Morddrohungen wegen Alonso-Strafe

Gerhard Berger zu Verstappen–Hamilton: Endlich Duell

Von Mathias Brunner
Gerhard Berger 2017 am Red Bull Ring

Gerhard Berger 2017 am Red Bull Ring

Der zehnfache GP-Sieger Gerhard Berger (61) spricht in einer Sonderausgabe der Sendung «Sport und Talk aus dem Hangar-7» am Red Bull Ring über Blödsinn auf der Auslaufrunde und Emotionen.

In 210 Formel-1-Rennen hat Gerhard Berger so gut wie alles erlebt, was einem Grand-Prix-Fahrer passieren kann: Siege, knallharte Stallgefährten (Ayrton Senna), lebensbedrohliche Unfälle (Feuer-Crash mit Ferrari in Imola 1989). Der 61-jährige Tiroler spricht in einer Sonderausgabe der Sendung «Sport und Talk aus dem Hangar-7» am Red Bull Ring über das packende Duell um den Fahrer-WM-Titel zwischen Max Verstappen (Red Bull Racing-Honda) und Lewis Hamilton (Mercedes-Benz).

Der zehnfache GP-Sieger stellte am vergangenen Wochenende im Rahmen des Steiermark-GP fest: «Grundsätzlich ist das die beste Formel 1, die wir seit längerem gesehen haben, und ich werde langsam so richtig wieder zum Fan! Max Verstappen hat nun alle Mittel zur Verfügung, um Weltmeister zu werden. Er ist reif für seinen ersten Titel.»

«Wir haben jetzt ein echtes Duell zwischen einem jungen Fahrer wie Max und einem erfahrenen Mann wie Lewis. Wir erleben etwas, das früher ganz normal war. Heute heisst es Red Bull Racing gegen Mercedes, damals war es Williams gegen Ferrari oder McLaren gegen Williams. Bei Verstappen macht mir so viel Eindruck, wie viel er gelernt hat und wie wenige Fehler er heute macht. Und das sind zwei der Gründe, wieso wir in diesem Jahr ein so tolles Duell serviert bekommen.»

Max Verstappen hat am Sonntagabend nach seinem vierten Saisonsieg eine Verwarnung kassiert – wegen starken Verlangsamens auf der Start/Ziel-Geraden und einem Burnout. Gerhard Berger vertief in der Live-Sendung von ServusTV: «Ich habe mir gestern in diesen Sekunden gedacht – das wird gewiss noch zu reden geben! Eine Verwarnung ist hier angemessen. Mir gefällt aber generell, was in der MotoGP getan wird, wo die Auslaufrunde von einigen Fahrern schon mal zu einer richtigen Show gestaltet wird. Da müsste für die Formel 1 Raum sein für ein wenig Blödsinn.»

Der frühere Ferrari- und McLaren-Pilot, heute Chef der DTM, findet, dass Formel-1-Rennchef Michael Masi in der Königsklasse einen guten Job macht, «er hat da nahtlos von Charlie Whiting übernommen, ich mag besonders seine besonnene Art, das ist ideal für seinen Job. Die meisten Strafen, die von den Rennkommissaren verhängt werden, sind für mich nachvollziehbar. Aber Yuki Tsunoda zum Beispiel erhielt am Red Bull Ring nach dem Training drei Ränge zurück, weil er Bottas aufgehalten hatte. Das sah ich jetzt nicht so eng, aber grundsätzlich wird eine gute Balance gehalten zwischen Augenmass und Strenge.»

Zum jungen Honda- und Red Bull-Schützling Tsunoda, der am Funk schon mal explodieren kann, schmunzelt Gerhard Berger: «Ich mach mir da keine Sorgen. So lange Red Bull-Motorsportberater weiss, dass ein junger Fahrer gewaltig Gas gibt, und das tut Yuki ja, wird da ein Auge zugedrückt, auch wenn am Funk mal ein Kraftausdruck kommt. Bei uns damals war das kein Thema, weil bei uns der Funk qualitativ so schlecht war, dass man uns ohnehin kaum verstanden hat!»

«Das schönste in diesem Sport sind doch die Emotionen. Die Zuschauer sollen spüren – da sitzen Menschen am Lenkrad, die auch mal ausrasten, so wie in anderen Sportarten ja auch, und ich bin froh, dass wir diese Mittel haben, um den Fans das zu zeigen. Der Yuki erinnert mich mit seiner erfrischend offenen Art an den jungen Jean Alesi, und ich kann mir nur wünschen, dass sich Tsunoda nicht verändert. Denn die Fans lieben solche Piloten.»

Zur Dauerthema Pistengrenzen findet Gerhard Berger: «Früher hatten wir ausserhalb der meisten Kurven ein Kiesbett, also haben die Fahrer es tunlichst vermieden, die Pistengrenzen etwas weitläufig auszulegen. Die Fahrer sollen auf der eigentlichen Bahn bleiben und alles ist gut.»

Steiermark-GP, Spielberg

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, 1:22:24,357 h
02. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, +34,743 sec
03. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, +46,907
04. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda, +47,434
05. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, +1 Runde
06. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, +1 Runde
07. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, +1 Runde
08. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, +1 Runde
09. Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault, +1 Runde
10. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, +1 Runde
11. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1 Runde
12. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, +1 Runde
13. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, +1 Runde
14. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, +1 Runde
15. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1 Runde
16. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, +2 Runden
17. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43B-Mercedes, +3 Runden
18. Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari, +3 Runden
Out
George Russell (GB), Williams FW43B-Mercedes, Hydraulik
Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda, Kollision

WM-Stand nach 8 von 23 Rennen

Fahrer
1. Verstappen 156 Punkte
2. Hamilton 138
3. Pérez 96
4. Norris 86
5. Bottas 74
6. Leclerc 58
7. Sainz 50
8. Gasly 37
9. Ricciardo 34
10. Vettel 30
11. Alonso 19
12. Stroll 14
13. Ocon 12
14. Tsunoda 9
15. Räikkönen 1
16. Giovinazzi 1
17. Russell 0
18. Schumacher 0
19. Mazepin 0
20. Latifi 0

Konstrukteure
1. Red Bull Racing 252
2. Mercedes 212
3. McLaren 120
4. Ferrari 108
5. AlphaTauri 46
6. Aston Martin 44
7. Alpine 31
8. Alfa Romeo 2
9. Williams 0
10. Haas 0

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