KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Beschwerde Sauber und Force India: EU-Mühle zu träge

Von Mathias Brunner
Monisha Kaltenborn (rechts) mit Bob Fernley und Vijay Mallya von Force India

Monisha Kaltenborn (rechts) mit Bob Fernley und Vijay Mallya von Force India

​Force India und Sauber reichten im September 2015 in Brüssel eine Beschwerde ein. Sie wollen wissen, ob die F1-Verträge nicht das EU-Wettbewerbsrecht verletzt. Inzwischen sind sie ein Schrittchen weiter.

Anneliese Dodds, Mitglied des Europa-Parlaments, besuchte im Juli 2015 Force India. Die 38jährige Schottin ist in Formel-1-Kreisen berüchtigt. Denn sie hatte im Frühling zuvor der Dänin Margrethe Vestager einen Brief mit heissem Inhalt geschrieben. Dodds wollte von der EU-Kommissarin für Wettbewerb wissen, ob bei den geschäftlichen Strukturen in der Formel 1 nicht möglicherweise EU-Recht verletzt werde.

Der Grund, wieso Dodds damalsauf das Thema aufmerksam wurde: Die beiden 2014 in Konkurs geratenen Rennställe Marussia und Caterham lagen in ihrem südostenglischen Wahlkreis. Dodds argumentierte, dass einer der Gründe für den Niedergang der Rennställe die Verteilung des Geldes im Formel-1-Sport sei. Aus Marussia wurde dann Manor, die erneut in die Zahlungsunfähigkeit schlitterten, Caterham war nicht mehr zu retten.

Dodds sagte nach dem Besuch bei Force India: «Seit dem Kollaps von Marussia und Caterham, habe ich Bedenken, was die Formel 1 angeht. Der Konkurs bedeutete nicht einfach vier Autos weniger in der Startaufstellung. Es bedeutete hunderte von hochqualifizierten Fachkräften ohne Job und mit unsicherer Zukunft. Daher habe ich das Thema in Brüssel einige Male auf den Tisch gebracht – um zu sehen, ob man das vielleicht etwas genauer unter die Lupe nehmen müsste. Der zuständige Kommissar hat mir klargemacht, dass sie so lange nicht handeln kann, bis eine formelle Beschwerde der Teams selber vorliegt. Wenn es also Rennställe gibt, die finden, das wäre der richtige Weg, dann sollten sie den beschreiten.»

Vijya Mallya (Force India) und Monisha Kaltenborn (Sauber) haben im Spätsommer 2015 eine formelle Beschwerde eingereicht. Force India liess dazu verlauten: «Sahara Force India ist eines von zwei Teams, das eine Beschwerde bei der Europäischen Union eingereicht hat. Wir stellen die Führung der Formel 1 in Frage und wollen aufzeigen, dass der Verteilschlüssel des Geldes und die Entscheidungsfindung bei den Regeln unfair und widerreichtlich sind.»

Aber die Mühlen der EU mahlen gemächlich: Erst in dieser Woche, also nach mehr als 16 Monaten, hat das EU-Parlament mit 467:156 Stimmen beschlossen, dass die Einnahmenverteilung in der Formel 1 betrachtenswert sei.

Wie geht es nun weiter? Marghrete Vestager muss entscheiden, wie dringlich der Fall Formel 1 ist. Je nach Einstufung der Dänin kann es Jahre dauern, bis sich die EU erneut mit der Geldverteilung im GP-Sport befasst. Geklärt werden müsste dann, ob der Verteilschlüssel der Formel 1 europäisches Wettbewerbsrecht verletzt. Und falls ja, ob dies als bestrafenswert eingeschätzt werden muss und vor Gericht gehört.

Der abgesetzte Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone hat mit den Rennställen Verträge abgeschlossen, die bis 2020 gelten. Die neuen Formel-1-Grossaktionäre von Liberty Media haben angekündigt, sich die Preisgeldverteilung sehr genau anzusehen. Es ist davon die Rede, dass die US-Amerikaner Sonderzahlungen an die Top-Teams abschaffen wollen.

Angesichts von Arbeitslast und Dringlichkeiten in Brüssel ist es durchaus denkbar, dass die Beschwerde von Force India und Sauber zu spät eingereicht wurde, um irgendetwas zu bewirken.

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