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Carlos Sainz (McLaren): «Du musst abschalten können»

Von Mathias Brunner
​Zuhause bleiben, das gilt auch für die 20 Formel-1-Fahrer. Als Weltreisende mit prallvollem Terminkalender ist «home office» gewöhnungsbedürftig. Carlos Sainz sagt, wie er damit klarkommt.

Das Gebot der Stunde heisst: zuhause bleiben. Millionen Menschen versuchen, mit dem Konzept «home office» über die Runden zu kommen. In Zeichen grosser Unsicherheit ist es für Viele schwierig, körperlich und mental gesund zu bleiben. Formel-1-Physio Josef Leberer sagt: «Die grösste Umstellung für die Piloten ist vielleicht nicht das Training, sondern die Tatsache, dass sie derzeit keine Rennen fahren können. Gut, einige sitzen zuhause im Simulator, aber das ist nicht das Gleiche. Grundsätzlich halten sie sich alle körperlich und geistig fit, um bereit zu sein, wenn es endlich wieder losgehen kann.»

Aber wie genau machen die Fahrer das? McLaren-Fahrer Carlos Sainz erlaubt einen Blick hinter die Kulissen. Der 25jährige Madrilene sagt auf der Homepage des englischen Traditionsrennstalls, wie sein Alltag aussieht.

«Bevor ich einen Tag oder eine Woche in Angriff nehme, finde ich es wichtig, einen Plan zu haben. In diesem Plan sollte alles stehen, was getan werden muss, also die Arbeit, aber auch das, was ich gerne tun möchte, also das Vergnügen. Es ist elementar, hier eine gesunde Balance zu finden.»

«Die Arbeit fürs Team besteht derzeit vorrangig aus Videokonferenzen und dem Erstellen von Inhalten der sozialen Netzwerke für McLaren und Partnerfirmen. Auch wenn sich auf den Rennstrecken kein Rad dreht, ist es wichtig sicherzustellen, dass es allen gut geht, und abzusprechen, was ich alles erledigen kann. Videoanrufe sind dabei sehr nützlich. Ich geniesse es auch, auf diese Weise mit den Menschen in Kontakt zu kommen, wenn es auf herkömmliche Art nicht möglich ist.»

«Ich plane Zeit ein fürs Training, für Mahlzeiten, fürs Abschalten. Zum Abschalten gehört die Zeit mit meiner Familie, für meine eigenen Inhalte auf sozialen Netzwerke oder für den Kontakt mit Fans. Zwei Trainingssitzungen pro Tag stehen meistens im Plan. Und ja, ich mache eine Siesta. Ich finde, das körperliche Training tut mir auch geistig gut.»

«Es ist wichtig sich zu überlegen, wo gearbeitet werden soll. Da ist Kreatitivät gefragt. Wenn jemand die Möglichkeit dazu hat, wieso nicht im Garten arbeiten oder auf dem Balkon? Mindestens aber bei einem Fenster. Wenn ich weiss, dass eine Aufgabe meine volle Konzentration erfordert, stelle ich das Handy ab.»

So trainiert Carlos Sainz

Der WM-Sechste von 2019 sagt: «In Sachen Training habe ich den grossen Vorteil, dass ich einen kleinen Kraftraum habe, mit Geräten von Technogym. Für gewisse Übungen gehe ich nach draussen, sofern das Wetter das zulässt.»

«Übungen für das Herz/Kreislauf-System sind genau so wichtig wie für reine Kraft. Für Herz/Kreislauf mische ich Trainingseinheiten in verschieden starker Intensität, es kommt jeweils auch darauf an, wie ich mich fühle. Dabei benutze ich ein Laufband, das Rad und den Cross-Trainer. Ich arbeite oft mit dem eigenen Körpergewicht. Das ist ein prima Training, wenn einem keine Geräte zur Verfügung stehen.»

«Was die Kraft angeht, so konzentriere ich mich auf Nacken und Schultern. Diese Körperpartien werden bei den gewaltigen Fliehkräften im Rennwagen besonders beansprucht. Sehr einfach und effizient ist hier die Arbeit mit Gummibändern. Dazu kommen Übungen für die Beweglichkeit, das mache ich jeweils zum Anfang und Schluss eines Trainings, auch mit Atemübungen.»

So ernährt sich Carlos Sainz

Der 25jährige Madrilene fährt fort: «Die Menge an Makronährstoffen ist so wichtig wie der Zeitpunkt fürs Essen. Beides hängt auch davon ab, wie ich trainiere. Die tägliche Zufuhr von Protein und gesunden Fetten ist ungefähr gleichmässig, die Variation liegt in den Kohlehydraten. Einfach gesagt – wenn ich härter trainiere, dann esse ich mehr, und mehr Kohlehydrate bedeuten, dass ich gewissermassen den Kraftstoff für diese Trainings habe. Wenn ich weiss, dass mein Tagesprogramm weniger intensiv ist oder ich einen trainingsfreien Tag habe, dann esse ich weniger. Schliesslich brauche ich auch weniger Energie. Auf diese Weise kann ich mein Körpergewicht halten.»

«Ich lasse jedes Tag einen kompletten Bluttest durchführen, um besser zu verstehen, welche Zusatzstoffe ich einnehmen soll. Grundsätzlich liegt niemand falsch mit Probiotika, Fischöl und Vitamin D. Vitamin D ist vielleicht in dieser Phase der Ausgangssperre ganz besonders wichtig. Es verstärkt den Kalziumstoffwechsel, stärkt die Knochen und ist elementar für das Immunsystem. Der Körper produziert in der Haut Vitamin D durch das Sonnenlicht, aber viele Menschen kommen derzeit viel zu wenig nach draussen oder gar nicht. Ich trinke gerne ein paar Tassen Kaffee, aber ich mache das nie nach 14.00 Uhr, damit mein Schlaf nicht beeinträchtigt wird.»

So entspannt Carlos Sainz

Der 102fache GP-Teilnehmer findet: «Dieser Punkt wird von vielen Menschen vernachlässigt. Du musst abschalten können, aber in welcher Form, das ist bei jedem anders. Ich verbringe dazu Zeit mit meiner Familie, vielleicht bei einem Brettspiel. Ich mag auch Schach. Das ist gut für die grauen Zellen und eine schöne Art und Weise, am Schluss eines Tages an einem Tisch zu sitzen.»

«Ich geniesse auch meine Videospiele und sitze im Rennsimulator, um die Schärfe zu behalten. Wieso nicht mal ein Buch lesen? Meine Favoriten bei der Lektüre sind Sporthelden und Geschichte. Nichts spricht gegen Fernsehen, aber ich will nicht zu lange vor der Glotze sitzen. Ich sehe meist die Nachrichten, anschliessend gönne ich mir einen Film oder ein paar Episoden meiner Lieblingsserien. Dann ab ins Bett! Ich halte immer ungefähr die gleichen Zeiten ein, was Schlafenszeit und Aufstehen angeht. So stelle ich sicher, dass ich genügend Schlaf bekomme und meine Tage gut strukturiert sind.»

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