Kein Sommermärchen: Belgien-GP geplatzt

Von Mathias Brunner
​Immer mehr Länder machen klar: Es wird auf Monate hinaus keine Grossveranstaltungen geben. Das gilt auch für Belgien. Ein Beschluss der Regierung beendet jede Hoffnung auf einen Belgien-GP Ende August.

Der Grosse Preis von Belgien 2020 am 30. August als Rennsportsause mit 250.000 Fans ist geplatzt. Nach und nach verhängen europäische Regierungen Verbote für Grossveranstaltungen, in Belgien gilt dies bis 31. August. Der Traditions-GP von Belgien in Spa-Francorchamps hätte eigentlich am 30. August ausgetragen werden sollen. Das wird nicht passieren.

Offiziell verschoben sind in der Formel 1 bislang acht Rennen: Shanghai, Melbourne, Bahrain, Hanoi, Zandvoort, Barcelona, Barcelona und Baku. Monaco hat den Grand Prix abgesagt. Der Frankreich-GP in Le Castellet steht derzeit noch im WM-Programm, aber der französische Staatspräsident Emmanuel Macron hat in einer Fernsehansprache erklärt – keine öffentlichen Veranstaltungen bis Mitte Juli. Damit logischerweise auch kein Frankreich-GP Ende Juni.

In Belgien gilt Ähnliches, einfach mit anderen Daten. Premierministerin Sophie Wilmès hat durch einen Beschluss ihres Sicherheitsrats sämtliche Massenveranstaltungen bis Ende August verboten, das schliesst Musikfestivals mit ein und Sportanlässe. Die 45jährige Politikerin sagt: «Niemand kann heute sagen, wann wir wieder ein normales Leben haben werden. Wir befinden uns auf einem langen Weg, steinig und voller Schlaglöcher. Um die Bevölkerung zu schützen, sind wir zu schwierigen Massnahmen gezwungen. Wir haben einen Monat voller Anstregungen und Opfer hinter uns, die Zahl der Erkrankungen sinkt langsam. Aber es sterben jeden Tag Menschen. Diese Krise ist noch nicht vorbei.»

In der deprimierenden Liste der positiv auf den Virus SARS-CoV-2 getesteten Menschen in Europa liegt Belgien auf Rang 6, hinter Spanien, Italien, Frankreich, Deutschland und Grossbritannien: Bislang sind 33.573 Menschen an Covid-19 erkrankt, 4440 haben ihren Kampf gegen die Lungenkrankheit verloren. Die belgische Regierung hat die Ausgangssperre bis 3. Mai verlängert.

In den letzten Jahren sind an einem GP-Wochenende rund 250.000 Fans in die Ardennen geströmt, vorwiegend aus den nahen Niederlanden, um Max Verstappen zu sehen.

Ein klitzekleines Hintertürchen liess Sophie Wilmès offen. Sie hat erklärt, in den kommenden Wochen werde abgeklärt, wie es sich mit Sportveranstaltungen hinter verschlossenen Toren verhalte – etwa mit der belgischen Fussballmeisterschaft. Die Organisatoren des Belgien-GP haben erklärt, für ein Geisterrennen offen zu sein, zu welchem Zeitpunkt auch immer, allerdings nicht zu den bisherigen finanziellen Rahmenbedingungen mit dem Formel-1-Management.

Der australische Strecken-Ingenieur und Rennpromoter Bob Barnard hat diese Problematik so umrissen: «Klar gibt es die Option, so genannte Geisterrennen zu veranstalten, also Rennen ohne Zuschauer. Doch die Organisatoren des niederländischen Grand Prix haben das bereits abgelehnt. Sie haben zwei gute Gründe. Denn der Traditionskurs von Zandvoort ist nur deshalb modernisiert worden, damit niederländische Fans ihren Max Verstappen fahren sehen können.»

«Der zweite Grund ist das Geschäftsmodell der Formel 1: Rennpromoter bezahlen der ‚Formula One Group’ sehr hohe Antrittsgebühren, um einen WM-Lauf austragen zu dürfen. Das Einkommen dieser Promoter besteht fast ausschliesslich aus dem Verkauf von Eintrittskarten – ausser in jenen Fällen, in welchen der Staat die Gebühr übernommt. Keine Fans = kein Eintrittskartenverkauf = kein Einkommen.»

«Bei Geisterrennen gibt es sehr viele, von der Formel 1 unbeantwortete Fragen: Wie soll ein Promoter da die Antrittsgebühr bezahlen? Verzichtet die FOM auf die Gebühr? Und falls ja, welchen Einfluss hat das auf die Preisgeldstruktur für die Rennställe? Der Promoter trägt auch bei einem Grand Prix ohne Fans die Kosten für die Veranstaltung. Bezahlt die FOM, so dass wir wenigstens eine TV-Übertragung haben?»

Der gegenwärtige Formel-1-Kalender 2020

05. Juli: Spielberg, Red Bull Ring/A
19. Juli: Silverstone, Silverstone Circuit/GB
02. August: Mogyoród bei Budapest, Hungaroring/H
30. August: Francorchamps, Circuit de Spa-Francorchamps/B
06. September: Monza, Autodromo Nazionale/I
20. September: Singapur, Marina Bay Street Circuit/SGP
27. September: Sotschi, Sochi Autodrom/RUS
11. Oktober: Suzuka, Suzuka Circuit/J
25. Oktober: Austin, Circuit of the Americas/USA
1. November: Mexico City, Autódromo Hermanos Rodríguez/MEX
15. November: São Paulo, Autódromo José Carlos Pace/BR
29. November: Abu Dhabi, Yas Marina Circuit/UAE

Ohne neuen Termin
Shanghai, Shanghai International Circuit/RCH
Melbourne, Albert Park Circuit/AUS
Bahrain, Bahrain International Circuit/BRN
Hanoi, Street Circuit Hanoi/VN
Zandvoort, Circuit Park Zandvoort/NL
Montmeló bei Barcelona, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
Aserbaidschan, Baku City Circuit/AZ
Montreal, Circuit Gilles Villeneuve/CDN
Le Castellet, Circuit Paul Ricard/F

Abgesagt
Monte Carlo, Circuit de Monaco/MC

Das ursprüngliche WM-Programm

15. März: Melbourne, Albert Park Circuit/AUS
22. März: Bahrain, Bahrain International Circuit/BRN
5. April: Hanoi, Street Circuit Hanoi/VN
19. April: Shanghai, Shanghai International Circuit/RCH
3. Mai: Zandvoort, Circuit Park Zandvoort/NL
10. Mai: Montmeló bei Barcelona, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
24. Mai: Monte Carlo, Circuit de Monaco/MC
7. Juni Aserbaidschan, Baku City Circuit/AZ
14. Juni: Montreal, Circuit Gilles Villeneuve/CDN
28. Juni: Le Castellet, Circuit Paul Ricard/F
5. Juli: Spielberg, Red Bull Ring/A
19. Juli: Silverstone, Silverstone Circuit/GB
2. August: Mogyoród bei Budapest, Hungaroring/H
30. August: Francorchamps, Circuit de Spa-Francorchamps/B
6. September: Monza, Autodromo Nazionale/I
20. September: Singapur, Marina Bay Street Circuit/SGP
27. September: Sotschi, Sochi Autodrom/RUS
11. Oktober: Suzuka, Suzuka Circuit/J
25. Oktober: Austin, Circuit of the Americas/USA
1. November: Mexico City, Autódromo Hermanos Rodríguez/MEX
15. November: São Paulo, Autódromo José Carlos Pace/BR
29. November: Abu Dhabi, Yas Marina Circuit/UAE

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