Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Mike Leitner (KTM): «Espargaró hat Superjob gemacht»

Von Günther Wiesinger
Mike Leitner und Pol Espargaró

Mike Leitner und Pol Espargaró

«Wir wissen, dass die Trennung von Pol und KTM passieren kann», sagt Mike Leitner, Race Manager bei KTM. An ein Dani Pedrosa-Comeback glaubt er nicht. «Wir reden mit aktiven Piloten.»

Das Red Bull-KTM-Team musste letzte Woche innerhalb von drei Tagen den Verlust von zwei Ex-Weltmeistern verkraften, Pol Espargaró, Moto2-Weltmeister 2013, wechselt für zwei Jahre zu Repsol-Honda. Und Jorge Martin, Moto3-Weltmeister 2018, steht vor einer Einigung mit Pramac-Ducati, wo er den Platz von Jack Miller einnehmen soll. Denn der Australier wird ins Ducati-Werksteam transferiert, wo voraussichtlich Danilo Petrucci für ihn weichen muss.

Mike Leitner, MotoGP Race Manager bei KTM, will aber den Abgang von Pol Espargaró noch nicht bestätigen. Trotzdem machen sich die Österreicher Gedanken über die Aufgebote des Factory-Teams und des Tech3-Rennstalls für 2021. Miguel Oliveira fährt jetzt seine zweite MotoGP-.Saison und gilt zwar als vielversprechender Fahrer für 2020. Aber ob er Espargaró (er fährt die siebte MotoGP-Saison) bereits gleichwertig ersetzen kann, bleibt abzuwarten. Bei Binder muss die Performance 2020 abgewartet werden, ehe man Prognosen machen kann. Und wenn Jorge Martin zu Pramac geht, lässt sich die Lücke mit Eigenbau-Fahrern von KTM schwer füllen.

Denn Testfahrer Dani Pedrosa weigert sich, noch einmal eine ganze Saison zu bestreiten. Und Andrea Dovizioso soll Ducati auch 2021 im Titelkampf vertreten. Deshalb kam der WM-Sechste Danilo Petrucci als KTM-Kandidat ins Spiel.

Mike, wird Pol Espargaró beim nächsten privaten Test von KTM in Misano (nach dem 21. Juni) teilnehmen? Ihr habt ja Smith und Zarco nach den angekündigten Trennungen 2018 und 2019 nicht mehr testen lassen, damit sie keine technischen Geheimnisse zur Konkurrenz mitnehmen können.

Ja, klar, warum soll Pol nicht testen? Ist es schon so endgültig, dass Pol weggeht? Für uns steht das noch nicht zu 100 Prozent fest.

Aber zurück zu deiner Frage. Sicher ist Pol beim nächsten Test dabei. Wir haben ja noch eine ganze Saison vor uns, in denen wir etwas erreichen wollen. Und wir haben Fahrer, die sich ehrgeizige Ziele gesetzt haben. Das ist klar.

Wenn sich unsere Informationen bewahrheiten, dass Pol Espargaró fix zu Honda geht, fehlt KTM der Teamleader, die Messlatte für alle anderen KTM-MotoGP-Piloten. KTM hat momentan außer Pol zwei Rookies und mit Oliveira einen anderen Youngster unter Vertrag. Die Liste der würdigen Ersatzfahrer ist nicht lang. Petrucci wäre eine Möglichkeit?

Wir wissen, dass die Trennung von Pol und KTM passieren kann. Klar. Und deshalb schauen wir, welche Szenarien wir spielen können. SPEEDWEEK.com hat ja schon einige Namen ins Spiel gebracht.

Wenn Red Bull KTM einen neuen Teamleader sucht, wird man an Petrucci nicht vorbei kommen. Er hat in der MotoGP-WM 2012 sogar schon mal einen Stahlrahmen verwendet (bei Ioda-Aprilia) und dort auch schon WP Suspension getestet.

