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Sieger Lewis Hamilton: Dehydriert, Knoten in der Wade

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton nach seinem Sieg

Lewis Hamilton nach seinem Sieg

​Der unersättliche Mercedes-Star Lewis Hamilton hat in Portugal seinen 92. GP-Sieg erobert – neuer Formel-1-Rekord. Aber er wurde von Krämpfen geschüttelt. Der Brite glaubt: «Ich war dehydriert.»

92 Siege, neuer Formel-1-Rekord, unglaublich: Lewis Hamilton hat mit seinem Triumph in Portugal die Bestmarke an sich gerissen – ein Sieg mehr als der grosse Michael Schumacher. Jetzt ist auch die Marke von unfassbaren 100 Siegen nicht mehr unmöglich.

Hamilton hat nun bei 262 WM-Einsätzen 92 Mal gewonnen, das entspricht einer Siegerquote von 35,11 Prozent. Noch eindrucksvoller wird diese Zahl, wenn wir uns die Quote in der Turbohybrid-Ära seit Anfang 2014 anschauen: 133 WM-Läufe, 70 Mal hiess der Sieger Lewis Hamilton, eine Quote von unfassbaren 52,63 Prozent! Lewis Hamilton hat nun so viele Grands Prix gewonnen wie die Ausnahmekönner Alain Prost und Ayrton Senna zusammen ...

Ein Spaziergang war dieses Rennen für Lewis Hamilton nicht: Zunächst ärgerte er sich mit körnenden Reifen herum und beklagte sich über seine Walzen am Funk. Aber durch überlegenes Reifen-Management erholte sich der Mailänder Gummi, und im weiteren Verlauf gaben die Reifen keinen Anlass zur Beschwerde.

Ein grösseres Problem waren die Schmerzen, mit welchen sich Lewis herumschlug. Der Engländer erklärt: «Formel 1 ist ein körperlich anspruchsvoller Sport, aber so etwas ist mir noch selten passiert. Ich bekam Krämpfe in meiner rechten Wade. Ich fing dann auf den Geraden an, das Gaspedal weniger stark durchzutreten. Es war sehr schmerzvoll. Aber ich wusste: Ich muss mich da durchbeissen, ständig vom Gas zu gehen, ist keine Option, wenn du ein Rennen gewinnen willst.»

«Ich habe generell heute eher wenig getrunken, vielleicht ist das der Grund. Ich weiss noch, wie ich ins Auto eingestiegen bin und gedacht habe – durchaus möglich, dass ich heute dehydriere. Ich benutze im Rennen nie eine Trinkflasche, niemals. Dieser Kurs hier ist körperlich anspruchsvoller als andere Rennstrecken, du wirst im Auto ziemlich durcheinandergeschüttelt, es geht hoch und runter und um jede Menge Kurven, du hast nie Zeit, auch nur einen Moment durchzuatmen.»

«Als ich auf die Start/Ziel-Gerade kam, fühlte sich die Wade an, als hätte ich mir eine Muskelzerrung zugezogen. Der Schmerz war irre. Also ging ich vom Gas. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, denn jedes Mal, wenn ich hart aufs Gaspedal trat, kam der Schmerz zurück. Es war eine reine Willensleistung. Einige Runden lang tat es wahnsinnig weh, aber dann klang das aus. Ich weiss nicht, wie der Körper auf so etwas reagiert. Ich spüre aber einen Knoten in der Wade. Das werde ich mir von Experten ansehen lassen.»

92 Siege, eine grosse Leistung. Es gehört zu den Qualitäten von Lewis Hamilton, immer Mannschaftsspieler zu sein: «Ich bin so stolz auf den Job, der meine Mannschaft an jedem einzelnen GP-Wochenende macht. Als ich zu Mercedes kam, hatte ich keine Kristallkugel. Ich wusste, dass wir Rennen gewinnen würden. Und ich glaubte fest daran, dass ich mit Mercedes Weltmeister werden kann. Aber hätte ich je an so viele Titel gedacht? Nein, ganz ehrlich nicht. Hätte ich je gedacht, dass wir so viele Rennen gewinnen würden? Natürlich nicht.»

Wo wird das alles noch hinführen? Was ist alles noch möglich? Lewis: «Das wird davon abhängen, wie wir weitermachen. Bislang sehe ich, wie niemand bei uns sich auf den Lorbeeren ausruht. Wir treiben uns ständig weiter an, und das ist vielleicht das wichtigste Siegesrezept. Wir gehen zu jedem Rennen mit einem Hunger, als hätten wir noch überhaupt nichts gewonnen. Ich weiss, das hört sich unglaublich an, aber genau so fühlt sich das im Team an.»

Portugal-GP, Portimão

1. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:30:00,085 h
2. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes, +25,592 sec
3. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +34,508
4. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +1:05,312 min
5. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +1 Runde
6. Carlos Sainz (E), McLaren, +1 Runde
7. Sergio Pérez (MEX), Racing Point, +1 Runde
8. Esteban Ocon (F), Renault, +1 Runde
9. Daniel Ricciardo (AUS), Renault, +1 Runde
10. Sebastian Vettel (D), Ferrari, +1 Runde
11. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo, +1 Runde
12. Alex Albon (T), Red Bull Racing, +1 Runde
13. Lando Norris (GB), McLaren, +1 Runde
14. George Russell (GB), Williams, +1 Runde
15. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo, +1 Runde
16. Romain Grosjean (F), Haas, +1 Runde
17. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1 Runde
18. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +2 Runden
19. Daniil Kvyat (RUS), AlphaTauri, +2 Runden
Out
Lance Stroll (CDN), Racing Point, Aufgabe

WM-Stand nach 12 von 17 Rennen

Fahrer
1. Hamilton 256 Punkte
2. Bottas 179
3. Verstappen 162
4. Ricciardo 80
5. Leclerc 75
6. Pérez 74
7. Norris 65
8. Albon 64
9. Gasly 63
10. Sainz 59
11. Stroll 57
12. Ocon 40
13. Vettel 18
14. Kvyat 14
15. Nico Hülkenberg (D) 10
16. Giovinazzi 3
17. Räikkönen 2
18. Grosjean 2
19. Magnussen 1
20. Latifi 0
21. Russell 0

Marken
1. Mercedes 435
2. Red Bull Racing 226
3. Racing Point 126
4. McLaren 124
5. Renault 120
6. Ferrari 93
7. AlphaTauri 77
8. Alfa Romeo 5
9. Haas 3
10. Williams 0

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