Schwantz: «Die MotoGP ist etwas langweilig geworden»

500er-Ikone Kevin Schwantz
Kevin Schwantz, 500er-Weltmeister von 1993 und 25-facher Grand-Prix-Sieger, fand sich in einer relativ fremden Umgebung wieder, als er am vergangenen Wochenende das Superbike-WM-Event in Cremona besuchte. Schwantz, der selbst nie in der seriennahen Weltmeisterschaft fuhr, machte sich in den USA zunächst als Superbike-Pilot einen Namen, bevor er zu einer Suzuki-GP-Ikone wurde.
SPEEDWEEK.com sprach mit dem 60-Jährigen in Cremona. Seine persönlichen Erinnerungen an die Superbike-WM gingen auf einen alten Kumpel von ihm zurück. «Ich erinnere mich daran, wie mein Freund Fred Merkel die ersten beiden Meisterschaften gewann», sagte Schwantz. «Superbikes sind immer gutes Racing. Ich habe mich vorhin unterhalten und gesagt: 'Ich denke, die MotoGP ist ein bisschen langweilig geworden, also bin ich hierhergekommen, um etwas Rennsport zu sehen.’»
Schwantz trat von 1986 bis 1995 in der Königsklasse der Motorrad-Weltmeisterschaft an – und zwar immer auf Suzuki. Auf die Frage, ob der Unterschied zwischen MotoGP- und Superbike-Fahrern in der aktuellen Viertakt-Ära größer oder kleiner ist im Vergleich zu der Zeit, als es in der Motorrad-WM die Zweitakter und in der Superbike-WM die Viertakter gab, meinte Schwantz, dass der Wechsel von den Superbikes in die MotoGP heutzutage leichter fallen sollte. «Auf jeden Fall. Die Elektronik, die jetzt in den Superbikes steckt, ist natürlich nicht das, was sich in den MotoGP-Maschinen befindet. Ich denke aber, dass die Superbike-Fahrer sofort einsteigen könnten. Toprak, Nicolo, jeder von diesen Jungs.»
Der US-Amerikaner war bekannt für seinen wilden Fahrstil. Er war jahrelang an der Spitze und gilt im GP-Sport als Ikone. Wem im Superbike-Paddock würde er ein ähnliches Talent attestieren? «Ich würde gerne glauben, dass ich Talent hatte», schmunzelte er. «Aber Toprak zeigt, dass er alles auf einem Motorrad machen kann. Ich konnte Motorradrennen und eine 500er fahren. Ich denke aber, Toprak zeigt, dass seine Fähigkeiten als Motorradfahrer – mit den Stoppies, usw. –, und seiner Art und Weise, das Motorrad zu kontrollieren, erstaunlich sind. Bulega ist ein bisschen ruhiger, aber beide Jungs sind derzeit auf einem Top-Niveau. Bulega ist in der Moto3 und Moto2 gefahren, Petrucci hat in der MotoGP gewonnen. Das Feld in der Superbike-WM hat eine Menge Talent.»
Es mag überraschen, dass Schwantz der Meinung ist, dass die Fahrer auf den heutigen Viertaktern körperlich mehr leisten müssen als auf den legendären und bissigen 500ern. «Körperlich ist es jetzt wahrscheinlich anspruchsvoller», sagte der Texaner. «’Verzeihend’ ist eine gute Beschreibung für die Motorräder von heute. Mit der Elektronik kannst du kleine Fehler machen – es macht nicht ‚Whaaaaack-boom!‘ und das Motorrad schickt dich zum Mond wie eine 500er. Aber man stürzt immer noch auf den Boden, und jedes Mal besteht die Möglichkeit, dass man sich verletzt.»