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Neuer Valtteri Bottas: «Ich muss Hamilton schlagen»

Von Mathias Brunner
​Valtteri Bottas sagt nicht, dass er Weltmeister 2019 wird. Aber sein Anspruch ist klar: «Ich will viele Rennen gewinnen und vor Lewis ins Ziel kommen.» Der Finne gibt sich nach der verpatzten Saison 2018 kämpferisch.

Es musste sich etwas ändern bei Valtteri Bottas. Der 29jährige Finne gewann im Mercedes 2018 kein einziges Rennen. In einer grausamen Mischung aus Pech (Reifenplatzer in Baku) und Demütigung (Stallorder in Sotschi) ging der dreifache GP-Sieger in der vergangenen Saison leer aus, und dies mit jenem Auto, das Lewis Hamilton zum Weltmeister machte. Ex-GP-Pilot Marc Surer: «Bottas steht unter Druck, denn sein Nachfolger ist bereit – der Franzose Esteban Ocon. Ich kann mir ohnehin nicht vorstellen, dass Mercedes Ocon zwei Jahre lang zuschauen lässt, das würde dem eigenen Nachwuchsfördersystem ein schlechtes Zeugnis ausstellen.»

Anders gesagt: Bottas ist klug genug zu wissen, dass dies möglicherweise seine letzte Chance ist, mit dem Silberpfeil um Siege und Titel zu kämpfen, durchaus möglich, dass Ocon 2020 im zweiten Silberpfeil sitzt. Das schwierige letzte Jahr hat bei Bottas viel ausgelöst: «Es ist kein Geheimnis, dass ich von der Saison 2018 enttäuscht gewesen bin. Aber ich hatte einen guten Winter, um mich aufs kommende Jahr neu einzustellen.»

Nicht wenige Experten sind der Ansicht: Der Finne ist als Teamgefährte zu willfährig und zu nett, um eine echte Gefahr für Lewis Hamilton zu sein. Aber Bottas selber wähnt sich nicht auf Kuschelkurs: «Die Einschätzung der Leute ist falsch. Wir haben einfach verstanden – wenn wir bei der Entwicklung des Autos am selben Strang ziehen, dann haben beide etwas davon. Gleichzeitig will ich vor ihm ins Ziel kommen. Das weiss er auch. Wir gehen da ganz offen miteinander um, ohne Mätzchen.»

«Ich finde, ich habe in der Formel 1 noch nichts erreicht. Beweisen muss ich niemandem etwas ausser mir selber. Das Team weiss genau, was ich kann. Ich muss das abrufen können. Jedes Mal. Ich spürte Ärger über mich selber. Du hast in der Regel nur eine Formel-1-Karriere, ich fahre jetzt sechs Jahre lang, und ich bin nicht dort, wo ich gerne sein würde. Ich will so antreten, dass ich Ende 2019 sagen kann: Ich habe alles getan, ich hätte nichts besser machen können. Um einen besseren Job zu machen, geht es nur um Details. Die muss ich alle auf die Reihe bekommen. Nur wenn ich das Beste aus mir selber hole, kann ich mit Lewis auf Augenhöhe fahren. Mein Ziel für 2019: Ich will so viele Rennen als möglich gewinnen und um den WM-Titel mitfahren.»

Auf die Frage, ob Bottas jemanden um Hilfe gebeten habe, um sich für 2019 mental neu aufzustellen, grinst Valtteri: «Ich habe nur mit einem gearbeitet – dem Mann im Spiegel.»

Valtteri Bottas wirkt tief entschlossen, das Glück zu erzwingen. Dazu passt auch der Bart. Bottas in einem Gespräch mit den Kollegen von AutoBild Motorsport: «Ich fand, der Bart passt sehr gut dazu, wie es in mir aussieht. Um meine Ziele zu erreichen, bin ich dieses Jahr bereit zu tun, was nötig ist. Wenn ich dafür an einigen Stellen härter agieren muss, gehört das dazu.»

«Ich war immer Teamplayer, aber ich habe realisiert: In diesem Sport hat alles seine Grenzen. Du musst auch an dich selbst denken. Du kannst zwar auch gleichzeitig Mannschaftsspieler sein, und ich plane das weiter zu sein, weil man mit gutem Teamgeist und zusammen mit der Mannschaft langfristig die besten Ergebnisse erreicht. Aber ich habe nur eine Karriere im Leben und wenn ich immer unterstütze anstatt selbst zu attackieren, erreiche ich meine Ziele nie.»

Dazu gehört auch, dass er seinem Teamkollegen Lewis Hamilton nicht mehr so einfach den Sieg schenken würde – wie in Sotschi 2018. Bottas: «In dieser Situation, wenn ich da noch einmal wäre, würde ich anders handeln.»

Mercedes dümpelte drei Tage lang am Ende des Feldes herum, erst am Donnerstag liess Lewis Hamilton mit einer schnellen Runde aufhorchen. Bottas meint in seiner Medienrunde hier an der Rennstrecke: «Es spielt keine Rolle, auf welchem Platz wir hier stehen. Wir konzentrieren uns lediglich auf unser Auto. Wir sind selber unsere Messlatte, auf die Gegner achten wir nicht. Der Wagen fühlt sich mit der geänderten Aerodynamik anders an. Bei der Fahrzeugbalance gibt es viel Arbeit, da balancieren wir auf Messers Schneide. Es ist auch nicht leicht, die Reifen ins optimale Betriebsfenster zu bringen. Selbst wenn fundamental nichts falsch ist mit diesem Wagen. Die Autos erzeugen mehr Luftwiderstand, aber sie sind fast so schnell wie im Jahr zuvor.»

«Ferrari scheint sehr schnell zu sein, ungeachtet aller Einstellungen und Spritlasten. Sie sind uns voraus, ohne das jetzt auf detaillierte Berechnungen zu stützen. Aber niemand fährt in Australien so wie hier. Wir selber bringen jede Menge neuer Teile ans Auto, da wird sich also noch viel ändern. Zahlreiche Rennställe bringen neue Teile nach Australien, dann sieht es erneut anders aus.»

«Klar lassen sich gewisse Aspekte aus dem Test herauslesen. Aber wichtig ist nicht, wo wir hier sind, sondern wo wir in Australien sein werden. Wir merken, dass Ferrari stark ist, da gibt es keinen Zweifel. Das stachelt jeden hier an, mehr aus dem Auto zu holen.»

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