Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Taifun vor Japan-GP: So geht es am Sonntag weiter

Von Mathias Brunner
​Der Wirbelsturm Hagibis tobt sich über Japan aus. Noch weiss keiner, wie stark die Rennanlage Suzuka betroffen sein wird. Wir sagen, wie oft die Quali verschoben wurde und wie es weitergehen könnte.

Der Taifun Hagibis wütet über Japan, die Formel 1 hatte sich so gut als möglich darauf vorbereitet. Menschen bangen um ihr Leben, um ihr Hab und Gut. Aus der eingeschränkten Perspektive der Formel 1 geht das am Sonntag so weiter: Nach dem Aussitzen des Sturms werden allfällige Schäden begutachtet. Der schlimmste Fall – die Anlage ist so ramponiert, dass an ein Rennen nicht zu denken ist. Nicht auszuschliessen, dass Zufahrtswege derart beschädigt werden, dass die Möglichkeiten beschränkt sind, zur Rennstrecke zu gelangen.

Ein anderes Szenario: Die Schäden sind so, dass ein für Sonntagmorgen geplantes Abschlusstraining nicht durchgeführt werden kann. Dann würde als Grundlage zur Startaufstellung die Reihenfolge im dritten freien Training herangezogen. Die Startaufstellung sähe dann so aus:

1. Valtteri Bottas, Mercedes
2. Lewis Hamilton, Mercedes
3. Max Verstappen, Red Bull Racing-Honda
4. Charles Leclerc, Ferrari
5. Sebastian Vettel, Ferrari
6. Alex Albon, Red Bull Racing-Honda
7. Carlos Sainz, McLaren
8. Sergio Pérez, Racing Point
9. Pierre Gasly, Toro Rosso-Honda
10. Lando Norris, McLaren
11. Kimi Räikkönen, Alfa Romeo-Sauber
12. Daniil Kvyat, Toro Rosso-Honda
13. Romain Grosjean, Haas
14. Lance Stroll, Racing Point
15. Antonio Giovinazzi, Alfa Romeo-Sauber
16. Kevin Magnussen, Haas
17. Daniel Ricciardo, Renault
18. Nico Hülkenberg, Renault
19. Robert Kubica, Williams
20. George Russell, Williams

Vier Mal in der Formel-1-WM musste wegen schlechten Wetters die Qualifikation am Renntag gefahren werden, in Japan 2004, in Japan 2010, in Australien 2013 und in den USA 2015.

Was viele Fans und Fachleute vergessen haben: 2005 fand eine geteilte Qualifikation statt – die Fahrer gingen am Samstag und am Sonntagmorgen einzeln auf die Bahn, die Zeiten wurden zusammengezählt. Am Samstag wurde mit leerem Tank gefahren, am Sonntag mit jener Spritmenge, mit welcher der Pilot ins Rennen gehen wollte. Dieses Prozedere erwies sich als überaus unbeliebt und wurde nach dem Monaco-GP fallengelassen. Ab dem darauffolgenden WM-Lauf auf dem Nürburgring wurde nur am Samstag gefahren (allerdings mit Rennspritmenge).

Immer wieder kommt es vor, dass wegen des Wetters gewisse Trainings nicht gefahren werden können oder ein Rennen beeinträchtigt wird. Hier einige Beispiele.

USA 2015
In Austin schüttete es am Samstag wie aus Kübeln. Besucher wurden am Radio und im Fernsehen aufgefordert, gar nicht erst an der Rennstrecke zu erscheinen. Die Quali wurde vom damaligen Rennleiter Charlie Whiting sechs Mal verschoben und dann auf Sonntag verlegt, als es langsam dunkel wurde. Das Wasser lief nicht nur in die Boxen der Rennställe, sondern auch ins Medienzentrum.

Australien 2013
Das Abschlusstraining musste unterbrochen werden, weil in Melbourne Land unter herrschte. Das erste Quali-Segment konnte noch gefahren werden, Q2 und Q3 jedoch müssen auf den Sonntagmorgen verschoben werden.

Kanada 2011
Montreal zeigte sich grau in grau. Das Rennen begann hinter dem Safety-Car. In Runde 26 wurde der Regen so stark, dass der Grand Prix neutralisiert werden musste. Unvergessen die Szene, als eine junge Frau hinter der Box mutterseelenalleine im Regen stand, komplett durchnässt. Sie wartete auf ihren Fahrer, der im Verkehrschaos hängengeblieben war. Es handelte sich um Popstar Rihanna. Inzwischen redeten sich die TV-Reporter den Mund fusselig, erst zwei Stunden später konnten die Autos wieder fahren. Mit einer Laufzeit von mehr als vier Stunden (die Uhr hält bei einer Renn-Neutralisation nicht mehr an) ist der Kanada-GP 2011 der längste WM-Lauf der Formel-1-Historie.

Japan 2010
Der Regen fielt so stark, dass das Abschlusstraining von Suzuka gar nicht erst aufgenommen werden kann. Die Teams vertrieben sich die Zeit mit Schiffchenbauen, die sich auf der abschüssigen Boxengasse treiben liessen. Mechaniker stellten sich in den Regen hinaus und forderten die Fans zu La-Ola-Wellen durch. Die patschnassen Besucher dankten es mit brandendem Applaus. Die Qualifikation muss am Sonntagmorgen gefahren werden.

Malaysia 2009
Nach 31 von 56 Runden ging gar nichts mehr: Das Rennen musste unterbrochen werden. Der Regen fiel so lange und intensiv, bis es einzudunkeln begann. Damit stand fest: Der Grand Prix würde nicht fortgesetzt. Erstmals seit 18 Jahren wurden halbe Punkte verteilt.

Japan 2004
Der Taifun Ma-On brachte peitschenden Regen und heftigen Wind in die Region von Suzuka. Der Veranstalter macht Schotten dicht, keiner durfte an der Rennstrecke auftauchen. Abschlusstraining und Rennen finden im Paket am Sonntag statt. Teams und Medien wurden aufgefordert, sich mit Lebensmitteln auszurüsten und in ihren Hotels den Sturm auszusitzen. Viele Besucher aus Europa fanden: Ein wenig dramatisch, nicht wahr? Als ich am Morgen aus dem Fenster schaute und die ersten Wellblechdächer vorbeiflogen, wurde schlagartig klar, wie ernst die Lage ist. Vor die Boxen der Rennställe wurden Kleinlaster gestellt, um die Gefahr zu minimieren, dass die Rolltore eingedrückt werden. Einige der Laster wurden um Meter verschoben.

Australien 1991
In Montreal also sorgte der Regen für das längste Rennen der WM-Historie, 1991 in Australien für das kürzeste: Nach nur 14 von 81 Runden war ans Weiterfahren nicht mehr zu denken, links und rechts knallten die Fahrer wegen Aquaplanings in die Mauern. Das Rennen konnte nicht fortgesetzt werden.

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