KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Richard Parry-Jones: Nach Traktor-Unfall verstorben

Von Mathias Brunner
Richard Parry-Jones

Richard Parry-Jones

​Der Waliser Richard Parry-Jones ist im Alter von 69 verstorben, nach einem Unfall mit einem Traktor auf dem heimischen Bauernhof. Parry-Jones hatte als Ford-Chef Jaguar in den Formel-1-Sport gebracht.

Richard Parry-Jones ist tot. Im Alter von 69 erlag er schweren Verletzungen, die er sich bei einem Traktorunfall auf dem heimischen Bauernhof in Wales zugezogen hatte. Parry-Jones war jahrelang technischer Leiter des Ford-Konzerns, er war wesentlich an der Entwicklung erfolgreichen Modelle beteiligt.

Parry-Jones, Sohn eines Steinbruch-Arbeiters, arbeitete sich aus einfachsten Verhältnissen zum Entwicklungs-Chef der Ford Motor Company hoch. Begleitet wurde er von einer Leidenschaft für Motorsport, die bei einem Besuch der RAC Rallye erwachte – die Route führte damals durch sein geliebtes Wales.

Er kam 1969 zu Ford, als Praktikant ohne Hochschulabschluss. Das holte er schnell nach: Vier Jahre danach schloss er die Salford-Uni in Manchester ab als Mechanik-Ingenieur, Ford hatte die Ausbildung bezahlt, weil das Talent von Parry-Jones längst erkannt worden war.

Der Aufstieg erfolgte schnell, aufgrund seiner Deutsch-Kenntnisse ging es von Grossbritannien zu Ford nach Köln, später wieder zurück nach Grossbritannien. Die Liste von Modellen, die unter seiner Leitung entstanden sind, ist lang – Mondeo, Focus, Escort, Sierra, Ka, Fiesta, Puma, Cougar, Galaxy.

Besonders im Zentrum stand für ihn dabei immer die Fahrdynamik: Ein Ford sollte ein gutes Strassengefühl vermitteln, die Aufmerksamkeit lag bei Lenkung und Aufhängung. Parry-Jones fand: Auch ein einfaches Auto musste sich beim Fahren klasse anfühlen. Das trichterte er seinen 30.000 Ford-Ingenieuren weltweit ein.

Nicht alles, was Richard Parry-Jones anfasst, wurde zu Gold: Er hatte sich dafür stark gemacht, dass Ford mit der Marke Jaguar in die Formel 1 einsteigt.

Die Wurzeln von Red Bull Racing entstanden dank Jackie Stewart und dessen Formel-1-Rennstall «Stewart Grand Prix». Doch das Teams des einstigen Tyrrell-Stars tanzte nur drei Sommer. Der dreifache Formel-1-Champion verkaufte den Rennstall Ende 1999 an Ford, der US-Konzern machte daraus Jaguar – und fuhr prompt jahrelang hinterher, da half auch Niki Lauda als Sonderberater nichts. Nach fünf Jahren hatte Ford die Nase voll und suchte Käufer. Erneut wirkte Stewart im Hintergrund. Böse Zungen behaupten bis heute, der clevere Schotte habe es gleich zwei Mal geschafft, das Team zu verkaufen.

Red-Bull-Mitbesitzer Dietrich Mateschitz witterte die Möglichkeit, aus dem Team einen Siegerrennstall zu formen. Er ernannte den früheren Rennfahrer Christian Horner zum Teamchef, ab 2005 trat das frühere Jaguar-Team als Red Bull Racing an. Gleich im ersten Jahr fuhr Red Bull Racing mehr Punkte ein als Jaguar in zwei Jahren zuvor.

2007 ging Parry-Jones in Rente. Aber untätig war er nicht: Er blieb in zahlreichen Gremien Sonderberater und beeinflusste die britische Autoindustrie weiterhin nachhaltig.

William Clay Ford junior, Vorsitzender der Ford Motor Company: «Richard Parry-Jones war ein seltenes Talent, er hat unseren Konzern geprägt. Als Ingenieur war er ein Virtuose, mit einem unträglichen Gespür dafür, wie man einem Auto Fahrdynamik einhauchte. Ich darf aus eigener Erfahrung sagen – eine Testfahrt mit ihm war nichts für Menschen mit schwachen Nerven. Seine Passion für Autos und die Liebe zum Motorsport haben unzählige Ingenieure inspiriert. Das ist sein grösstes Vermächtnis.»

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