KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Pierre Gasly und Lewis Hamilton: «Ich war schockiert»

Von Rob La Salle
​Der Franzose Pierre Gasly spricht über den monatelangen Stillstand wegen Corona und das seltsame Gefühl, gegen einen Superstar wie Lewis Hamilton anzutreten: «Am Anfang war ich regelrecht schockiert.»

47 Formel-1-Rennen hat Pierre Gasly bislang bestritten. Und der 24jährige Franzose kann es nicht erwarten, dass ab 5. Juli (WM-Auftakt auf dem Red Bull Ring) endlich weitere hinzukommen. Der WM-Siebte von 2019 machte aus der Not eine Tugend, als er wegen der Reiseverbote aus Dubai nicht mehr weiterkam.

«Ich habe in den vergangenen Monaten sehr hart trainiert. Ich betrachtete meine Zeit in Dubai einfach als verlängertes Trainingslager. Wir konnten dabei sehen, wie sich meine Werte immer mehr verbessert haben. Mein Ruhepuls in der Nacht liegt nun unter 40 Schlägen! Natürlich wäre es mir lieber gewesen, ich hätte Rennen fahren können, aber ich finde, ich habe aus der Zeit das Beste gemacht.»

«Der Lockdown wegen Corona hat zu einer einzigartigen Situation geführt. Ich konnte mich noch nie monatelang aufs Training konzentrieren. Das Hotelpersonal hat sich jede Mühe gegeben, um mir zu helfen. Der Fitnessraum des Hotels war geschlossen, aber die Angestellten haben mir alle notwendigen Geräte in eine leerstehende Wohnung des Hotels gestellt, dort habe ich dann mit meinem Trainer gearbeitet.»

«Es war schon seltsam. Da bereitest du dich wochenlang auf den Saisonstart hin, fährst Wintertests in Spanien, dann fliegst du nach Australien – und auf einmal geht nichts mehr. Ich war in Dubai in einer sehr privilegierten Situation, ich fühlte mich dort auch sicher. Aber natürlich vermisste ich den Rennsport sehr. Immerhin fahre ich seit zwölf Jahren Rennen.»

Der Sensations-Zweite von Brasilien 2019 ist zu einer festen Grösse in der Formel 1 geworden, aber hin und wieder muss er sich in den Arm kneifen. Seit seinem Debüt in Malaysia 2017 ist sehr viel passiert. «Zuvor war ich Reservist von Red Bull, das heisst, ich war oft im Fahrerlager. Aber dann bist du auf einmal Einsatzfahrer. Als Kind waren meine Idole Ayrton Senna, Alain Prost und Michael Schumacher. Aber ich war auch ein grosser Fan von Kimi Räikkönen und Lewis Hamilton. Und dann stehe ich auf einmal in der gleichen Startaufstellung wie Kimi und Lewis! Am Anfang war ich regelrecht schockiert. Mit der Zeit jedoch fühlt sich das ganz normal an.»

Gasly hat vor kurzem den spanischen Sonnenbrillenhersteller Hawkers als persönlichen Sponsor gewonnen: «Eine junge, aufstrebende Marke, mit welcher ich mich identifizieren kann. Zum ersten Mal wurde ich vor dem Fernseher auf Hawkers aufmerksam. Ich guckte mir ein MotoGP-Rennen an, und vor dem WM-Lauf trug Alex Rins diese coole Sonnebrille.»

Für 2020 hat Gasly grosse Ziele: «Wir haben nicht nur mit dem zweiten Rang in Brasilien gezeigt, wozu wir fähig sind. Ich weiss noch, welch fabelhaftes Gefühl es war, die Ziellinie von Interlagos zu kreuzen. Du bist von Glück durchströmt, du denkst an all die Opfer, die du bringen musstest, um so weit zu kommen.»

Es war auch die passende Antwort für Kritiker, die nach einem verpatzten Saisonbeginn mit Red Bull Racing meinten – letztlich hat Gasly das besondere Extra wohl doch nicht. Pierre: «Mir ist wichtig, wer mich kritisiert. Kennen mich diese Menschen nicht, ist es mir einerlei. Aber meine Familie, meine Freunde, die Leute, die mich kennen, an deren Meinung liegt mir etwas.»

Zur kommenden Saison im AlphaTauri-Honda sagt Gasly: «Wenn wir alles richtig machen, dann können wir erneut auf dem Siegerpodest stehen. Mein persönliches Ziel besteht darin, aus jedem Rennen das Beste zu holen.»

Pierre Gasly in der Formel 1

2017 mit Toro Rosso
5 Rennen, keine Punkte

2018 mit Toro Rosso
21 Rennen, 29 Punkte, WM-15., Highlight: Rang 4 in Bahrain

2019 mit Red Bull Racing und Toro Rosso
21 Rennen, 95 Punkte, WM-7., Highlight: Rang 2 in Brasilien

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