Domi Aegerter muss Entscheidung wie Marquez treffen

«Es sieht nicht gut aus», sagt Domi Aegerter
Dominique Aegerter hat sich nach seiner Verletzungspause in England stark zurückgemeldet: Auf Platz 11 im Qualifying ließ er die Ränge 7, 10 und 8 in den Rennen folgen und eroberte zusammengenommen 17 Punkte – so viele wie noch nie in dieser Saison. Gesamt hält der Rohrbacher jetzt bei 66, als WM-14. liegt er vor den Rennen auf dem neuen Balaton Park Circuit am kommenden Wochenende zwischen Axel Bassani (Bimota, 67) und Michael van der Mark (BMW, 65).
Yamaha rüstet in der Superbike-WM vier Fahrer mit Werksmaterial aus, einen Vertrag für 2026 hat bislang nur Andrea Locatelli. Ebenfalls gesetzt ist Stefano Manzi, der Führende der Supersport-WM. Und sollte sich Can Öncü, der Zweite der Supersport-Klasse, für die Superbike-WM entscheiden, werden wir auch ihn auf einer Yamaha sehen. Alternativ könnte der Türke im Yamaha-Nachwuchsteam Pramac Racing in der Moto2 antreten.
Während es sportlich für Aegerter nach oben geht, herrscht viel Unklarheit, was seine Zukunft betrifft. Bruder Kevin, der sich seit Jahren um das Management von Domi kümmert, reist am Mittwoch nach Ungarn, um weitere Gespräche zu führen, bevor die sechswöchige Sommerpause beginnt.
«Meine Leistungen haben zu Saisonbeginn nicht gestimmt, es hat nicht funktioniert», erzählte Dominique im Vieraugengespräch mit SPEEDWEEK.com. «Dann hatte ich in Misano Pech, als ich abgeschossen wurde. Donington war stark, aber noch nicht das, was ich erwarte. Nach drei schwierigen Wochenenden in Cremona, Most und Misano, wo ich kaum Punkte holte, konnte ich mal wieder gute Resultate nach Hause fahren, das war wichtig.»
Yamaha kämpft seit drei Jahren darum, zur Spitze aufzuschließen – in vielen Rennen ist unter normalen Voraussetzungen Position 5 das Maximum. Hinzu kommt für Aegerter, dass er beim japanischen Hersteller für 2026 nicht oben auf der Wunschliste steht.
«Das stand ich noch nie bei jemandem», meinte Domi konsterniert. «Ich kann machen was ich will, zuoberst stehe ich nie. Ich gebe mein Bestes, habe mein Potenzial als Fahrer die letzten zwei Jahre aber nicht ausschöpfen können. Das lag am Gesamtpaket. Die zwei Jahre waren auch deshalb schwieriger, weil wir herstellerseitig etwas stehengeblieben sind. Klar sind sie am Arbeiten, wir blieben aber platzmäßig stehen. Es ist nicht einfach super Resultate zu machen, wenn du ein bisschen unterlegen bist.»
Aegerters Ausgangslage für 2026: Der Verbleib bei Yamaha ist nicht ausgeschlossen, in einem anderen Werksteam wird er nicht unterkommen. Und starke Privatteams wie etwa Go Eleven Ducati rufen mehrere Hunderttausend Euro für einen Platz auf.
In der Supersport-WM gibt es viel Interesse am zweifachen Champion, dort sind gute Motorräder in Kombination mit einem Team, das Aegerter ein angemessenes Gehalt bezahlen kann, aber rar gesät.
«Mein Ziel ist, in der höchsten Klasse ein gutes Team und ein gutes Motorrad zu haben», betonte Dominique. «Wenn das nicht funktioniert, werden wir schauen, was sich ergibt. Klar ist Supersport vorstellbar, damit ich noch ein bisschen fahren kann – ich habe noch ein paar Jahre. Der Druck wäre hoch, dass ich wieder gewinnen müsste. Fan-, sponsoren- oder geldmäßig bringt das aber nicht die Welt, auch wenn ich gewinnen würde – die Supersport-WM interessiert in der Schweiz niemanden. Ich will mein Potenzial und Talent mit einem anständigen Motorrad und Team noch mal zeigen können. Wenn ich die Chance bekomme, das nächstes Jahr machen zu können, dann werde ich alles daransetzen, das zu erreichen. Wenn ich aber Geld mitbringen muss, damit ich fahren darf, dann kann ich auch Hobbyrennen fahren. Ich muss mit Kevin und meinen Sponsoren besprechen, was die Lösungen sein können. Es sieht nicht gut aus.»
Die Firma iXS, die zum Schweizer Yamaha-Importeur Hostettler gehört, unterstützt den Rennsport im Allgemeinen großzügig und begleitet auch Aegerter schon sehr lange. Trotz dieser Verbindung ist es keine Voraussetzung, dass er eine Yamaha pilotieren muss.
«Für Peter Hostettler ist wichtig, dass ich mit iXS-Leder fahre», erklärte Domi. «Er ist Yamaha-Importeur, hat in der Hostettler-Gruppe aber auch andere Marken. Natürlich gefällt es ihm, wenn ich Yamaha fahre, sein Herz ist ein bisschen blau. Aber er sieht auch, dass ich wie ein Marquez die richtige Entscheidung für meine Karriere, für meinen Endspurt, treffen muss.»
Zur Erinnerung: Der sechsfache MotoGP-Weltmeister hat sich nach der Saison 2023 von seinem Langzeitpartner Honda abgeseilt und wechselte zu Ducati. Nach einem Jahr im Gresini-Team fährt Marc Marquez jetzt für das Lenovo-Werksteam und führt die Weltmeisterschaft zur Sommerpause mit unfassbaren 120 Punkten Vorsprung an.