Kimi Räikkönen zu Covid-19: «Panik darf nicht siegen»

Von Mathias Brunner
Kimi Räikkönen bei den Wintertests in Barcelona

Kimi Räikkönen bei den Wintertests in Barcelona

​Der finnische Weltmeister Kimi Räikkönen (40) sitzt die Coronakrise in seiner Heimat aus. Der 21fache GP-Sieger sagt: «Diese Pandemie war für alle Menschen ein brutales Erwachen, nicht nur für die Formel 1.»

Gemessen an anderen Ländern ist Finnland in der Corona-Pandemie bislang glimpflich davongekommen: 3064 bestätigte Fälle von Erkrankungen am Virus SARS-CoV-2, 59 Menschen sind der Lungenkrankheit Covid-19 erlegen. Ende März hatte der finnische GP-Reporter Heikki Kulta erzählt: «Zunächst einmal sind wir ein eher kleines Land, und die junge Regierung hat überaus schnell Gegenmassnahmen ergriffen. Die Hauptstadt Helsinki ist am meisten betroffen, aber gemessen an Zahlen aus anderen Städten sind die viel weniger schlimm. Viele Menschen zudem leben bei uns weit draussen auf dem Land, das macht es für einen Virus schwieriger, sich zu verbreiten.»

«Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg hat die finnische Regierung vom Notrecht Gebrauch gemacht. Die Menschen wurden sehr früh angewiesen, sich zu isolieren. Das hat dazu geführt, dass sich der Virus nicht so explosionsartig verbreiten konnte wie in einigen südlichen Ländern. Ich finde, unser Präsident Sauli Niinstö hat sehr gut gehandelt. Er hat vor allem den jungen Menschen ins Gewissen geredet, dass jetzt die Zeit gekommen ist, die Älteren zu schützen, ihnen aber auch zu helfen. Wir sind in der glücklichen Lage, dass Finnland über ein sehr hochstehendes Gesundheitssystem verfügt. In diesen Zeiten wird klar, dass es der Bedrohung Corona gut widersteht, auch dank der erwähnten Sofortmassnahmen der Regierung.»

Formel-1-Champion Kimi Räikkönen hat sich mit seiner Ehefrau Minttu und den Kindern Robin und Rianna nach Porkkala in Südfinnland zurückgezogen, wo ihn mein Kollege Jean-Michel Desnoues von AUTOhebdo erreicht hat. Der 40jährige GP-Star sagt über sein derzeitiges Leben: «Ich gucke nicht zu oft Fernsehnachrichten und lese auch nicht allzu häufig Zeitung. Ich halte mich eher auf dem Handy über die jüngsten Entwicklungen auf dem Laufenden. Aber ich bin vom Thema nicht besessen.»

«Selbst wenn ich das Bedürfnis hätte, mich mehr zu informieren, käme ich nicht dazu, die Kinder halten mich auf Trab. Papa ist ein Vollzeit-Job. Am Abend setze ich mich dann schon hin und schau fern. Es ist ziemlich beängstigend, was da auf der ganzen Welt passiert und dass es nicht möglich ist, diesen Virus in den Griff zu bekommen. Aber die Panik darf nicht siegen, das wäre das Schlimmste, was wir tun könnten. Wir müssen uns einfach daran halten, was man uns sagt – zuhause bleiben!»

«Was das Training angeht, so ist das kein Problem: Ich habe mir einen kleinen Fitnessraum eingerichtet, und wir haben genug Raum ums Haus herum, um auch draussen trainieren zu können. Um genau zu sein, liegt das Haus so abgelegen, dass ich sogar Motocross fahren kann! Was mein Programm angeht, so mache ich mehr oder weniger das, was ich sonst auch immer trainiere.»

«Auch bei unserem Team ist der grösste Teil der Belegschaft in vorgezogener Sommerpause, das Rennwagenwerk ist geschlossen. Ich tausche mit den Ingenieuren Nachrichten aus, aber es geht selten ums Auto. Wir sind ja seit den Wintertests nicht mehr zum Fahren gekommen.»

Der langjährige Ferrari-Pilot blickt einen Moment auf den vermeintlichen Saisonstart in Australien zurück: «Es gab keine andere Lösung als die Absage. Ich bedaure nur, dass wir überhaupt nach Melbourne geflogen sind. Vor dem Hintergrund, was sich da in Europa zusammenbraute, war es mehr als wahrscheinlich, was auf uns zukommen würde. Diese Entscheidung hätte zweifellos früher getroffen werden können. Der überwiegende Teil der Menschen im Formel-1-Fahrerlager stammt aus Europa, und es musste klar sein – das Ansteckungsrisiko ist sehr hoch. Wir hätten nicht nach Australien reisen dürfen, aber letztlich war das nicht die Entscheidung der Piloten. Wir folgen den Vorgaben des Autosport-Weltverbands FIA und des Formel-1-Managements. Wenn es ein Rennen gibt, dann fahren wir hin.»

«Diese Pandemie war für alle Menschen ein brutales Erwachen, nicht nur für die kleine Welt der Formel 1. Was passieren muss, das passiert eben – im Moment steht im Mittelpunkt, dass die Menschen möglichst gesund bleiben. Wenn die Pandemie abebbt, ist noch genug Zeit für Fragen.»

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