Christian Danner (RTL): «Das war ein Riesenmist»

Von Mathias Brunner
Christian Danner (rechts) mit Haas-Teamchef Günther Steiner

Christian Danner (rechts) mit Haas-Teamchef Günther Steiner

​Viele Fans finden: Wie die Formel-1-Führung in Australien mit der Bedrohung Coronavirus umgegangen ist, war blamabel. Auch RTL-F1-Experte Christian Danner sagt: «Das war ein Riesenmist.»

Tausende von Melbourne-GP-Besuchern machten ihrem Unmut lautstark Luft: Sie standen am Freitagmorgen vor verschlossenen Toren am Albert-Park und wurden nicht auf die Rennanlage gelassen. Die meisten von ihnen sind nicht naiv, sie waren sich der immer grösser werdenden Bedrohung namens Coronavirus durchaus bewusst. Sie prangern vielmehr an, wie träge die Formel-1-Führung und die GP-Organisatoren gehandelt haben und wie schlecht sie auf dem Laufenden gehalten worden sind.

RTL schickte seine Fachleute gar nicht erst nach Melbourne. RTL-Sportchef Loppe sagte: «Die Verbreitung des Coronavirus, die damit verbundenen, nicht kalkulierbaren Gesundheitsrisiken für alle Kolleginnen und Kollegen und darüber hinaus eine aufgrund der Sofortmassnahmen bei Ansteckung nicht mehr zu gewährleistende Sendungssicherheit, das alles lässt nur eine Entscheidung zu, nämlich aus dem Sendezentrum Köln zu produzieren.» Das galt zunächst für den Vietnam-GP und wurde später auf die Rennen von Australien und Bahrain ausgeweitet.

RTL-Formel-1-Experte Christian Danner erlebte den ganzen Schlamassel von Melbourne also mit seinen Kollegen in Deutschland mit. Der 61jährige Münchner geht mit der Formel-1-Führung streng ins Gericht: «Das war wirklich ein Riesenmist, da ging nun wirklich alles in die Hose! Nichts hat funktioniert, und letztlich wurde das Rennen abgesagt. Alle Fans sind natürlich enttäuscht, und ich persönlich bin angefressen – wie die Formel 1 das gehandhabt hat, das war ziemlich billig.»

Der Formel-3000-Champion von 1985 weiter: «Jeder dachte nur an seine eigenen Interessen, jeder wollte machen, was er will, der Eindruck drängte sich auf – nur ja kein Geld verlieren, schauen wir mal, wie es weitergeht und fahren wir. Ich sage: Nein, man kann halt nicht fahren vor dem Hintergrund dieser Coronavirus-Pandemie, genau so wenig, wie Fussball gespielt werden kann, das ist einfach so. Die Formel 1 hat sich hier nicht von der besten Seite gezeigt.»

«Australien abzusagen, war völlig richtig, kam aber viel zu spät. Das Ganze wurde irgendwann zu einer Farce, weil sich die Beteiligten – die das nur gemeinsam entscheiden konnten – ums Verrecken nicht einigen wollten. Letztlich brauchte es eine übergeordnete Kraft, in diesem Falle den Gesundheitsminister des Staates Victoria, der gesagt hat: ‚Nun macht nicht länger rum, hier wird nicht gefahren!’»

«Jetzt hat der Veranstalter ein Riesenproblem, weil 200.000 Menschen für ihre Tickets bezahlt haben. Ich glaube auch nicht, dass ein Grand Prix wie Melbourne nachgeholt werden kann, denn in jeder Stadt ist es schwierig, eine Grossveranstaltung wie ein Formel-1-Rennen einzupassen. Nein, der Melbourne-GP 2020 ist Geschichte.»

«Ich hoffe, dass daraus etwas gelernt wird. Ich hoffe, dass – was die weitere Saisonplanung angeht – vernünftige Entscheidungen getroffen werden. Die Teams gehen nun in Quarantäne, mal abwarten, was dann passiert und wann ein Saisonstart durchgeführt werden kann. Ich glaube, dass wir mit einer vorgezogenen Sommerpause rechnen müssen. Wie sich das genau entwickelt, das kann man heute nicht vorhersagen.»

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