Circuit de Barcelona-Catalunya: 30 Jahre wie im Nu

Von Gerhard Kuntschik
Nigel Mansell gegen Ayrton Senna 1991

Nigel Mansell gegen Ayrton Senna 1991

​Sind es wirklich schon dreissig Jahre, dass wir zu dieser Rennstrecke kommen? Seit 1991 ist der Grosse Preis von Spanien auf jener Piste zuhause, die stolz Circuit de Barcelona-Catalunya genannt wird.

Gerhard Berger auf Pole-Position, ein atemberaubendes Rad-an-Rad-Duell zwischen Nigel Mansell und Ayrton Senna, wobei der Brite die Nase vorn hatte – so begann 1991 die Formel-1-Ära auf dem Circuit de Catalunya (das Barcelona kam erst später hinzu, mit gütiger Mithilfe der Tourismusbehörde).

Nun ist der Kurs 20 Kilometer nördlich vom Zentrum Barcelonas tatsächlich schon dreissig Jahre Heimat des spanischen Grand Prix – und Schauplatz der meisten Wintertests, mit der Ausnahme der Regel 2021, da wurde auf dem Bahrain International Circuit für die Saison geübt.

Die Entstehung der Strecke verdanken die Fans einer intensiven Rivalität unter den spanischen Provinzen. Von 1986 bis 1990 gastierte die Formel 1 auf dem Kurs in Jerez de la Frontera, Andalusien. Doch Katalonien wollte das Prestige-Event zurück haben, und diese Begierde hatte historische Gründe.

Der erste Grand Prix von Spanien wurde 1913 in Guadarrama nahe Madrid ausgetragen (mit Carlos de Salamanca in einem Rolls-Roye als Sieger), in der Zwischenkriegszeit blieb es bei der einmaligen Show im spektakulären Oval von Sitges-Terramar südlich von Barcelona (das Oval steht noch heute), dann wurde sieben Mal in Lasarte im Baskenland gefahren.

In den 1950ern holte sich Barcelona das Rennen mit einem Stadtkurs in Pedralbes am westlichen Stadtrand zurück. Doch erst ab 1967 war der GP von Spanien wieder regelmässig im Formel-1-Kalender zu finden, lange im Wechsel zwischen Madrid (Jarama) und Barcelona (Montjuich).

In Jarama wurde letztmals 1981 gefahren, 1986 bis 1990 war Jerez an der Reihe – logischerweise mit einer Sherry-Marke aus dem renommierten Haus González Byass als Hauptsponsor. Der schwere Unfall von Martin Donnelly 1990 trug dazu bei, dass Jerez hinterfragt wurde, trotz aller Annehmlichkeiten des Spätsommers unweit der Costa de la Luz.

Jerez erhielt später den Trostpreis des Grossen Preises von Europa, der sich als Volltreffer erwies, weil Michael Schumacher 1997 gewaltsam Jacques Villeneuve am Titelgewinn hindern wollte.

Danach gab es keinen Jerez-GP für Formel-1-Autos mehr, denn bei der Siegerehrung 1997 drängelte sich Bürgermeister Pedro Pacheco in den Vordergrund, dabei sollte der Pokal von einem Mercedes-Repräsentaten überreicht werden. Der Autosportweltverband FIA versteht bei Vergehen im Siegerpodest-Prozedere keinen Spass – Essig für diesen WM-Lauf.

An Jerez 1990 schloss sich der neue Circuit de Catalunya 1991 an, mit einem denkwürdigen Duell der beiden Vollgastiere Nigel Mansell und Ayrton Senna. Wie die beiden im Zentimeterabstand die lange Geraden hinunterpfiffen, das war atemberaubend.

Der Grand Prix als Objekt der regionalen Begierde blieb. Weil sich der Circuit Catalunya immer wieder Vertragsverlängerungen erkaufte, versuchte die aufstrebende Comunidad Valenciana ein Monaco im Hafen von Valencia zu imitieren – als Grosser Preis von Europa von 2008 bis 2012, doch nach fünf Jahren war die finanzielle Bilanz derart desaströs, dass die Provinz den F1-Traum aufgab und sich mit dem traditionellen MotoGP-Finale auf dem Tormo-Kurs ausserhalb der Stadt zufriedengab. Der Valencia-GP beschäftige jahrelang die Gerichte und die Steuerzahler.

Catalunya 1991, das waren noch Zeiten! 33 Piloten aus 17 Teams (mit acht Motorherstellern!) in der Qualifikation, 26 im Rennen. Unter den nicht Qualifizierten war etwa der Deutsche Michael Bartels im Lotus.

Gerhard Berger holte die siebte seiner zwölf F1-Pole-Positions, es war seine dritte für McLaren-Honda. Nach längerer Führung beendete ein Elektrikschaden die Hoffnungen auf den ersten Sieg im McLaren, der drei Wochen später in Suzuka mit Unterstützung seines Teamkollegen Ayrton Senna folgen sollte. Es folgte obiges Duell Mansell gegen Senna.

Die erfolgreichsten Piloten in den 30 Jahren auf dem Circuit de Catalunya (das Barcelona kam 2013 hinzu, als die Stadt einen Batzen Geld zur Förderung des Tourismus beisteuerte): Michael Schumacher siegte sechs Mal, Lewis Hamilton fünf Mal, beide schafften vier Erfolge en suite.

Sternstunden erlebten hier beispielsweise der Venezolaner Pastor Maldonado 2012 (der vorderhand letzte Williams-Sieg in der Formel 1) und Max Verstappen mit seinem Premierenerfolg 2016, nach dem Wechsel von Toro Rosso zu Red Bull Racing.

Aber die vielleicht grösste Fahrt von allen zeigte Michael Schumacher 1996: Der Deutsche schwebte förmlich übers Wasser und fuhr zu seinem ersten Sieg mit Ferrari.

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