Christian Horner: Seine Vorwürfe an Lewis Hamilton

Von Mathias Brunner
Christian Horner

Christian Horner

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner (47) spricht über die Nachbeben der Kollision von Max Verstappen und Lewis Hamilton in Silverstone: «Unsere Daten zeigen – Hamilton hätte diese Kurve nie geschafft.»

Für die Regelhüter der Formel 1 ist der Fall Silverstone gegessen: Am 29. Juli wurde ein Vorstoss von Red Bull Racing abgeschmettert, die Kollision zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton in Silverstone weiter unter die Lupe zu nehmen. Die Rennkommissare sind der Ansicht, es seien keine markant neuen Erkenntnisse vorgelegt worden, damit bleibt es bei der Zehnsekundenstrafe für den Engländer. Red Bull Racing hatte auf eine Strafverschärfung gehofft.

Natürlich sind die Nachbeben der spektakulären Berührung zwischen den beiden Titelanwärtern weiter zu spüren, selbst wenn die Angelegenheit für die FIA erledigt ist. Und naheliegenderweise ist das Urteil für Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner enttäuschend.

Der 47-jährige Engländer, mit RBR vier Mal Sieger der Konstrukteurs-Meisterschaft geworden, sagt am Hungaroring: «Wir haben von unserem Recht Gebrauch gemacht, dass ein solcher Fall nochmals aufgerollt wird. Wir haben Daten gesammelt und wollten auf die Schwere des Vergehens hinweisen. Wir fanden auch, dass die gesammelten Daten einen neuen Blickwinkel auf das Geschehene bieten.»

«Die Anhörung verlief fair, wir erhielten genügend Raum, um unsere Ansichten dazulegen. Die Objektivität der Rennkommissare oder der FIA steht für uns ausser Frage. Der Kern unserer Argumente drehte sich um die Position der Autos und die Geschwindigkeit. Wir wollten zeigen: Lewis hätte 20 Meter früher bremsen müssen, um diese Kurve überhaupt zu schaffen. Wir haben die Linie von Hamilton mit jener verglichen, die er später gegen Leclerc fuhr. Hätte er diese Linie gegen Verstappen gewählt, dann wäre alles okay gewesen.»

«Wir konnten belegen, dass Verstappen die übliche Linie fuhr; diese Linie entsprach auch jener von Charles Leclerc, also der normalen Linie. Der grosse Unterschied war Lewis: Er war unserer Ansicht nach nicht nur zu schnell, er lag auch zu wenig weit rechts, am Scheitelpunkt der Kurve. Darum hat sein Angriff gegen Leclerc geklappt, und daher kam es mit Max zu einer Kollision.»

«Die Rennkommissare waren allerdings der Ansicht, dass dies alles keine neuen Erkenntnisse seien und dass damit die Anhörung nicht weitergeführt werde. Wir akzeptieren ihre Einschätzung und schliessen dieses Kapitel.»

«Der Unfall von Max war heftig – ein Einschlag von 51g, ein kaputtes Auto, ein Fahrer im Krankenhaus. Das ist für uns eine schwerwiegende Sache, also wollten wir, dass alles nochmals in Ruhe angeschaut wird. Nochmals: Wir fanden, Lewis hätte diese Kurve in dieser Situation anders fahren können, um einen solchen Unfall zu verhindern. Für uns war es eine neue Perspektive, dass er die Kurve alleine kaum geschafft hätte. Aber die Rennkommissare waren halt anderer Ansicht.»

«Wir haben unseren Alex Albon auf die Silverstone-Bahn geschickt, um die Linie von Lewis zu simulieren. Allerdings war dieser Test seit Wochen geplant, um Albon im Formel-1-Renner fit zu halten. Er sass dabei in einem zwei Jahre alten Wagen. Wir haben ihn dann gebeten, basierend auf den Daten aus dem Simulator die Linie von Hamilton zu fahren. Auch dies bestätigte, dass Lewis die Kurve nicht geschafft hätte.»

Mercedes reagierte auf das Verdikt der Rennkommissare am 29. Juli mit scharfem Ton. Es wurde davon gesprochen, die Integrität von Mercedes und Lewis Hamilton als Wettbewerber in Frage gestellt und ihre guten Namen beschmutzt zu haben.

Christian Horner sagt: «Wir waren etwas überrascht über diesen Kommentar, und es geht beim Wettbewerb nie um einen bestimmten Gegner, weder Team noch Fahrer. Es geht darum, am Ende die Nase vorn zu haben, das ist eine intensive Rivalität, und das ist in der Formel 1 immer so. Aber wir lassen auch dies hinter uns. Wir würden nie einen siebenmaligen Weltmeister persönlich attackieren, der in seiner Karriere so viel erreicht hat. Wir würden auch keinen anderen Fahrer angreifen. Aber wie gesagt – das ist ein intensiver WM-Kampf, da kochen auch mal Emotionen hoch, wir verloren wertvolle Punkte, ein Chassis, und unser Pilot lag im Krankenhaus. Niemand soll das persönlich nehmen, aber auch Weltmeister unterläuft mal eine Fehleinschätzung.»

«Ich gehe davon aus, dass diese zwei Fahrer auch in den kommenden Rennen dicht beisammen liegen werden. Wir wollen harten Sport sehen, auch im Interesse der Fans, aber es muss immer fair bleiben. Das gilt für den zweiten Teil dieser Saison. Wir wollen nicht, dass eine solche Szene am Ende die WM entscheidet.»

Wie geht es Max Verstappen nach der ganzen Affäre? Horner: «Max fuhr raus, und seine erste fliegende Runde war Bestzeit. Er hat Prellungen davongetragen. Aber sonst ist er in Ordnung.»

1. Training, Budapest

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, 1:17,555 min
02. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, 1:17,616
03. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, 1:17,722
04. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, 1:18,115
05. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda, 1:18,181
06. Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault, 1:18,385
07. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, 1:18,391
08. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda, 1:18,466
09. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, 1:18,649
10. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, 1:18,755
11. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, 1:18,765
12. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, 1:18,770
13. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, 1:18,989
14. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, 1:19,265
15. George Russell (GB), Williams FW43B-Mercedes, 1:19,724
16. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43B-Mercedes, 1:19,824
17. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, 1:20,383
18. Robert Kubica (PL), Alfa Romeo C41-Ferrari, 1:20,639
19. Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari, 1:20,992
20. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, 1:21,889

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