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Fred Opert: Teamchef, Lebemann, Entdecker der Stars

Von Mathias Brunner
​Der US-Amerikaner Fred Opert hat Fahrer hinters Lenkrad gesetzt, bevor sie Stars wurden – Keke Rosberg, Bobby Rahal oder Alan Jones. Ein neues Buch erzählt von seinem unglaublichen Leben.

Der Name Fred Opert wird den jüngeren Rennfans nichts sagen, aber der 2016 im Alter von 77 Jahren verstorbene US-Amerikaner aus Worcester (Massachusetts) hat eine elementare Rolle in der Karriere zahlreicher späterer Renn-Stars gespielt. Wer weiss, wo die Laufbahn von Alan Jones, Keke Rosberg oder Bobby Rahal ohne den guten Riecher von Fred Opert hingeführt hätte, jedenfalls kaum zu GP-Siegen, WM-Titeln und Triumphen beim Indy 500.

Frederick (Fred) Barry Opert ist ein viel zu wenig bekannter Held des Motorsports, ein Lebemann, Unternehmer, gerissener Geschäftemacher, dessen unbändiger, sprudelnder Einfallsreichtum zu merkwürdigen Situationen führte: Ich meine, wer kommt schon auf die Idee, Volkswagen nach Deutschland einzuführen?

Peter R. Hill erzählt die Geschichte von Fred Opert launig und ohne Blatt vor dem Mund, und zu erzählen gibt es viel: Opert konnte sich gut in seine Fahrer einfühlen, weil er selber Rennpilot war. So trat er regelmässig bei den Langstreckenklassikern in Daytona und Sebring an, am Lenkrad von Fahrzeugen wie Austin-Healey Sprite, Jaguar XK150S, Elva Courier, Porsche 911. Er wurde 1966 US-amerikanischer Nordost-Meister mit einem Brabham und SCCA-Champion drei Jahre später, ebenfalls mit Brabham.

Opert machte sich einen Namen als Importeur englischer Sport- und Rennwagen in die USA – Elva, Brabham, Chevron, Tiga. Rennfahrer konnten sich bei ihm einmieten und von ihm eingesetzte Fahrzeuge an den Start bringen. Am Lenkrad sassen viele Racer, die später zu Stars wurden: Alan Jones, Keke Rosberg, Bobby Rahal, Alain Prost, Patrick Tambay, um nur einige zu nennen.

Besonders am Talent von Keke Rosberg hatte Opert Gefallen gefunden, die Zusammenarbeit mit dem Finnen erstreckte sich über die Formel Atlantic und die Formel Pacific bis in die Formel 2. Autos von «Fred Opert Racing» traten in der ganzen Welt an – in Nord- und Südamerika, in Japan, Australien und Neuseeland, in ganze Europa.

Opert eröffnete eine der ersten Rennschulen in den USA, die später vom Schweden Bertil Roos übernommen wurde.

Der bevorzugte Rennwagenpartner von Fred Opert war die Firma Chevron von Derek Bennett. Als Bennett 1978 bei einem Gleitschirmunfall ums Leben kam, gab Opert den eigenen Rennstall auf, er wurde Team-Manager des ATS-Rennstalls in der Formel 1. Es lag in der feurigen Natur von Teambesitzer Günter Schmid, dass Opert nicht lange blieb.

Fred Opert wurde wieder Teamchef, er setzte in der Formel Atlantic einen Wagen für den vielversprechenden Olivier Chandon de Brailles ein, ein Spross der Champagner-Dynastie Moët et Chandon. Bei einem Test mit einem Ralt-Rennwagen auf dem Moroso Motorsports Park in Florida 1983 kam der Franzose von der Strecke ab, das Auto stürzte in einen Kanal und der Fahrer war unter dem Wagen gefangen, Chandon ertrank. Opert konnte es nicht ertragen, dass ein Pilot in seinem Auto das Leben verloren hatte und setzte nie wieder einen Renner ein.

Im Herbst seines Lebens verfolgte Fred Opert die Karriere des aufstrebenden Nico Rosberg. Nico erinnert sich: «Einmal hat er sogar gegen den Willen seiner Ärzte einen Spitalaufenthalt abgebrochen, um mich in Ungarn fahren zu sehen.»

Den grössten Erfolg von Nico konnte Opert nicht mehr erleben: Am 9. August 2016 schloss er für immer die Augen, am 27. November wurde Nico Formel-1-Weltmeister, so wie sein Vater Keke 34 Jahre zuvor.

Dieses unterhaltsame Buch führt uns in eine Zeit, als es den Begriff «political correctness» nicht gab. Das Werk von Peter R. Hill ist gespickt von Anekdoten aus der wilden Zeit des Rennsports in den 60er und 70er Jahren. Wir begleiten Fred Opert aus fünf Tagen Gefängnis in jungen Jahren zu einer Karriere um die ganze Welt, die eigentlich Laufbahn eines Anwalts wurde dem Zirkusleben des Motorsports geopfert. Und wir spüren aus jeder Zeile – Fred Opert hat dieses Leben in vollen Zügen genossen.

Das Wichtigste in Kürze

Peter R. Hill: The Fred Opert Story
Von Veloce Publishing Ltd, England
ISBN 978-1-787115-65-1
Text in englischer Sprache
Mit Vorworten von Alan Jones sowie Keke und Nico Rosberg
Hochformat 21 x 15 cm
160 Seiten
41 Fotos
Erhältlich für rund 19 Euro im Fachhandel oder direkt bei www.veloce.co.uk


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