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Max Verstappen: «Halte mich nie für den Favoriten»

Von Gerhard Kuntschik
Max Verstappen

Max Verstappen

Red Bull Racing-Star Max Verstappen fühlt sich bereit für den Saisonauftakt in Spielberg. Der Niederländer spricht über seine Vorbereitung, seine Erwartungen und seine schärfsten Rivalen.

Schafft er einen weiteren Rekord? Acht Formel-1-Siege bisher, gleich im ersten Einsatz für Red Bull Racing ein Sensationserfolg in Barcelona 2016: Es ist glaubwürdig, wenn Chef Helmut Marko seinen Schützling Max Verstappen (22) in diesem Jahr zum jüngsten Formel-1-Weltmeister machen will.

Daran denkt der Niederländer vor dem Neustart der Saison mit den ersten Rennen auf dem Red Bull Ring am 5. und 12. Juli nicht. Stattdessen schiebt er – trotz seiner beiden Siege im Aichfeld 2018 und 2019 – die Favoritenrolle Mercedes zu. Wie er die Zwangspause verbrachte und was er vom Restart in Österreich erwartet, sagt Verstappen im Interview.

Max Verstappen, war die lange Zwangspause ohne echte Rennen frustrierend?

Die war nicht schön, aber für viele Menschen rund um die Welt noch viel schlimmer. Zum Glück konnte ich wenigstens etliche Rennen auf dem Simulator fahren, aber ich hätte natürlich reale Formel-1-Rennen bevorzugt. Aber glücklicherweise geht es ja nächste Woche wieder richtig los.

Hast du dich in den vergangenen Monaten gelangweilt?

Na ja, ich war gelangweilt in dem Sinn, weil ich nicht ein Formel-1-Auto bewegen konnte, aber es war schon okay. Wenn du dir ansiehst, was in der Welt vor sich geht, kommst du darauf, wie glücklich du bist – also keine Klagen!

Wie hast du den Lockdown verbracht?

Ich war daheim in Monaco, zuerst war ich viel mit Sim-Racing beschäftigt, dann mehr mit physischem Training. In den vergangenen Wochen wurde das Training forciert, mein Trainer war auch hier. Das Leben wurde wieder mehr und mehr normal und ich hoffe, es wird für jeden bald leichter.

Wie sehr fieberst du dem Neustart entgegen?

Körperlich wird es nach den vielen Trainings kein Problem geben. Es wird verrückt sein so ganz ohne Fans und das ist eine Schande, aber ich will unbedingt zurück im Auto sein und werde mich bemühen, so schnell wie möglich zu fahren. Zumindest können die Fans uns im Fernsehen beobachten, und wir wollen ihnen die bestmögliche Action bieten!

Mit so vielen niederländischen Fans, die üblicherweise nach Österreich kommen, sind diese Rennen wohl etwas anderes? Die Atmosphäre entwickelt sich von Donnerstag bis zum Rennen, wie wird sie ohne die «orange Wand» sein?

Ich denke, wenn ich im Auto sitze und es ist, sagen wir, Beginn des Qualifyings, dann bin ich heiss. Um heiss zu sein, brauche ich die Fans nicht. Aber diesmal werde ich schon Blicke auf die Tribünen werfen und den Eindruck bekommen, es sei ein Testtag, an dem üblicherweise keine Zuschauer vor Ort sind. Also wird es anders als sonst sein, aber wenn ich im Auto bin, will ich den Fans etwas bieten, auch wenn sie nicht vor Ort sind, sondern vor dem Bildschirm sitzen.

Der neue Zeitplan verlangt mehr Rennen mit weniger Pausen dazwischen, wie gehst du damit um? Wird der Druck grösser?

Wir werden länger unterwegs sein, dürfen dazwischen nicht nach Hause. Das wird vor allem für die Teammitglieder mit Familien schwierig. Ich denke nicht, dass es für mich mehr Druck bedeutet, denn wir machen ja das, was wir lieben.

Wie hast du dich körperlich in Form gehalten und wie gehst du mental mit der neuen Situation um? Andere Fahrer wie zum Beispiel Lando Norris oder dein Teamkollege Alex Albon sind in Rennwagen unterer Kategorien gefahren.

Ich habe einige private Rennwagen bewegt, habe Simulator-Rennen absolviert und viel physisch trainiert. Ich fühle mich bereit.

Wie aussagekräftig sind die Daten aus den Wintertests nun noch, über vier Monate später und bei vermutlich viel wärmeren Temperaturen in Österreich und Ungarn?

Es ist dennoch mehr eine Fortsetzung als ein Start von null. Die Autos werden ziemlich verschieden sein im Vergleich zu den Wintertests mit allen Updates, die gebracht wurden. Damit beginnst du wieder und wirst im ersten Training sehen, wo du stehst. Aber das ist ja gleich für jeden, jeder muss mit einem unbekannten Gerät zurande kommen. (Schmunzelt) Vielleicht sind einige nach der langen Pause etwas eingerostet?

Nach zwei sensationellen Siegen auf dem Red Bull Ring 2018 und 2019: Fühlst du dich als Favorit? Wir gross ist die Chance auf einen «Threepeat»?

Ich halte mich nie für den Favoriten, gerade auf dem Red Bull Ring, der uns nicht so entgegenkommt wie andere Strecken. Der Sieg vergangenes Jahr war hart erkämpft. Es wird diesmal sicher nicht leichter, ich erwarte Mercedes in starker Form, und keiner kann genau sagen, wie gut Ferrari sein wird. Es wird ein harter Kampf werden, aber wir werden alles versuchen, den dritten Sieg in Folge in Österreich zu landen.

Wie werden sich die neuen Umstände mit ständigen Gesundheitstests, weniger Teampersonal, Isolation usw. auswirken?

Wir müssen dem Protokoll folgen und diese Tests absolvieren, um uns und alle anderen zu schützen. Das muss man immer im Kopf behalten.

Was erwartest du von zwei aufeinander folgenden Rennen auf derselben Strecke wie jetzt in Österreich und später in England? Eintönigkeit oder Spannung wegen des «Revanchegedankens»?

Das hängt natürlich vom ersten Rennen ab. Das macht das zweite dann leichter, jeder kennt die Strecke, jeder absolvierte viele Runden. Es wird vermutlich enger, es kommt noch mehr auf Details an. Es kann sehr spannend werden, wenn im zweiten Rennen neue Dinge versucht werden, wenn es am ersten Wochenende Probleme gab. Es wird also anders werden im zweiten Rennen – mit dem Vorteil, zuvor schon etwas gelernt zu haben.

Wen hältst du für deine schärfsten Rivalen in Österreich und im weiteren Saisonverlauf?

Das kann nur Mercedes sein.

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