MotoGP-Vertrag für Toprak zeigt Wirkung

Weckruf durch Toprak: Es gibt auch einen anderen Weg

Von Ivo Schützbach
«Wir können junge Fahrer auf dem Superbike wachsen lassen und sie dann in die MotoGP bringen, das sollte die Idee sein», sagt Ducati-Sportdirektor Mauro Grassilli. Nicolo Bulega (25) hat dabei eine Vorreiterrolle.

Seit Ben Spies 2010 ist kein Superbike-Weltmeister mehr in die MotoGP umgestiegen, 2026 macht es ihm Toprak Razgatlioglu nach. Der türkische BMW-Star hat einen Zwei-Jahres-Vertrag mit Yamaha unterschrieben und wird für Pramac Racing antreten.

Die Wertschätzung des zweifachen Champions färbt auch auf dessen seit 2024 einzigen ernsthaften Widersacher Nicolo Bulega aus dem Aruba-Ducati-Werksteam ab. Der Italiener führt die Superbike-WM 2025 vor den Rennen in Donington Park am kommenden Wochenende mit neun Punkten Vorsprung auf Razgatlioglu an. Nico soll für den Hersteller aus Borgo Panigale den Titel holen – und auch den im nächsten Jahr. Der Superbike-Vertrag des 25-Jährigen wurde am 10. Juni bis Ende 2026 verlängert, zudem wird Bulega Entwicklungseinsätze für das MotoGP-Projekt bestreiten und Ducati-Testpilot Michele Pirro dabei helfen, die Desmosedici in die 850er-Ära zu überführen, in der ab 2027 mit Pirelli-Reifen gefahren wird.

Der Hintergedanke ist klar: Ducati will den Superbike-Shootingstar für die Premier-Class aufbauen. «In der Vergangenheit haben wir Fahrer aus der Superbike- in die MotoGP-WM gebracht, vielleicht sollten wir zu diesem Ansatz zurückkehren», sagte Sportdirektor Mauro Grassilli gegenüber SPEEDWEEK.com im Frühjahr 2025. «Wir können junge Fahrer auf dem Superbike wachsen lassen und sie dann in die MotoGP bringen, das sollte die Idee sein.»

Von derzeit sechs MotoGP-Fahrern stehen vier direkt bei Ducati unter Vertrag: Neben den beiden Lenovo-Werkspiloten Marc Marquez und Pecco Bagnaia sind das Fermin Aldeguer im Gresini-Team und Fabio Di Giannantonio bei VR46.

Auf einen der Plätze in den Satelliten-Teams zielt Bulega für 2027 ab, der bereits viel für Ducati geleistet hat: Er gewann 2023 die Supersport-WM, eroberte in dieser Klasse 16 Siege und 30 Podestplätze. In seinem Superbike-Debütjahr 2024 wurde Nico auf Anhieb Vizeweltmeister, in seinen bislang 54 Superbike-Rennen stand er 39 Mal auf dem Podium, 15 Mal als Erster. Bei den Veranstaltungen in diesem Jahr auf Phillip Island in Australien und in Cremona in Norditalien gelang ihm das Triple mit Siegen in allen Läufen.

«Seit es die Neuigkeit gab, dass Toprak aus der Superbike- in die MotoGP-WM wechselt, wird auch Nicolo anders wahrgenommen», erzählte Aruba-Teameigentümer Stefano Cecconi im Exklusiv-Interview von SPEEDWEEK.com. «Er wird jetzt erst mal nur mit der MotoGP-Maschine testen. Aber die Idee ist, wenn die Tests sehr gut laufen und er sehr schnell ist, dass auch er eine Chance bekommen könnte, in die MotoGP zu gehen. Deutlich mehr Leute verstehen jetzt, dass auch das ein Weg in die MotoGP sein kann – wenn du Superbike-WM fährst und in dieser dominierst. Oder wenn du beweist, dass du herausragend schnell bist. Das bedeutet vielleicht sogar mehr, wie wenn du gut oder unter den Topfahrern in der Moto2 bist. Dieses Umdenken wird aber nicht plötzlich einsetzen, es braucht etwas Zeit.»

Der Norditaliener ist überzeugt: «Wenn ein Fahrer herausragend talentiert ist, dann wird er sich mehr oder weniger überall sehr gut schlagen. Wir müssen einkalkulieren, dass die Superbikes von einer MotoGP-Maschine nicht so weit entfernt sind – was die Elektronik betrifft, sind sie sehr komplex. Du lernst auf einem heutigen Superbike, wie du mit der Elektronik umgehst und deren volles Potenzial nutzt. In der Superbike-WM gibt es viel mehr Elektronik als in der Moto2. In der Moto2 musst du talentiert sein, um Erfolg zu haben. Aber was die Elektronik betrifft, beginnst du anschließend in der MotoGP bei null. Ein Superbike hat auch einen kraftvollen Motor. Bis vor einigen Jahren sah es so aus, als gäbe es nur einen Weg in die MotoGP. Jetzt kann ein Moto2-Fahrer auch in Superbike-WM gehen, sich dort beweisen und wird anschließend für die MotoGP in Betracht gezogen.»

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