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Zandvoort-Sportchef Jan Lammers: «Das ist einmalig»

Von Mathias Brunner
Er ist in Zandvoort geboren, er war Formel-1-Pilot, heute ist er Sportdirektor des Grossen Preises der Niederlande – Jan Lammers. Der 23-fache GP-Teilnehmer sagt: «Was wir hier machen, das ist einmalig.»

Schon als Jan Lammers in den 1980er Jahren Formel 1 fuhr, habe ich seinen selbstironischen Humor zu schätzen gewusst. Der 1956 in Zandvoort geborene Jan ist heute Sportchef des ersten Grossen Preises der Niederlande seit 36 Jahren. Als ich zu ihm sage, «So, Jan, der grosse Tag ist endlich da …», da lacht Lammers: «Ja, ein grosser Tag für den kleinen Mann, genau!»

Wie fühlt es sich an, nach all der Arbeit wieder ein Rennen auf seiner Strecke zu haben? «Wir haben zwei fabelhafte Tage hinter uns, wir sind wirklich sehr zufrieden. Die Leute kamen mit einem Lächeln auf den Lippen, und sie gingen mit einem Lächeln auf den Lippen. Das ist wirklich, was du dir als Sportchef wünschst. Am Samstag war es natürlich fabelhaft, dass Max die Pole-Position erobern konnte.»

«Was den Sport angeht, so erwarte ich viel Spektakel. Ich gehe davon aus, dass zahlreiche strategische Vorstellungen vom Rennverlauf über den Haufen geworfen werden – gelbe Flaggen, Safety-Car, rote Flagge. Es wird Zwischenfälle geben, da bin ich mir ganz sicher. Ich glaube, wir stehen vor einem unberechenbaren Grand Prix.»

«Was die Organisation betrifft, so war es eine immense Herausforderung, die Formel 1 zurückzubringen. Wir mussten viele Hürden überwinden, wir waren auch mehrfach vor Gericht, und ich gehe davon aus, dass rechtliche Widerstände bleiben. Aber bislang sind wir jedes Mal, wenn wir vor Gericht herausgefordert wurden, mit der Gewissheit aus dem Gerichtsgebäude getreten, dass wir alles richtig machen und uns an sämtliche Vorgaben halten. Wir befolgen auch an alle Vorschriften in Sachen Corona.»

Eine der Vorgaben der niederländischen Regierung: Das GP-Wochenende kann nicht mit voller Zuschauerkapazität stattfinden, also mit 105.000 Fans pro Tag, sondern die Obergrenze ist bei 70.000, also bei zwei Dritteln. Jan fährt fort: «Wir haben noch nicht alles durchgerechnet, aber die Entscheidung, ein Drittel weniger Fans haben zu können als geplant, die hat uns locker zehn Millionen Euro gekostet. Denn wir haben 100 Prozent Aufwand, aber jetzt nicht den erwarteten Ertrag. Und wir müssen daran denken, dass wir keinerlei finanzielle Unterstützung von der Regierung erhalten. Das war ein harter Schlag.»

«Gleichzeitig wollen wir nicht jammern. Wir haben gesehen, welches Leid die Corona-Pandemie den Menschen und der Wirtschaft zugefügt hat. Wenn wir also hier die Anlage zu zwei Dritteln füllen können, dann ist das Glas für uns zu zwei Dritteln voll.»

«Wir sind hier für eine lange Zeit. Und natürlich hoffen wir, dass wir dann 2022 und darüber hinaus jenes Fest vor komplett vollen Rängen bieten können. Für 2022 wollen wir ein riesiges Festival veranstalten, auch mit vielen Musik-Einlagen. Wir haben beim Eurovision Song Contest gezeigt, welche Party wir Niederländer auf grosser Bühne schmeissen können. Denn während wir sehr zufrieden sein dürfen, wie das hier alles abläuft, wollen wir im nächsten Jahr noch einen draufsetzen.»

Jan Lammers, 1988 Le Mans-Sieger mit Jaguar, sagt weiter: «Wir sind für die Zukunft sehr zuversichtlich. Denn in aller Bescheidenheit – wir zeigen an diesem Wochenende die Königsklasse so, wie sich die Formel 1 darstellen will. Mit einer fabelhaften Rennstrecke, mit vielen glücklichen Menschen, mit einer soliden Organisation. Wir sind auch Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit – nur zwei Prozent der Besucher kommen mit dem Auto zur Rennstrecke. Die meisten Menschen reisen mit dem Zug an oder mit dem Fahrrad oder sie gehen zu Fuss. So etwas ist bei einem europäischen Rennen einzigartig.»

Ist das September-Datum, verbunden mit dem Grossen Preis von Belgien, ein Termin, den Lammers behalten möchte? Oder macht es mehr Sinn, im Frühling in Zandvoort zu fahren? Jan: «Darüber mache ich mir keine Gedanken, denn der WM-Kalender obliegt der Formel 1 und der FIA. Ich konzentriere mich darauf, dass wir einen der mehr als zwanzig Termine halten, und das wird mindestens für fünf Jahre so sein. Wir sind mit allem zufrieden. Als wir den Ticket-Verkauf begannen, hatten wir nach wenigen Tagen eine Million Anfragen erreicht.»

Vielleicht war klar, dass Jan Lammers der richtige Mann für ein Rennen ist, das 36 Jahre lang auf eine neue Ausgabe warten musste. Er debütierte blutjung mit Shadow in der Königsklasse. Aber nach seiner Formel-1-Sternstunde mit ATS (Startplatz 4 in Long Beach 1980, leider Antriebsdefekt in der ersten Runde) und einem Einsatz beim Heim-GP von Zandvoort 1982 mit Theodore dauerte es geschlagene zehn Jahre, drei Monate und 22 Tage, bis er wieder zu einem GP-Wochenende antrat, das war 1992 in Japan, mit March. Das ist bis heute Formel-1-Rekord.

Abschlusstraining GP der Niederlande

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, 1:08,885
02. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, 1:08,923
03. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, 1:09,222
04. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda, 1:09,478
05. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, 1:09,527
06. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, 1:09,537
07. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, 1:09,590
08. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, 1:09,933
09. Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault, 1:09,956
10. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, 1:10,166
11. George Russell (GB), Williams FW43B-Mercedes, 1:10,332
12. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, 1:10,367
13. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, 1:10,406
14. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43B-Mercedes, 1:11,161
15. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, 1:11,314
16. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda, 1:10,530
17. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, 1:10,731
18. Robert Kubica (PL), Alfa Romeo C41-Ferrari, 1:11,301
19. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, 1:11,387
20. Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari, 1:11,875

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