Jean Alesi über Hamilton und Verstappen: «So nicht»

Von Mathias Brunner
Jean Alesi und Lewis Hamilton 2019 in Le Castellet

Jean Alesi und Lewis Hamilton 2019 in Le Castellet

Der langjährige Formel-1-Fahrer Jean Alesi (56) ist verärgert: «Was mit Hamilton und Verstappen in Bahrain passiert ist, das verstehen die Fans nicht. Dabei gäbe es eine simple Lösung.»

Es ist so sicher wie der kommende Sonnenaufgang: Das Thema Pistengrenzen wird auch in Imola zu reden geben. Nach dem WM-Auftakt in Bahrain haben viele Formel-1-Fans ihrem Unmut Luft gemacht, viele von ihnen sind der Ansicht, die FIA habe versagt. Kernfrage: Wieso durfte Lewis Hamilton in Bahrain 29 Mal am Ausgang von Kurve 4 abkürzen, straffrei, aber Max Verstappen erhält später für das Verlassen der Rennstrecke an gleicher Stelle den Befehl, den Platz an Hamilton zurückzugeben?

Auch der langjährige Formel-1-Fahrer Jean Alesi hat sich Gedanken gemacht. Der heute 56jährige Südfranzose bestritt von Le Castellet 1989 bis Suzuka 2001 insgesamt 201 WM-Läufe, in Kanada 1995 konnte er gewinnen, damals als Ferrari-Fahrer. Meinem Kollegen Jean-Michael Desnoues von Autohebdo sagt der WM-Vierte von 1996 und 1997: «Was mit Hamilton und Verstappen in Bahrain passiert ist, das verstehen die Fans nicht. Dabei gäbe es eine simple Lösung.»

«Die Regeln sind hier einfach nicht klar. Lewis fährt nach seinem Boxenstopp ständig neben der Strecke, es gibt keine Strafe. Verstappen nutzt die gleiche Linie, um an Lewis vorbeizugehen, dann gibt es eine Strafe. Für mich braucht es hier mehr Klarheit. Und die muss so aussehen: Wenn ein Pilot mit allen vier Rädern neben der Bahn ist, muss er bestraft werden, und zwar unverzüglich.»

«Jeder Strecke hat einige Punkte, an welchen man nicht abkürzen sollte, weil das einen klaren Zeitgewinn bedeutet. Die Lösung wäre: Kürzt ein Fahrer ab, dann erhält er postwendend eine Durchtfahrtstrafe. Eine so klare Lösung lässt keinen Raum für Interpretation und Polemik. Als Lewis nach seinem Reifenwechsel auf die Bahn zurückkam, da wusste er genau – jetzt kommt eine für ihn ganz wichtige Rennphase. Indem er in Kurve 4 regelmässig neben der Bahn fuhr, genehmigte er sich einen stattlichen Zeitgewinn.»

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner sagte dazu in einer Videokonferenz nach dem Bahrain-GP: «Als Mercedes Tempo aufnahm, nutzten sie den angesprochenen Pistenbereich. Also haben wir natürlich bei der Rennleitung angeklopft, ob das okay sei. Wir reden hier immerhin von zwei oder drei Zehntelsekunden, die sich jede Runde gewinnen lassen.»

Oder anders gesagt: Mal 29 ergibt dies aufgerundet zwischen sechs oder neun Sekunden Zeitgewinn. Nicht zu verachten in einer Formel 1, in welcher es auf jede Zehntelsekunde ankommt.

Horner weiter: «Erst dann kam eine Warnung an Mercedes, bitteschön die Pistengrenzen einzuhalten. Wir brauchen hier endlich Beständigkeit. Wir brauchen hier schwarz oder weiss und nicht verschiedene Abstufungen von grau. Ich finde das alles frustrierend.»

Nochmals Jean Alesi: «Dass Max in Bahrain die Position an Hamilton zurückgeben muss, das muss er verdauen. Die Zeit läuft für ihn. Denn er weiss: Es kommen 22 weitere GP-Wochenenden, an welchen er gewinnen kann. Ein Machtwechsel liegt in der Luft. Es war letztlich nur eine Frage der Zeit, bis die Dominanz von Mercedes endet. Red Bull Racing darf der Saison guten Mutes entgegen sehen.»

Bahrain-GP in Sakhir

01. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, 1:32:03,897 h
02. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, +0,745 sec
03. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, +37,383
04. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, +46,466
05. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda, +52,047
06. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, +59,090
07. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, +1:06,004 min
08. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, +1:07,100
09. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, +1:25,692
10. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, +1:26,713
11. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1:28,864
12. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1 Runde
13. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, +1 Runde
14. George Russell (GB), Williams FW43B-Mercedes, +1 Runde
15. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, +1 Runde
16. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, +1 Runde
Out
Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda (Fahrzeug nach Kollision beschädigt)
Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43B-Mercedes (Turbolader)
Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault (Bremsen)
Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari (Unfall)


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