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Sandro Cortese: «Will nicht meine Ersparnisse opfern»

Von Ivo Schützbach
Obwohl Sandro Cortese zwei WM-Titel gewann und eine vielversprechende erste Saison in der Superbike-WM fuhr, verlangten potenzielle Teams eine Mitgift von ihm. Um viele Privatteams ist es nicht gut bestellt.

Bis in der Woche vor Weihnachten fielen für Sandro Cortese alle Türen in der Superbike-WM zu.

Bei GRT Yamaha hätte der Schwabe Ende September für eine zweite Saison verlängern können, doch die Italiener hätten seine gesamte Crew ausgetauscht, er hätte mit einem 2019-Motorrad statt der neuen R1 fahren müssen und außerdem wurde eine Mitgift verlangt.

Deshalb sprach Cortese auch schon früh mit Barni Ducati und Puccetti Kawasaki. Bei Barni wurde ihm auf Anraten von Ducati-Werksfahrer Chaz Davies dessen Kumpel Leon Camier vorgezogen und Puccetti einigte sich mit dem Spanier Javier Fores.

Die Hoffnung auf den zweiten Moto2-Platz bei Marc VDS nach dem MotoGP-Aufstieg von Weltmeister Alex Márquez blieb ergebnislos, dann zerschlugen sich auch die Möglichkeiten bei Ten Kate Yamaha und MIE Honda.

Ten Kate hat nur Budget für einen Fahrer und macht mit dem Franzosen Loris Baz weiter. MIE-Chefin Midori Moriwaki hätte zwar gerne mit Cortese gearbeitet, aber bereits einem anderen, bislang unbekannten zweiten Fahrer eine Zusage gegeben.

Zuletzt wollte Pro-Ride-Chef Marco Nicotari den zweifachen Weltmeister auf eine Honda setzen. Doch dieses Vorhaben war ebenso utopisch und unfinanzierbar wie eine zweite Ducati V4R bei Barni.

Zum Jahreswechsel steht der 29-jährige Berkheimer ohne Team da, er wartet jetzt auf seriöse Angebote als Ersatz- oder Testfahrer in der Moto2-, Superbike-, MotoGP- oder Supersport-WM. «Ich weiß nicht, was ich verbrochen habe», meinte Sandro zu seiner bemitleidenswerten Situation.

Cortese fuhr in seiner ersten Superbike-WM-Saison 20 Mal in die Top-10, Platz 6 in Jerez ist sein bestes Ergebnis. Außerdem qualifizierte er sich mehrfach für die erste Startreihe. Und doch fragten ihn alle Teams, mit denen er verhandelte, wie viel Geld er mitbringen kann.

«Ich will nicht noch einmal ein Jahr kostenlos fahren und nichts verdienen», betonte Cortese. «Das habe ich für 2018 hingenommen, als die Moto2-Pläne mit Intact, Forward und Kiefer geplatzt sind. Aber jetzt sehe ich keinen Sinn mehr darin, meine Ersparnisse zu opfern.»

Kawasaki-Teamchef Manuel Puccetti erläuterte SPEEDWEEK.com exemplarisch, wie es um die Privatteams in der Superbike-WM bestellt ist. «Nachdem klar war, dass Leon Haslam nicht zu uns kommt, ging es um Cortese oder Fores», so der Italiener. «Liqui Moly konnte Sandro nicht mitbringen, weil wir von Elf unterstützt werden. Wir hätten den Schmiermittelhersteller wechseln können, aber das wäre nicht die beste Lösung gewesen.»

Du hast Cortese gesagt, dass er Geld mitbringen muss? Puccetti: «Ja. Wir haben Turkish als Hauptsponsor verloren, dieses Loch füllt jetzt teilweise Kawasaki. Fores bringt kein Geld mit, aber Kawasaki investiert in ihn ungefähr die gleiche Summe, wie sie für Haslam ausgegeben hätten. Wir können einen Fahrer erst dann bestätigen, wenn das Budget steht. Erst brauche ich Zusagen von Sponsoren, dann kann ein Fahrer für mein Team fahren. Anders geht es nicht.»

Puccetti Kawasaki war 2019 bestes Privatteam in der Superbike-WM, gewann mit Toprak Razgatlioglu zwei Rennen und eroberte 13 Podestplätze. In der Gesamtwertung wurde der Türke, der 2020 für das Yamaha-Werksteam fährt, Fünfter.

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