Sitzungen mit den Rennställen Kostenkürzungen ein heisses Thema sind. Der US-Amerikaner weiter: «Wir wollen in einen Bereich vorstossen, in welchem die Ausgaben ähnlich sind. Aber die Budgets werden nie gleich sein. Wir wollen eine Formel 1, in welcher ein Rennstall auch mit kleinerem Budget konkurrenzfähig sein kann. Wenn wir das Thema Kosten vernünftig anpacken, dann kann der Sport auf mehreren Ebenen profitieren. Wir müssen auch eine Formel 1 haben, in welcher es den Teams leichter fällt, wirtschaftlich zu arbeiten und ihren Fortbestand zu sichern.»

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