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Sergio Marchionne gegen USA-Show: Keine Formel-1-DNA

Von Mathias Brunner
​Fiat/Chrysler-Chef Sergio Marchionne kritisiert die Show vor dem USA-GP – als Michael Buffer, die Stimme des Boxsports, die Fahrer präsentierte. Marchionne findet, das habe mit der DNA der Formel 1 wenig zu tun.

Gross, grösser, Texas: Die Amerikaner richteten vor dem Grossen Preis der USA ausserhalb von Austin mit der grossen Kelle an, samt schmissiger Marschmusik, dauerstrahlenden Cheerleadern und einer ausführlichen Präsentation der Fahrer durch Michael Buffer, der 73jährigen Stimme des Boxsports. Die Einlage von Herrn «Let’s get ready to rumble» kam im GP-Fahrerlager geteilt an.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff meinte: «Die Menschen neigen dazu, Veränderungen nicht zu mögen. Aber wir müssen für Neues offenbleiben. Die Formel 1 ist ein fabelhaftes Produkt, und ich finde es gut, wenn Mittel und Wege gesucht werden, wie dieses Produkt noch besser in die Auslage gestellt werden können. Ich fand jetzt, Box-Sprecher Michael Buffer und die ganzen Bands passten hervorragend zum USA-GP und zu Austin.»

Die Titelrivalen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel standen sich bei der Hymne unmittelbar gegenüber, zwischen ihnen nur der WM-Pokal. Das Duell im Mittelpunkt, auf den Punkt gebracht. Der achtmalige Olympiasieger Usain Bolt gab schliesslich mit grüner Flagge die Einführungsrunde frei. Eine spektakuläre Show mit reichlich Getöse, Texas-Style eben.

Für Lewis Hamilton war es «unglaublich. Es war ein wenig wie beim Super Bowl. Diese Show war das Beste, was wir in den letzten Jahren gesehen haben. Es war grossartig, mal etwas anderes zu sehen, nachdem die letzten zehn Jahre in der Startaufstellung immer gleich langweilig waren.»

Für Sebastian Vettel war das Rahmenprogramm ein bisschen zu viel des Guten. «Das ist eine nette Idee für die Leute. Aber ich bin kein Showmann. Ich liebe es, einfach ins Auto zu springen und Rennen zu fahren», so der Heppenheimer.

Max Verstappen meinte: «Für Austin hat das funktioniert. Aber bei einem Rennen wie in Belgien würde ich das merkwürdig wirken.»
Im Rahmen der Alfa-Sauber-Präsentation in Arese bei Mailand ist auch Sergio Marchionne zu seiner Meinung zum Texas-Tamtam gefragt worden. Gerade der Italo-Kanadier mit grossen Fachwissen, was Nordamerika angeht, müsste die Zugkraft von Show-Elementen zu schätzen wissen. Was der 65jährige Fiat-Sanierer dann aber sagt, erstaunt doch ein wenig.

«Wir haben hier eine Gelegenheit, die Formel 1 im US-amerikanischen Umfeld zu einem relevanten Sport zu machen. Wenn wir das Richtige tun, dann könnte das für den Sport von unfassbarem Nutzen sein. Aber ich habe grosse Vorbehalte. Wir müssen vorsichtig sein, dass wir im Verlangen, uns in Amerika attraktiver zu gestalten, nicht die DNA der Formel 1 vergessen und ihre noble Herkunft. Wir bewegen uns hier auf einem Drahtseil.»

«Die Art und Weise der Show vor dem Rennen in Austin war für mich nicht, was die Formel 1 sein sollte. Das war für mich Versuch-und-Irrtum-Methodik. Ich fand nicht, dass es gut gelaufen ist. Ich glaube, viele Europäer waren verdutzt darüber, was sie da zu sehen bekamen. Wir müssen einen anderen Mittelweg finden, der für Zuschauer beidseits des Teichs funktioniert.»

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