Alex Baumgärtel (Kalex): «Es kommen tolle Talente»

Von Günther Wiesinger
In Portugal war Kalex wieder zu dritt: Reinhard Mandl (vormals KTM), Michael Ferger und Alex Baumgärtel (ganz rechts)

In Portugal war Kalex wieder zu dritt: Reinhard Mandl (vormals KTM), Michael Ferger und Alex Baumgärtel (ganz rechts)

Kalex-Geschäftsführer Alex Baumgärtel ist gespannt auf die schnellen Rookies und Beaubier, Bendsneyder und Di Giannantonio, die 2021 erstmals Kalex fahren. Er rechnet mit mindestens 15 Rennen.

Der deutsche Motorradhersteller Firma Kalex engineering aus Bobingen hat in der Moto2-WM seit 2011 acht von neun möglichen Fahrer-WM-Titeln gewonnen und dazu seit 2013 acht Konstrukteurs-WM-Titel hintereinander. Die Firma von Alex Baumgärtel und Klaus Hirsekorn (ihre Vornamen ergeben den Markennamen) haben in der Mittelgewichtsklasse bereits 125 GP-Siege errungen.

Bei Kalex sind jetzt insgesamt acht Personen beschäftigt, nicht weniger als elf Moto2-Teams mit 22 Piloten werden beliefert. Dazu tummeln sich im Feld vier Speed Up-Bikes, zwei NTS und zwei MV Agusta.

Doch durch Corona kämpft auch Kalex mit sinkenden Umsätzen und Absatzzahlen. Viele Teams haben wegen des Design-Freeze für Aerodynamik, Rahmen, Schwinge und Tank weniger Teams Chassis-Pakete bestellt. Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com spricht Kalex-Geschäftsführer Alex Baumgärtel über die Herausforderungen für die kommende Saison.

Alex, wer sind aus deiner Sicht die Moto2-Favoriten für 2021? Was ist von den Rookies zu erwarten?

Wie immer wage ich keine Prognosen, schon gar nicht vor der Saison. Favoriten hab' ich viele, aber gespannt bin ich auf Cameron Beaubier, der neu aus den USA dazu kommt, dazu noch auf Fabio Di Giannantonio und Bo Bendsnyder, die zum ersten Mal auf unserem Motorrad sitzen. Ich glaube, man kann auch die eine oder andere Überraschung von den Neuzugängen Vietti, Arbolino und Co. erwarten. Da kommen tolle Talente nach.

Was traust du Schrötter und Lüthi zu?

Für beide war 2020 nicht das erfolgreichste Jahr ihrer Karriere. Tom Lüthi wechselte zu SAG und Marcel die Seiten im bestehenden Team. Beide haben somit neue Grundvoraussetzungen geschaffen, um neu durchzustarten und Erfolg zu haben. Das wünsche ich Tom wie Marcel.

In den letzten Jahren sind Suter, Tech3 und KTM ausgestiegen. Speed-up hat 2021 kein Rennen gewonnen. Wünschst du dir mehr Konkurrenz? Zeichnet sich ein neuer Hersteller ab?

Natürlich tun mehr Hersteller einer Meisterschaft gut. Aber ich denke, wir haben Konkurrenz. Die Speed Up ist ein siegfähiges Motorrad, das haben sie schon bewiesen. Und NTS und MV Agusta entwickeln sich als «junge Hersteller» auch immer besser. Bei so geringen Zeitabständen kann sich kein Hersteller einen groben Schnitzer erlauben; das ist schon jedes Jahr spannend für uns. Von einem neuen Hersteller weiß ich derzeit nichts.

Die Entwicklung der Bikes wurde am Stand 2020 eingefroren. Was bedeutet das genau? Gibt es Bereiche, in denen man dennoch entwickeln darf als Chassis-Hersteller oder Team? Elektronik? Aerodynamik? Steifigkeit?

Eingefroren sind: die komplette Aerodynamik, Tank, Rahmen, Schwinge, also die «Performance Key Features». Alles andere darf verändert werden. Somit liegt der Fokus auf der Peripherie, auf allen anderen Teilen, die zur Performance beitragen und vom Reglement frei sind.

Wie beurteilst du das Konzept der Dorna mit 1300 Personen usw.? Wie viele Techniker darfst du ins Paddock bringen? 2020 durfte Kalex nur zu zweit vor Ort sein, statt zu viert wie geplant für vergangene Saison.

Hier kann ich nur ein großes Lob an die Dorna und IRTA aussprechen. Sie haben besser reagiert und organisiert als so manche Landesregierung. Sie haben in kurzer Zeit ein tragfähiges Konzept auf die Beine gestellt, welches den Erhalt der Meisterschaft gesichert hat. Dieses «closed doors protocol» ist zwar sehr streng, aber meiner Meinung nach der einzig richtige Weg.

Zu Anfang war wir 2020 nur zu zweit vor Ort, konnten aber nach den Rennen in Misano zu dritt vor Ort sein. So ist das auch für 2021 geplant.

Was bedeutet das «closed doors protocol» für Kalex? Wie viele PCR-Tests hast du schon gemacht? Was kosteten sie für Kalex? Wer bezahlt das?

Das bedeutet primär erst einmal Aufwand. Man muss deutlich mehr Papiere ausfüllen und die Reiseplanung ist bedeutend aufwändiger mit der Planung von PCR-Tests usw. Ich bin wirklich froh, dass wir eine kleine Firma sind. Ich glaube, bei den großen Teams brauchst du eine Planstelle mehr. Sonst bedeutet das Gesundheits-Protokoll, dass man sich nur in seinem Hotel oder auf der Rennstrecke aufhalten darf und sich an die Hygiene-Regeln zu halten hat. Das ist alles auszuhalten.

Ich persönlich hatte ca. 30 PCR-Tests in 2020. Im Prinzip wird jeweils vor und nach einem Event getestet. Die Kosten variieren. Sie betragen bis zu 130 € pro Test und werden für unsere Mitarbeiter von KALEX getragen.

Was erwartetest du Corona-mäßig von der Moto2-Saison 2021? Wird es einfacher als 2020? Wenn ja, warum? Mit wie vielen Rennen rechnest du? Werden Übersee-GP möglich sein außer Katar?

Ich möchte hoffen, dass 2021 einfacher wird, befürchte aber das Gegenteil. Im Moment sind die Reisebestimmungen eher verschärft, die wirtschaftlichen Folgen von Lockdown und Co. kommen erst noch richtig zum Tragen.

Wie es nach nach zwei Katar-GP mit den Übersee-Rennen im Herbst gehen kann, bleibt abzuwarten. Aber ich denke, dass wir eine Saison wie letztes Jahr mit 15 Rennen durchziehen können.

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