Formel 1-Comeback Indy, Roger Penske: «Ja, wir reden»

Von Mathias Brunner
​2007 war die Königsklasse vorderhand letztmals auf dem Indianapolis Motor Speedway im Einsatz. Indy-Besitzer Roger Penske will die Formel 1 zurückholen. Er bestätigt Gespräche mit der F1-Führung.

Der US-amerikanische Unternehmer Roger Penske (83) hat im vergangenen November für 1 Millarde Dollar die IndyCar-Rennserie und den Indianapolis Motor Speedway gekauft. Seit 1945 war die Hulman-Familie Besitzer der legendären Rennstrecke Indianapolis Motor Speedway. Über einen Kaufpreis ist damals nichts verraten worden, US-amerikanische Insider siedeln ihn im Bereich von einer Milliarde US-Dollar an.

Roger Penske ist einer der erfolgreichsten Rennstallchefs weltweit. Sein Team hat in allen wichtigen Serien Siege eingefahren, mehr als 500 insgesamt, mehr als 200 alleine im IndyCar-Sport, an welchem er sich seit 1968 beteiligt. Das legendäre Indy 500 hat Penske 18 Mal gewonnen.

Penske, mit seiner Transport-Firma steinreich geworden, beschäftigt 60.000 Arbeitnehmer, war früher selber erfolgreicher Rennfahrer, 1961 und 1962 sogar sporadisch Formel-1-Pilot, 1976 gewann er als Teambesitzer mit John Watson am Lenkrad den WM-Lauf von Österreich.

Eigentümer der Rennstrecke, der Serie und gleichzeitig Wettbewerber zu sein, natürlich ist das ein Interessenkonflikt. Penske meint: «Ja, die Frage nach der Integrität ist nachzuvollziehen. Wir werden hier einen fetten Strich ziehen und meine Glaubwürdigkeit weiter beweisen müssen. Falls wir da gewisse Grenzen überschreiten, werden wir es sehr schnell zu hören bekommen. Mir schauen viele Menschen auf die Finger.»

Die legendäre Rennstrecke Indianapolis Motor Speedway hat erst zum dritten Mal den Besitzer gewechselt. Tony Hulman übernahm die verlotterte Bahn nach dem Zweiten Weltkrieg vom früheren Flieger-Ass und Rennfahrer Eddie Rickenbacker, der hatte die Bahn 1927 dem Erbauer Carl Fisher und seinen Geschäftspartnern abgekauft.

Wieso hat Tony George (Enkel von Tony Hulman) die Bahn verkauft? «Es war einfach an der Zeit, die Fackel weiterzureichen. Und ich könnte mir keinen besseren Mann dafür vorstellen als Roger Penske.»

Der hat 1951 als Teenager sein erstes Indy 500 erlebt, zusammen mit seinem Vater. Nun sagt der 83-Jährige: «Er wird auf uns herunterschauen und sagen – mein Sohn, du hat einen guten Job gemacht.»

Penske will in den kommenden Jahren mehr Motorhersteller in den IndyCar-Sport locken (derzeit Honda und Chevrolet), und er schliesst auch die Rückkehr der Formel 1 nach Indianapolis nicht aus. Von 2000 bis 2007 fand hier der Grosse Preis der USA statt. Roger Penske: «Wir hatten die Formel 1 hier, und wir können das wieder tun. Ich könnte mir auch vorstellen, dass wir hier ein 24-Stunde-Rennen austragen. Der Speedway ist eine fabelhafte Anlage, wir haben damit alle erdenklichen Möglichkeiten.»

Dem amerikanischen Journalisten Robin Miller von Racer gegenüber sagt Penske: «Mein Sohn Greg hat sich mit Formel-1-CEO Chase Carey getroffen, für ein paar einleitende Gespräche. Ist es an der Zeit, die Königsklasse zurückzuholen? Ich weiss noch nicht, ob das wirtschaftlich sinnvoll ist. Aber wenn, dann passiert es nicht vor 2022.»

Auf dem Indianapolis Motor Speedway fand in den Jahren 2000 bis 2007 der US-amerikanische WM-Lauf statt, für die Formel 1 wurde extra ein Streckenteil im Innenraum gebaut, dazu ein neuer Rennleiterturm. Der damalige IMS-Chef Tony George gab für die Umbauten 60 Millionen Dollar aus. Das Schicksal des F1-Laufs in Indy war mit der Blamage von 2005 besiegelt.

Michelin hatte Reifen in die USA gebracht, welche der Belastung im Oval-Teil der Strecke nicht gewachsen waren. Die Versicherungsexperten warnten die Franzosen: «Kommt es zu einem Unfall, möglicherweise mit verletzten Zuschauern, dann werdet ihr mit Prozessen eingedeckt, welche euch Millionen kosten.»

Ergebnis: Nach der Aufwärmrunde zum USA-GP fuhren alle Michelin-bereiften Autos an die Box. Zum Start stellten sich nur sechs Rennwagen mit Bridgestone-Walzen auf, zwei Ferrari, zwei Jordan und zwei Minardi.

Die Fans waren zunächst wie betäubt über dieses skurrile Schauspiel, dann wurden sie fuchsteufelswild, sie pfiffen und buhten, viele kritzelten spontan Schilder, auf welchen sie ihrer Abscheu Ausdruck gaben.

Nachdem ich damals die ganzen Berichte über diese Schande abgesetzt hatte, wollte ich am Abend mit dem Mietwagen vom Medienparkplatz losfahren. Der Platz war umringt von wütenden Fans. Als die geprellten GP-Besucher sahen, dass ich mit dem Zirkus etwas zu tun habe, wurde ich beschimpft und angespuckt. Ich konnte den Fans noch nicht mal böse sein. Aber es war dennoch erniedrigend. Ich schämte mich für meine Formel 1.

Formel-1-CEO Chase Carey hat immer betont, dass er gerne zwei, besser noch drei WM-Läufen in den USA hätte. Pläne in Miami sind wegen Einsprachen der Anwohner ins Stocken geraten, ein neuer Las-Vegas-GP liegt auf Eis. Die Formel 1 will unbedingt auf dem berühmten Strip fahren, die Casino-Besitzer sperren sich. Sie bleiben bei der Ansicht, dass die Formel 1 Las Vegas mehr braucht als Las Vegas die Formel 1.

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