Valtteri Bottas (Mercedes): Null Plan gegen Hamilton

Von Mathias Brunner
Valtteri Bottas

Valtteri Bottas

​Valtteri Bottas (27) wirkt wie ein Kind, dem erklärt wurde: Weihnachten findet dieses Jahr an 365 Tagen statt. Der Finne spricht über erste Erfahrungen mit dem Silberpfeil und Lewis Hamilton.
Valtteri, wie ist es nach den ersten sechs Wochen bei Mercedes?

Heute ist für mich ein ganz besonderer Tag – erstmals hinter dem Rennlenkrad! Es war eine fabelhafte Erfahrung. Es gibt so viel zu tun, aber ich glaube, wir schöpfen jeden Tag ideal aus. Jede Stunde ist eine neue Erfahrung. Noch vor wenigen Tagen im Werk hätte ich nicht geglaubt, dass der Wagen fertig wird, aber heute steht er hier. Ich bin da parteiisch, aber ich finde, es ist der schönste Renner von allen. Auf der Piste ist alles glatt gelaufen. Wir hatten keine Probleme, nicht mit dem Motor, nicht mit dem Chassis, nicht mit der Aerodynamik, alles ist glatt gelaufen. Du spürst mehr Abtrieb. Ich habe noch nie ein Auto bewegt, das so viel Saugnapfwirkung aufbaut. Das fühlt sich alles prima an.

Du bist in die Formel 1 gekommen, als Reifenschonen ganz wichtig gewesen ist. Nun sollt ihr Fahrer mit den Pirelli mehr angreifen können. Was bedeutet das für dich?

Ob wir wirklich härter attackieren können, das wird sich zeigen. Aber mir passt das prima. Jeder Racer würde gerne ständig am Limit fahren. Die Reifen hier sind so genannte Demo-Reifen, das sagt noch gar nichts aus. Aber es stimmt schon, die Vorgabe ist, dass wir länger härter fahren können. Wie sich das anfühlt, darüber kann ich dann beim Spanien-Test mehr sagen.

Wie hast du dein Training umgestellt?

Ich habe vier Trainingslager absolviert, abgesehen vom üblichen Programm. Ich habe die Trainingseinheiten intensiviert, wir haben den Schwerpunkt auf mehr Kraft gelegt, aber komplett umgestellt habe ich das Programm wegen der neuen Autos nicht.

Du fährst gegen einen der ganz Grossen der Branche. Wie willst du die Festung Hamilton knacken?

Klar muss das mein Ziel sein. Einfach wird das nicht, ich weiss das. Es gibt keinen besonderen Plan. Ich will einfach jeden Tag mein Bestes geben. Dann muss sich zeigen, ob das reicht. Ich fühle mich gut. Wenn ich nicht das Gefühl hätte, Lewis schlagen zu können, dann würde ich zuhause bleiben und nicht in einen Silberpfeil klettern. Aber ich muss das Schritt um Schritt machen. Wenn der Wagen so gut ist, wie wir uns das von ihm erhoffen, dann muss ich von Anfang an in der Lage sein, um Pole-Positions und Siege mitzureden. Ich konnte mit Williams einige Podestränge erringen, wenn das Auto schnell genug war. Ich fühle mich bereit für ein Top-Team und den nächsten Schritt.

Welche Eindrücke hast du von Hamilton gewonnen?

Wir haben ein wenig geplaudert. Er freut sich so auf die Saison wie auch ich. Er ist aufgeregt über das neue Auto, so wie ich auch. Ich spüre zwischen uns eine gute Energie. Ich sehe keinen Grund, wieso wir nicht miteinander auskommen sollten. Ich bin der Meinung, zwei Fahrer können auf der Piste hart gegeneinander fahren, aber dennoch normal miteinander umgehen.

Du hast lediglich einen Einjahresvertrag erhalten. Wie willst du Mercedes überzeugen, dich über 2017 hinaus zu behalten?

Mit Leistung, ganz einfach. Es liegt alleine an mir. Ich habe diese tolle Chance erhalten, die Erwartungen an mich sind gross. Aber die Erwartungen an mich selber sind mindestens so gross. Mein Ziel muss darin bestehen, auf Jahre hinaus für Mercedes zu fahren.

Du bist der Neue, du bist auch spät zum Team gestossen. Ist das ein grosser Nachteil?

Erst Mitte Januar zum Team zu stossen, ist generell kein Vorteil. Aber ich finde wirklich, wir haben aus jedem Team das Maximum geholt. Die Situation ist eben, wie sie ist. Ich war sieben Jahre bei Williams, ich weiss, welcher Vorteil es ist, alle Menschen und alle Zusammenhänge in einem Team zu kennen. Aber das kann ich alles aufholen. Ich mache mir keine Sorgen. Spät zum Team zu stossen, ist auf der Rennstrecke für mich kein Nachteil. Nur abseits davon.

Wie fühlt es sich an, für das Weltmeister-Team zu fahren?

Jedes Formel-1-Team ist gross. Jeder Rennstall macht exzellente Arbeit. Der grosse Unterschied: Mercedes hat erheblich mehr Mitarbeiter als ich es gewohnt gewesen bin. Und die Messlatte der Technik liegt viel höher. Das ist eben so in einem Siegerrennstall. Ich sehe, wieso Mercedes so gut ist. Die Menschen sind nicht satt vom Erfolg. Sie stellen sich vielmehr ständig in Frage, sie bleiben neugierig und hungrig und selbstkritisch. Ich als Fahrer kann hier auch auf ein neues Niveau kommen.

Lewis Hamilton meinte, es passe ihm nicht, dass ein Stallgefährte alle Daten anschauen könne. Was meinst du dazu?

(Lacht.) Nichts, was ich dazu sage, ändert etwas. Wir wollen als Fahrer das Team vorwärtsbringen. Als Pilot darfst du nicht nur an dich selber denken, es ist ja im Interesse beider Fahrer, schneller zu werden, also habe ich kein Problem damit, die Daten offen zu legen.

War es hier in Silverstone bei diesen Bedingungen überhaupt möglich, ein Gefühl für den Wagen zu erhalten?

Also du merkst schon, dass du mehr Abtrieb hast. Aber das ist erst ein Appetithappen, du fragst dich ständig, was passiert, wenn du dem Auto mal richtig die Sporen geben kannst. Dazu werden wir in Spanien die Gelegenheit erhalten, und darauf freue ich mich sehr.

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