Aber ich hoffe immer noch, dass die Situation mit Pol anders ausgeht als jetzt jeder glaubt. Und für den Fall, dass es nicht so ist, reden wir momentan bereits mit ein paar Fahrern…

Dani Pedrosa war im August Wunschfahrer Nummer 1, als Zarco den Vertrag für 2020 frühzeitig gekündigt hat. Aber er wird im September 35 Jahre und will sich keine komplette Rennsaison mehr antun. Oder hat sich daran etwas geändert?

Da musst du den Dani fragen. Ich kann nicht in seinen Kopf schauen. KTM wird sich hüten, einen Fahrer zum MotoGP-Fahren zu überreden.

Du warst bei Honda von 2004 bis Ende 2014 elf Jahre lang Crew-Chief von Dani Pedrosa. Du kennst ihn besser als die meistern andern. Kann er seine Meinung ändern?

Ich glaube, dass er für diese Aufgabe nicht in Frage kommt. Mit dieser Tatsache werden wir uns anfreunden müssen. Das müssen wir akzeptieren. Deshalb schauen wir, dass wir unsere zwei Teams für 2021 mit aktiven Fahrern besetzen und mit diesen reden.

Also wird man sich auch mit Danilo Petrucci unterhalten müssen? Ihm kann man ähnliche Resultate wie Pol Espargaró zutrauen. Er ist im Regen schnell, im Trockenen genauso.

Ich schätze Pol auch sehr hoch ein, sonst hätte er kein Honda-Angebot auf dem Tisch liegen.

Man muss erkennen: Wir haben in den letzten drei Jahren anscheinend einen sehr guten Job gemacht, weil nicht nur unser Motorrad konkurrenzfähiger geworden ist, sondern weil mit unserem MotoGP-Projekt auch Pol als Fahrer gewachsen ist. Dass wir jetzt in einer Situation befunden, wo das Honda-Werksteam den Pol Espargaró haben will, das müssen wir akzeptieren. Sicher wäre es mir lieber, wenn es anders wäre… Aber jetzt ist es halt so.

Jetzt schauen wir, welche finale Lösung wir finden.

Wenn du von mir einen Vergleich zwischen Petrucci und Pol Espargaró willst, dann lautet meine Antwort: Ich schätze jeden MotoGP-Fahrer hoch ein, der in den Top-15 mitfährt. Da können viele Piloten etwas erreichen.

Hervé Poncharal musste 2019 als neuer Tech-3-KTM-Teamchef einige Rückschläge verkraften. Die meisten neuen RC16-Teile für Oliveira und Syahrin wurden erst in der zweiten Saisonhälfte geliefert. Er musste sein Moto2-Team zusperren und in die Moto3 abwandern. Im Oktober musste er Hoffnungsträger Binder wegen des Zarco-Abgangs ans Factory-Team abtreten, Rookie Lecuona kam als Trostpflaster. Könnte man ihm für 2021 auch noch Oliveira wegnehmen?

Sobald wir am Ende alle Möglichkeiten und Fakten auf dem Tisch liegen haben, werden wir uns alle zusammensetzen, da wird neben Pit Beirer auch Hervé Poncharal dabeisitzen. Dann werden wir uns gemeinsam die vernünftigste Lösung überlegen.

Aber zuerst müssen wir einmal abwarten, ob die Espargaró-Nummer überhaupt endgültig ist. Sobald wir das wissen, werden wir weiterschauen. Dann werden wir den nächsten Schritt machen.

Aber egal wie diese Nummer ausgeht: Der Pol hat in diesen drei Jahren für uns einen Superjob gemacht. Wir haben ihn so gut wie möglich unterstützt.

Pol Espargaró war vorher drei Jahre bei Tech3-Yamaha unter Vertrag. Er wurde WM-Sechster, aber Yamaha hatte keinen Platz im Werksteam für ihn. Nach drei KTM-Jahren will ihn das erfolgreichste MotoGP-Team der letzten 30 Jahre haben.

!Pol ist mit unserem Projekt unheimlich gewachsen. Und wir mit ihm.
Für ihn ist Honda einen neue Riesenchance. Jetzt warten wir ab, was passiert.

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