Sebastian Vettel: Knallhartes Urteil zur Ferrari-Zeit

Von Mathias Brunner
Vettel in Abu Dhabi mit seinem Renningenieur Riccardo Adami

Vettel in Abu Dhabi mit seinem Renningenieur Riccardo Adami

​Der vierfache Weltmeister Sebastian Vettel bestreitet in Abu Dhabi in aller Wahrscheinlichkeit seinen letzten Grand Prix für Ferrari. Der 53fache GP-Sieger schätzt seine Zeit bei Ferrari ohne Blatt vor dem Mund ein.

Es ist kein «addio», es ist ein «Arrivederci!»: Sebastian Vettel sieht den letzten WM-Lauf in Diensten von Ferrari nicht als Abschied, «denn ich habe hier viele Freudschaften geschlossen, und die haben Bestand, weit über meine Rennen mit Ferrari hinaus. Darüber hinaus bleibe ich ja in der Formel 1, da werde ich die Ferrari-Leute auch weiterhin regelmässig sehen.»

Aber natürlich ist das WM-Finale und der 119. und letzte Einsatz von Vettel in Rot auch Anlass, um zurückzublicken – etwa auf die schönsten Momente. «Hm, ich würde sagen Malaysia 2015, weil es mein erster Sieg mit Ferrari war, dann Monaco 2017, weil es immer schön ist, in Monte Carlo zu gewinnen, dazu Kanada 2018.»

Wie unterscheidet sich eigentlich das Ferrari von 2015 und das Ferrari von 2020? Seb: «Das war komplett anders, wir hatten damals andere Leute an der Spitze und andere Techniker. Was geblieben ist, das ist der Teamgeist, der ist ungebrochen, auch wenn wir unser grosses Ziel verpasst haben, Weltmeister zu werden.»

Um genau zu sein, hat der 53fache GP-Sieger einige Male das Wort «versagt» in den Mund genommen. Vettel weiter: «Es ist ja auch so. Wir hatten uns zum Ziel gesetzt, den WM-Titel zu erobern, und das haben wir nicht geschafft. Dann von Versagen zu reden, das ist für mich nicht unfair, sondern nur ehrlich. Es ändert auch nichts, dass wir gegen starke Konkurrenz gefahren sind. Das darf keine Ausrede sein.»

Als Fernando Alonso Ende 2014 Ferrari verliess, sprach er vom oft scheinbar unerträglichen Druck, der sich beim berühmtesten Rennstall der Welt aufbaue. Aber Sebastian Vettel findet: «Am Druck lag es nicht, dass wir unser Ziel verpasst haben. Am meisten Druck mache ich mir immer selber. Gewiss, die Erwartungen der Tifosi sind hoch, und die Medien sind knallhart, aber glaubt mir – als ich in Hockenheim die Führung in den Kies der Sachs-Kurve gesetzt habe, da hat sich kein Tifoso mehr geärgert als ich selber. Hoher Druck darf auch keine Ausrede sein, wenn man seine Ziele verfehlt.»

«Jeder kennt die Gründe, warum es unterm Strich nicht gereicht hat. Es ist zu spät, darüber zu lamentieren. Mein Kapitel hier geht zu Ende. 2021 beginne ich ein neues, und darauf freue ich mich.»

Es war die Rede davon, dass Vettel in ziemlich grosse Fussstapfen von Sergio Pérez trete, der anhaltend auf sehr hohem Niveau gefahren ist, einschliesslich des tollen Erfolgs in Sakhir. Vettel grinst: «Sergio und ich haben die gleiche Schuhgrösse, da würde ich mir mehr Sorgen machen, wenn ich die Stapfen von George Russell treten würde, denn der hat Grösse 45! Nein, ernsthaft – natürlich kennt Pérez den Rennstall durch und durch, ich werde mich da erst noch einarbeiten müssen. Aber ich bringe ja auch ein wenig Erfahrung mit und will dem Team beim weiteren Wachtumsprozess zu helfen. Das ist für mich eine Chance, keine Belastung.»

Sakhir-GP, Bahrain

1. Sergio Pérez (MEX), Racing Point, 1:31:15,114 h
2. Esteban Ocon (F), Renault, +10,518 sec
3. Lance Stroll (CDN), Racing Point, +11,869
4. Carlos Sainz (E), McLaren, +12,580
5. Daniel Ricciardo (AUS), Renault, +13,330
6. Alex Albon (T), Red Bull Racing, +13,842
7. Daniil Kvyat (RUS), AlphaTauri, +14,534
8. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes, +15,389
9. George Russell (GB), Mercedes, +18,556
10. Lando Norris (GB), McLaren, +19,541
11. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +20,527
12. Sebastian Vettel (D), Ferrari, +22,611
13. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo, +24,111
14. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo, +26,153
15. Kevin Magnussen (DK), Haas, +32,370
16. Jack Aitken (GB), Williams, +33,674
17. Pietro Fittipaldi (BR), Haas, +36,858
Out
Nicholas Latifi (CDN), Williams, Ölleck
Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, Crash
Charles Leclerc (MC), Ferrari, Crash

WM-Stand Fahrer nach 16 von 17 Rennen

1. Hamilton 332 Punkte
2. Bottas 205
3. Verstappen 189
4. Pérez 125
5. Ricciardo 112
6. Leclerc 98
7. Sainz 97
8. Albon 93
9. Norris 87
10. Stroll 74
11. Gasly 71
12. Ocon 60
13. Vettel 33
14. Kvyat 32
15. Nico Hülkenberg (D) 10
16. Räikkönen 4
17. Giovinazzi 4
18. Russell 3
19. Grosjean 2
20. Magnussen 1
21. Latifi 0

Marken
1. Mercedes 540
2. Red Bull Racing 282
3. Racing Point 194
4. McLaren 184
5. Renault 172
6. Ferrari 131
7. AlphaTauri 103
8. Alfa Romeo 8
9. Haas 3
10. Williams 0

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