Nicholas Latifi: «Williams entwickelt sich prima»

Von Mathias Brunner
Williams-Fahrer Nicholas Latifi ist dank eines feinen siebten Platzes in Ungarn auf WM-Rang 15 vorgerückt. Der 26-jährige Kanadier sagt, was ihn 2021 besonders freut und was wir von Williams noch alles erwarten dürfen.

Nicholas Latifi kam 2020 mit der Etikette Bezahlfahrer in die Formel 1, und ich muss immer ein wenig schmunzeln, wenn über solche Fahrer gelästert wird. Denn einige der grössten Stars haben ihre GP-Debüts bezahlt erhalten: Wer kam denn bitteschön für Reise und Fahrzeug auf, als Juan Manuel Fangio in den 1940er Jahren nach Europa kam? Der Staat Argentinien. Wer trug das Risiko, als sich Niki Lauda mit vollem Risiko 1971 in die Formel 1 ellbögelte? Eine Bank. Welche Gönner hielten Michael Schumacher 1991 den Steigbügel zum ersten Grand-Prix-Einsatz in Belgien? Mercedes-Benz und Willi Weber.

Gut, ich würde jetzt Latifi natürlich nicht in die Kategorie Fangio/Lauda/Schumacher einstufen, aber blamiert hat sich der Kanadier in der Königsklasse nun wahrlich nicht. Da haben wir schon ganz Anderes gesehen. In Ungarn hat Nicholas sein bislang bestes Formel-1-Ergebnis herausgefahren – einen feinen siebten Rang im Williams.

Während der Sommerpause hat der in Montreal geborene, aber in Toronto aufgewachsene Latifi – Sohn von Sofina Food-CEO Michael Latifi – Zeit gefunden, über die erste Saisonhälfte 2021 nachzudenken.

«Die Ränge 7 und 8 in Ungarn waren ganz wichtig für Williams. Schon kurz nach dem Start, als ich auf einmal auf Rang 3 lag, wusste ich – das ist eine Chance, die wir uns nicht entgehen lassen dürfen. Mir war klar, dass wir nur durch Pech der Gegner so weit nach vorne geschwemmt worden waren und dass ich wieder Ränge einbüssen würde. Aber ich spürte auch: Heute holen wir Punkte!»

«Ein so tolles Mannschaftsergebnis ist für Williams fabelhaft. Letztlich hatten Alfa Romeo und Haas die gleiche Chance, konnten sie aber nicht nitzen. Wenn du die ersten Punkte deiner Formel-1-Karriere sicherstellen kannst, dann ist das ein fast unbeschreiblich schönes Gefühl.»

«Auf dem achten Platz in der Markenwertung können wir im zweiten Teil der Saison vielleicht strategisch mehr Risiken eingehen, aber wir heben deswegen nicht ab. Wir wissen: An einem normalen Tag kommen wir so um den 12. Rang herum ins Ziel. Aber es geht in der Formel 1 eben auch darum, Gelegenheiten beim Schopf zu packen, und das ist uns in Ungarn gelungen.»

«Auch abgesehen von Ungarn darf ich mit meiner ersten Saisonhälfte recht zufrieden sein. Im vergangenen Jahr waren meine Leistungen zu unregelmässig. Meine Achillesferse war damals die Qualifikation, da liege ich 2021 viel näher bei George als vor einem Jahr. Gleichzeitig bin ich mit meinem Renn-Speed nicht ganz happy. Es ist also genau umgekehrt als vor einem Jahr, da war die Quali meine Schwäche, aber ich den Rennen war ich stärker.»

Nicholas Latifi sieht ein Williams, das nach Jahren der Flaute wieder Fahrt aufnimmt: «Die Ankunft von Jost Capito als Teamchef und FX Demaison als Technikdirektor ist sehr positiv. Sie haben schon viele Änderungen umgesetzt und führen das Team in die richtige Richtung. Die Tür von Jost steht immer offen, ich merke, wie wichtig ihm der menschliche Faktor ist. Jeder soll mit ihm frei sprechen können, auch wenn es um etwas Unangenehmes geht. Was FX angeht, so stellt er die Weichen für die Zukunft. Das ist ein Grund mehr, wieso ich mich extrem auf 2022 freue.»

Nach der Sommerpause freut sich Nicholas am meisten «auf Austin. Eigentlich ist Singapur mein Lieblings-GP, doch leider fiel dieses Rennen wie schon 2020 der Corona-Pandemie zum Opfer.»

Ungarn-GP, Budapest

01. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, 1:40:00,248h
02. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, +2,736
03. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, +15,018
04. Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault, +15,651
05. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda, +1:03,614 min
06. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, +1:15,803
07. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43B-Mercedes, +1:17,910
08. George Russell (GB), Williams FW43B-Mercedes, +1:19,094
09. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, +1:20,244
10. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1 Runde
11. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, +1 Runde
12. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, +1 Runde
13. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1 Runde
Out
Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari, Kollision
Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, Kollision
Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda, Kollision
Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, Kollision
Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, Kollision
Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, Kollision
Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, Disqualifikation, zu wenig Sprit

WM-Stand nach 11 von 23 Rennen

Fahrer
1. Hamilton 195 Punkte
2. Verstappen 187
3. Norris 113
4. Bottas 108
5. Pérez 104
6. Sainz 83
7. Leclerc 80
8. Gasly 50
9. Ricciardo 50
10. Ocon 39
11. Alonso 38
12. Vettel 30
13. Tsunoda 18
14. Stroll 18
15. Latifi 6
16. Russell 4
17. Räikkönen 2
18. Giovinazzi 1
19. Schumacher 0
20. Mazepin 0

Teams
1. Mercedes 303
2. Red Bull Racing 291
3. Ferrari 163
4. McLaren 163
5. Alpine 77
6. AlphaTauri 68
7. Aston Martin 48
8. Williams 10
9. Alfa Romeo 3
10. Haas 0

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