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Carlos Sainz bei Ferrari: Der Aufstieg des Spaniers

Von Mathias Brunner
Carlos Sainz nach dem Brasilien-GP 2019

Carlos Sainz nach dem Brasilien-GP 2019

​Der Madrilene Carlos Sainz wird Nachfolger von Sebastian Vettel bei Ferrari. Der 25-Jährige musste sich trotz seines berühmten Vaters gleichen Namens durchbeissen, um im Ferrari zu sitzen.

Jahrelang wurde der junge Carlos Sainz auf seinen berühmten Namen reduziert. Ex-GP-Pilot Marc Surer: «Natürlich bekomme ich hier als Wahl-Spanier mit, wie die Rennfans ticken. Beim jungen Carlos Sainz war es jahrelang so, dass sein Papa als Held verehrt wird, aber viele waren der Ansicht, dass der junge Carlos nur wegen seines Vaters in der Formel 1 gelandet sei. Am Anfang gab man ihm hier überhaupt keinen Kredit. Inzwischen hat sich das geändert, und die Meinung hat wegen seiner guten Leistungen gedreht.»

Aber wer ist der neue Ferrari-Werksfahrer überhaupt? Carlos Sainz hat früh mit dem Rennfahren angefangen. Seinen ersten grossen Titel erreichte er im Jahr 2008 mit dem Asia-Pacific KF3 Cup in 2008. Im gleichen Jahr wurde er spanischer Vizemeister. 2009 wurde Carlos europäischer Vizemeister, und er gewann den renommierten Monaco-Cup. Sein Weg war vorgegeben, aber er führte nicht in die gleiche Richtung wie damals bei seinem Papa gleichen Namens. Carlos junior: «Ich wusste immer, dass ich Formel 1 fahren wollte, nicht Rallyes wie Papa.»

2010 wechselte Carlos die Disziplin und fuhr von nun in der europäischen Formel BMW. Carlos gewann das Rennen in Silverstone, und bei der EM wurde er Vierter. Den Rest der Saison fuhr Carlos in der Formula BMW Pacific. Obwohl dort seine Siege für ihn keine Punkte einbrachten, gewann er drei von neun Rennen.

Die Saison 2011 bedeutete den nächsten Schritt in Carlos' steiler Karriere mit dem Wechsel in die Formula Renault 2.0, bei der er in beiden Rennserien der Saison, dem Eurocup und dem Northern European Cup, für das Koiranen Bros. Team an den Start ging. Carlos gewann zehn Rennen der Serie, mit acht Pole-Positions und zwölf Rundenbestzeiten.

Nach dem Zwischenstop bei der Formula Renault 2.0 fuhr Carlos 2012 für das Carlin-Team in der britischen Formel 3. Sein neuer Rennstall hatte hohe Erwartungen an den jungen Fahrer. Immerhin hatte das Team vier Jahre in Serie den Titel gewonnen. Nach einer guten, aber nicht berauschenden Saison (sechster Schlussrang) wechselte Carlos 2013 in die GP3-Serie, um für das MW Arden Team zu fahren. Dort wurde er Meisterschaftszehnter, zugleich schnuppete er Luft in der Formel Renault 3.5.

2014 war ein fantastisches Jahr für Carlos: Er gewann als jüngster Fahrer aller Zeiten die World Series by Renault 3.5. Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko hatte von Sainz den Titel verlangt, und der Madrilene lieferte Leistung.

Aber das Beste sollte erst noch kommen: Carlos wurde als neuer Fahrer für 2015 bei der Scuderia Toro Rosso vorgestellt, als Teamkollege von Max Verstappen, zusammen bildeten sie eines der jüngsten Teams in der Geschichte der Formel 1, Sainz als 20-Jähriger, Max als 17-Jähriger. Bedenken, wonach zwei unerfahrene Piloten die Entwicklung nicht vorantreiben könnten, waren schnell vom Tisch.

Sainz fuhr meist auf Augenhöhe mit Verstappen, hatte aber in den Rennen erheblich mehr Pech als der Niederländer. Höhepunkt für Carlos: Rang 7 in den USA. Tiefpunkt: Das Rennwochenende direkt davor in Sotschi, wo Sainz im Training einen schweren Unfall hatte und sein Auto unter einem Prallschutzstapel feststeckte. Tags darauf fuhr der Spanier aber tapfer den Russland-GP.

Seine erste Saison in der Formel 1 schloss Sainz auf WM-Rang 15 ab, drei Plätze hinter Max Verstappen.

2016 schien Sainz ein wenig auf der Strecke zu bleiben: Verstappen wurde von Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko vor dem Spanien-GP zu Red Bull Racing geholt, der Niederländer bedankte sich mit einem sensationellen Sieg. Verstappen etablierte sich in der Weltspitze, als hätte er nie etwas Anderes getan. Sainz blieb bei Toro Rosso, und zum Glück erkannten Fans und Fachleute zugleich, welch bärenstarke Rennen der Madrilene fuhr. Ergebnis: WM-Rang 12, mit den sechsten Rängen in Barcelona, Austin und São Paulo als Highlights.

Toro Rosso baute für 2017 ein gutes Auto – erst im letzten Rennen wurde die Scuderia vom sechsten Schlussrang verdrängt. Aber da war Carlos Sainz nicht mehr im Team. Der Madrilene spürte im Sommer, dass mittelfristig für ihn bei Red Bull Racing kein Platz sein würde. Als ihm eröffnet wurde, dass er auch 2018 in einem Toro Rosso sitzen soll, reagierte Carlos enttäuscht.

Renault war damals mit dem überforderten Jolyon Palmer unglücklich, also lieh Red Bull den jungen Sainz an Renault aus. Dort konnte Carlos in Ruhe mit einem grösseren Rennstall als Toro Rosso lernen, zugleich gab dies die Möglichkeit, bei Toro Rosso Brendon Hartley und Pierre Gasly fahren zu lassen. Sainz fuhr in Texas sofort in die Punkte und wurde Siebter. In Quali und Rennen war hier ein ganz anderer Fahrer als der blasse Palmer am Werk.

2018 stand Sainz allerdings im Schatten von Nico Hülkenberg. Der Deutsche wurde sehr guter WM-Siebter, der Madrilene schloss die WM auf Platz 10 ab. Der grösste Coup gelang Carlos nicht auf der Rennstrecke: Er unterzeichnete einen Vertrag bei McLaren als Nachfolger von Fernando Alonso, die Trennung von Red Bull geschah in aller Freundschaft.

2019 zeigte Sainz eine grandiose Saison: 13 Mal in den Punkten, mit Rang 3 in Interlagos als Highlight, sechster WM-Schlussrang. Das überzeugte auch Ferrari.

Carlos Sainz

2005–2009: Karting
2010: Europäische Formel BMW (4.)
2011: Formel Renault 2.0 Eurocup (2.)
2012: Europäische Formel 3 (5.)
2013: GP3 (10.)
2014: Formel Renault 3.5 (Meister)
2015 mit Toro Rosso: WM-15., 18 Punkte
2016 mit Toro Rosso: WM-12., 46 Punkte
2017 mit Toro Rosso, dann Renault: WM-9., 54 Punkte
2018 mit Renault: WM-10., 53 Punkte
2019 mit McLaren: WM-6., 96 Punkte (3. in Brasilien)
2020 mit McLaren
2021 mit Ferrari

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