Davide Brivio: Aprilia kann zu Ducati aufschließen

Trackhouse-Teammanager Davide Brivio
Aprilia ging mit großen Erwartungen in die Saison 2025. Im Vorjahr wurde der Hersteller aus Noale Dritter in der Konstrukteurs-WM, weit hinter Dominator Ducati und knapp hinter KTM.
In dieser Saison sollte die Lücke zu Ducati, wenn schon nicht geschlossen, dann zumindest deutlich verringert werden. Mit Weltmeister Jorge Martin angelte sich Aprilia ein fahrerisches Großkaliber, die Zeichen standen auf Vorwärtsdrang.
Doch dann kam alles anders. Martin verletzte sich in diesem Jahr bereits dreimal schwer und hat bis heute keinen Grand Prix bestritten. Wie lange er noch ausfällt, ist ungewiss. Hinzu kommt das Zerwürfnis zwischen dem Spanier und Aprilia: Martin verlautbarte in einem offenen Brief, dass er eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag gezogen habe und sich nach dieser Saison freistellen lässt. Alles deutet daraufhin, dass der 27-Jährige für ein mutmaßliches Traumgehalt bei Honda andocken wird.
All dies trägt nicht zur Stimmungssteigerung bei Aprilia bei. Da war der – zugegebenermaßen glückliche – Sieg von Marco Bezzecchi in Silverstone Befreiungsschlag und Balsam auf die Seele zugleich.
Der Blick auf den WM-Stand ist ernüchternd: Während Ducati-Star Marc Marquez mit 196 Punkten 24 vor seinem Bruder Alex und 72 vor seinem Lenovo-Teamkollegen Pecco Bagnaia liegt, ist Bezzecchi als bester Aprilia-Pilot mit 69 Zählern Gesamtsiebter. Rookie Ai Ogura (43) und Raul Fernandez (19) aus dem Satelliten-Team Trackhouse sind WM-12. und -18.
«Meinem Gefühl nach haben wir uns verbessert, unser Motorrad ist besser, wir sollten konkurrenzfähiger sein», urteilte Trackhouse-Teammanager Davide Brivio im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Aber durch die Verletzungen von Martin und Fernandez zu Saisonbeginn lastet die gesamte Verantwortung auf den Schultern von Bezzecchi; Ogura ist noch in der Lernphase. Deshalb ist es schwierig, Aprilia richtig zu bewerten. Wir haben das Potenzial, um die Lücke zu schließen. Wir sind näher dran, als wir das in der Vergangenheit waren. Aber wir müssen abwarten, wie sich das entwickelt.»