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Franz Tost (AlphaTauri): Der Champion-Macher

Von Werner Jessner
Franz Tost

Franz Tost

​Sebastian Vettel, Max Verstappen, Carlos Sainz, Alex Albon & Co.: Seit 15 Jahren formt Teamchef Franz Tost in der Formel 1 Rennfahrer zu Siegertypen. Was sie mitbringen müssen und was er dann tut, erklärt er hier.

Die Scuderia AlphaTauri (zuvor Toro Rosso) ist der Ausbildungsplatz junger Formel-1-Piloten für höhere Aufgaben bei Red Bull Racing. Seit 2006 kümmert sich der Tiroler Teamchef Franz Tost um die aufstrebenden Piloten. In «The Red Bulletin» hat der Trinser darüber gesprochen, was aussergewöhnliche Rennfahrer von guten Piloten abhebt.

Spreu und Weizen
«Alle Fahrer, die zu uns kommen, müssen überdurchschnittliches Talent besitzen. Sonst ist der Versuch, sie auszubilden, uninteressant. Jetzt die Crux: Es ist nicht gesagt, dass Fahrer, die in der Formel 3 brillieren, auch in der Formel 1 top sein werden.»

«Ich schaue mir möglichst viele Rennen in kleineren Kategorien an, um eine fundierte Basis hinter diesen Auswahlprozess legen zu können. Talent bedeutet «natural speed»: das Abschätzen der Geschwindigkeit in Relation zum Grip-Level, den perfekten Bremspunkt, das richtige Einlenken, das Einschätzen, wie viel Geschwindigkeit man zum Kurvenscheitel mitnehmen kann, um danach optimal beschleunigen und möglichst viel Speed auf die nächste Gerade mitnehmen zu können.»

«Diese Fähigkeit hat ein Youngster, oder er hat sie eben nicht. Anhand der Datenaufzeichnungen ist jede Runde transparent. Zusätzlich halte ich mich bei Tests viel auf der Strecke auf, um die Fahrer zu studieren und zu schauen, was sie noch besser machen können.»

«Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen: Wir geben dem Rennfahrer Anweisungen, was er fahrerisch ändern muss, um eine bessere Zeit zu erzielen, zum Beispiel: Brems in dieser Kurve früher und lenk sanfter ein, um besser zum Scheitelpunkt zu kommen und früher aufs Gas zu können. Der talentierte Fahrer setzt das nach zwei bis drei Runden um. Der weniger talentierte braucht länger. Ich sage meinen Fahrern: Der Kindergarten ist vorbei. In der Formel 1 beginnt die harte Arbeit. Und dazu gehört das Talent, Anweisungen rasch und gut umzusetzen. Einem Vettel, Verstappen oder Ricciardo musste man nichts zwei Mal sagen.»

«Jetzt die schlechte Nachricht: Es gab zig Top-Talente in der Formel 1, die fahrerisch das Zeug zum Weltmeister gehabt hätten. Doch sie sind nie auch nur in die Nähe eines Grand-Prix-Sieges gekommen, weil eine einzige Zutat gefehlt hat, nämlich die folgenden.»

Leidenschaft und Ego
«Wer es in die Formel 1 schafft, muss ihr alles unterordnen. Rennfahren muss in dieser Lebensphase absolute Priorität haben – 365 Tage im Jahr. Aus diesem Grund arbeite ich sehr gerne mit extremen Egoisten zusammen. Nur die schaffen es, sich so radikal am Riemen zu reißen. Sie wissen, was sie für den Erfolg brauchen, setzen ihren Willen durch und lassen sich durch nichts ablenken. Wer auf der Rennstrecke seiner Freundin zuhört, hat schon verloren. Champions hören aufs Team, sonst auf keinen.»

«Max Verstappen war diesbezüglich durch die gute Arbeit seines Vaters und die vielen Siege in Nachwuchsklassen vielleicht auf dem höchsten Niveau all meiner Fahrer. Als Gegenbeispiel muss ich Sébastien Buemi nennen: Sauschnell, fleißig und diszipliniert, aber in entscheidenden Momenten hat die Nervenstärke gefehlt.»

Die Piloten bei Toro Rosso und AlphaTauri

2006: Tonio Liuzzi (I) und Scott Speed (USA)
2007: Tonio Liuzzi (I), Scott Speed (USA) und Sebastian Vettel (D)
2008: Sebastian Vettel (D) und Sébastien Bourdais (F)
2009: Sébastien Bourdais (F), Jaime Alguersuari (E) und Sébastien Buemi (CH)
2010: Sébastien Buemi (CH) und Jaime Alguersuari (E)
2011: Sébastien Buemi (CH) und Jaime Alguersuari (E)
2012: Daniel Ricciardo (AUS) und Jean-Éric Vergne (F)
2013: Daniel Ricciardo (AUS) und Jean-Éric Vergne (F)
2014: Jean-Éric Vergne (F) und Daniil Kvyat (RU)
2015: Max Verstappen (NL) und Carlos Sainz (E)
2016: Daniil Kvyat (RU), Max Verstappen (NL) und Carlos Sainz (E)
2017: Pierre Gasly (F), Daniil Kvyat (RU), Brendon Hartley (NZ) und Carlos Sainz (E)
2018: Pierre Gasly (F) und Brendon Hartley (NZ)
2019: Pierre Gasly (F), Alexander Albon (T) und Daniil Kvyat (RU)
2020: Pierre Gasly (F) und Daniil Kvyat (RU)

Das Neueste aus «The Red Bulletin» lesen Sie hier.

Lesen Sie am 14. Juli in Teil 2:
Franz Tost über Disziplin und Mortadella sowie über Passagiere und Piloten.

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