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Coronakrise in den USA: Sparmassnahmen rächen sich

Von Mathias Brunner
​Für einen Europäer unfassbar, wie der US-amerikanische Präsident Donald Trump sein Volk in Sachen Corona belogen hat. Die Covid-19-Fälle steigen rasant, Sparmassnahmen im Gesundheitswesen rächen sind nun.

In unserer Serie lassen wir Journalistenkollegen aus der ganzen Welt zu Wort kommen, wie ihr Land und sie ganz persönlich mit der Corona-Krise umgehen. In diesem Teil: die USA.

Am 15. März war die Anzahl Covid-19-Erkrankter in den Vereinigten Staaten von Amerika verblüffend niedrig: 3802 Menschen. 69 Todesopfer waren zu beklagen. Das war angesichts von 327 Millionen Menschen im Land nicht viel. Aber Experten warnten längst – die Dunkelziffer sei enorm, denn damals waren in Amerika nur knapp 12.000 Menschen überhaupt auf den Virus untersucht worden, so viele wie in Südkorea zu jenem Zeitpunkt an einem Tag.

US-Präsident Donald Trump hangelte sich von einer Lüge zur nächsten. Zunächst bezeichnete Trump die Lungenerkrankung als «ausländischen Erreger» (heute spricht er gerne vom «chinesischen Virus»), die Bedrohung für Amerika als «sehr, sehr gering» und sprach allen Erstes davon, dass sich die Krankheit ohnehin in Luft auflöse, wenn es im Frühling bald wärmer werde. Als in Asien und Europa längst auf die Bedrohung reagiert worden war, nannte Trump den Coronavirus dreist einen «hoax», einen Schwindel.

«Jeder Amerikaner, der einen Test haben will, kann sich testen lassen», säuselte Trump. Eine glatte Lüge. Die Frage nach einem eklatanten Mangel an Corona-Tests schmetterte der selbstverliebte Präsident mit dem Satz ab: «Ich trage überhaupt keine Verantwortung.»

Inzwischen stehen die USA bei 39.2017 Menschen (Stand 23. März, 16.30 Uhr MEZ), die am Virus erkrankt sind, mit 466 Todesopfern. Washington hat viel zu träge auf die Gefahr reagiert, zudem rächt sich nun, dass in den letzten Jahren das Gesundheitswesen geschwächt worden ist.

Der gelernte Anwalt Lewis Franck ist einer der führenden Motorsport-Journalisten der USA, er sieht die Lage in Amerika so: «Der Bundesstaat Washington oder die Stadt New York City haben enorme Zuwachsraten von Covid-19-Kranken, hier gelten die schärfsten Vorschriften in Sachen Bewegungsfreiheit. Die Verbreitung ist absolut dramatisch, in allen 50 Bundesstaaten, vor allem aber in den Ballungszentren.»

Wie findet Lewis, dass Amerika auf die Bedrohung reagiert hat? «Da muss ich ein wenig ausholen», sagt Lewis. «Reden wir vom Jahr 2009, als mein Land nach der Finanzkrise 2008 in eine Rezession geschlittert war. Senator Susan Collins aus Maine war einer jener Politiker und Politikerinnen, die Mittel blockierten, um notfalls einer Pandemie entgegenzutreten. Sie sprach damals davon, dass diese Mittel die Wirtschaft nicht stimulieren würden. 2018 hat die heutige Regierung dem nationalen Gesundheitswesen weiter die Flügel gestutzt, und so wie es aussieht, soll das Budget 2021 um weitere neun Prozent gekürzt werden.»

«Die Regierung hat viel zu lange die Ernsthaftigkeit von Corona verleugnet, nun haben wir die Situation, dass Lokalbehörden sich schwertun, notwendiges Schutzmaterial zu beschaffen. Es gibt keinen landesweiten Plan, dieses Material zu verteilen.»

Wie geht das Land mit den schnell wachsenden Fällen um? Lewis Franck meint: «Das ist regional sehr verschieden. Das Gesundheitssystem des Bundesstaates Washington und der Stadt New York laufen bereits am Anschlag, sie brauchen dringend Schutzanzüge, Masken und dergleichen, sowie Beatmungsgeräte. In anderen Regionen ist es noch nicht ganz so übel.»

«In den USA wurde die Coronakrise nicht ernst genommen. Das Zentrum für Seuchenkontrolle und das NSC, jenes Forum, das den Präsidenten in Sicherheitsfragen berät, sind chronisch unterfinanziert. Wir hatten schon zuvor überaus ernste Herausforderungen, wie Ebola oder SARS, die konnten dank guter Planung unter Kontrolle gebracht werden. Die heutige Regierung jedoch hat diese Erfahrungen rundweg ignoriert und ganz wichtigen Organisationen den Geldhahn zugedreht.»

Lewis hat früher auf Manhattan gelebt, heute ist er im Grossraum Charlotte zuhause, wo die meisten NASCAR-Rennställe angesiedelt sind. Er sagt: «Ich habe mich selber in Quarantäne gesteckt, nicht etwa, weil ich mich krank fühle, sondern weil ich schon ein wenig älter bin und damit zu einer Risikogruppe gehöre. Es ist nicht einfach, vom üblichen Umfeld abgekapselt zu sein. Und die empfindliche Reaktion der Börse hat Vermögen verringert, das ich eigentlich für meine Zeit in Pension verwenden wollte.»

Wie geht das in den USA weiter? Lewis Franck warnt: «Das Schlimmste kommt erst noch. In Kalifornien, Connecticut, Delaware, Illinois, Indiana, Louisiana, Massachusetts, Michigan, New Jersey, New York, Ohio und West Virginia müssen die Leute zuhause bleiben, weitere werden folgen. Aber es wird eine Weile dauern, bis Massnahmen greifen.»

«Corona wird dem nationalen Sport grossen Schaden zufügen. Kleinere Teams, die ohnehin unterfinanziert sind, werden am meisten leiden. Und keiner weiss, wann wir wieder Rennen fahren können.»

Was zur nächsten Frage führt: Wann werden wir den ersten Formel-1-GP des Jahres erleben? Lewis Franck meint: «Wenn ich mir ansehe, was da alles abgeht, dann wäre ich erstaunt, wenn das vor September passiert.»

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