Im MotoGP-Sprint in Jerez krachte es ständig

James Allison: «Niki Lauda hatte einen Ehrenkodex»

Von Mathias Brunner
​Der Brite James Allison, Technikchef von Weltmeister Mercedes-Benz, sagt über die Wiener Rennlegende Niki Lauda: «Er hatte seinen ganz eigenen Ehrenkodex – immer der Wahrheit verpflichtet.»

Der 52jährige James Allison ist einer der Eckpfeiler des gegenwärtigen Erfolgs von Mercedes-Benz in der Formel 1. Der Engländer ist technischer Leiter der sechsfachen Weltmeister. James muss ein wenig schmunzeln, wenn die Rede auf Niki Lauda kommt: «Die Leute sagen oft – es ist vielleicht besser, wenn du die Helden deiner Kindheit nie triffst. Ich habe im Laufe meiner Karriere tatsächlich einige meiner Helden aus den 70er und 80er Jahren getroffen, und ich muss leider festhalten, dass dies nicht immer so herausgekommen ist, wie ich es mir ausgemalt hatte.»

«Ganz anders Niki Lauda. Denn für mich war der Niki Lauda aus Fleisch und Blut noch viel besser als der Niki Lauda aus meinen Kindheits-Erinnerungen.»

«Das Leben von Niki war überdimensional, geprägt von Mut, mit weitläufigen Richtungswechseln, reich genug, um zehn Autobiographien zu füllen. Aber ich kann mich kaum an eine Gelegenheit erinnern, in welcher er über sich selber zu reden begann oder in glorreichen Zeiten schwelgte. Niki war immer ein Mann, der schnurgeradeaus geschaut hat. Was hinter ihm lag, interessierte ihn nicht mehr. Er wollte vielmehr wissen, welche neuen Herausforderungen auf uns zukommen, welche Gelegenheiten sich vielleicht eröffnen. Er war nicht nur Aufsichtsrats-Chef unseres Formel-1-Rennstalls, er war unser Freund.»

«Er war im Umgang mit Vorstandsmitgliedern genau so gewandt wie mit Rennfans. Bei Sitzungen mit der Formel 1 oder der FIA war er unser Repräsentant. Er nahm sich Zeit für die Medien, und wir wussten immer, dass wir keinen besseren Fürsprecher haben könnten. Es ist zu einem erheblichen Teil sein Verdienst, dass wir in den Werken von Brackley und Brixworth so prall gefüllte Trophäenschränke vorweisen dürfen.»

«Gleichzeitig war er ein unbequemer Mann. Wer mehr Zeit mit ihm verbrachte, erhielt schonungslos gesagt, was Sache ist. Niki lebte nach einem Ehrenkodex, und der Kern dieses Kodex bestand darin, immer der Wahrheit verpflichtet zu sein – völlig egal, wie gesellschaftlich peinlich oder unangenehm das werden konnte. Wenn er fand, dass seine Gegenüber bei diesem Anspruch nicht auf Augenhöhe lag, bekam der das zu hören, in aller Deutlichkeit.»

«Er war ein gnadenloser Kritiker und Richter, aber er war ebenso schnell mit Lob zur Hand, wenn jemand einen Job gut erledigt hatte. Wenn Niki sagte, ‚Gut gemacht!’, dann kam das aus tiefstem Herzen, und das machte einen glücklich. Ich fand es immer schön, nach einem guten Rennen sein Gesicht zu sehen, zu erkennen, wie sehr er sich für und mit uns freute. Allein schon dieses Gesicht war die ganze Arbeit wert.»

«Diese erbarmungslos ehrlichen Menschen, die immer wahrheitsgetreu leben, egal wie brutal oder schwierig das ist, diese Menschen erzeugen immer Respekt, aber ihnen fliegt nicht unbedingt Zuneigung entgegen. Auch hier ist Niki die Ausnahme. Denn wenn ich an ihn zurückdenke, spüre ich vor allem dies – Warmherzigkeit. Es war schlicht unmöglich, diesen Mann nicht gern zu haben, der so voller Appetit aufs Leben strotzte. Niki behandelte jeden Tag, als sei er ihm geschenkt worden, und er holte immer das Maximum heraus.»

«Niki tat dies mit seinem ganz eigenen schelmischen, freudvollen, jungenhaften Charme. Ich habe mich in seiner Gegenwart immer wohlgefühlt, und das gilt für alle Team-Mitglieder. Ich fühle mich wirklich privilegiert, mit Niki Lauda zusammengearbeitet zu haben. Er war ein bemerkenswerter Mann.»

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