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Wintertest in Bahrain: Reifen, Gitter und viel Farbe

Von Mathias Brunner
​Wenn am 23. Februar auf dem Bahrain International Circuit die Wintertests losgehen, stehen im Mittelpunkt: Standfestigkeit, Mechanik, Aerodynamik, Reifen. Einige Hintergründe zur Arbeit der Teams.

Die zehn Formel-1-Rennställe haben nur drei Tage Zeit, um ihre neuen Rennwagen fit zu machen für den WM-Auftakt – auf der gleichen Rennstrecke, auf welcher auch getestet wird, auf dem Bahrain International Circuit.

Nur wenn die Mechanik klaglos funktioniert, werden Techniker und Fahrer etwas über die Aerodynamik und die 2023er Reifen lernen können. Zunächst wird im Mittelpunkt stehen, die Aero-Werte aus dem Windkanal mit den Werten von der Rennstrecke abzugleichen. Daher erwarten wir reichlich Gebrauch grosser Messgitter.

Immer wieder werden wir gefragt, was es mit diesen teilweise skurril aussehenden Gittern zu tun hat, also erklären wir es gerne noch einmal: Die Gitter messen den Luftdruck und die Luftströmungen in kritischen Bereichen, beispielsweise in den Verwirbelungen um die Räder herum oder beim Einlass der Seitenkästen. Die Gitter sind dafür mit so genannten Pitot-Rohren ausgerüstet.

Das Rohr ist benannt nach dem Franzosen Henri de Pitot (1695–1771), einem Wasserbauingenieur, gelerntem Mathematiker. Er war von den Strömungen in Flüssen und Kanälen fasziniert. Früher herrschte die Annahme, die Fliessgeschwindigkeit eines Gewässers würde mit der Tiefe zunehmen. Henri de Pitot erfand ein Gerät, um diese Geschwindigkeit zu messen – die einfach-geniale Vorrichtung heisst nach ihm Pitot-Rohr, ein gerades oder L-förmiges, einseitig offenes Rohr zur Messung des Gesamtdruckes von Flüssigkeiten oder Gasen, in unserem Falle Luft. Es dient vorrangig bei Flugzeugen und Hubschraubern zur Geschwindigkeitsmessung, aber eben auch bei Formel-1-Rennautos.

Ebenfalls fester Bestandteil des kleinen Test-ABC – FloViz. FloViz ist eine Abkürzung für «flow visualization» (Flussveranschaulichung). In der Formel 1 ist die Verwendung dieser Paste verhältnismässig jung: McLaren benutzte die Farbe 2010 erstmals auf dem Testplatz in aller Öffentlichkeit. In den Windkanälen war schon länger damit gearbeitet geworden. Wieso das späte Debüt an der Teststrecke? Weil nicht nur die eigenen Techniker den Strömungsverlauf sehen, sondern auch die Argusaugen der Konkurrenz.

Die Paste muss flüssig genug sein, um sich leicht auftragen zu lassen und wenig zu tropfen. Aber auch aushärtend genug, um nicht vom Luftstrom komplett weggeschmiert zu werden. Die Ingenieure wissen: Die CFD-Programme können noch so hochgestochen sein, der Windkanal nach dem jüngsten Stand – nichts ersetzt die Arbeit an der Strecke.

Das Vorgehen ist immer gleich: Ein bestimmtes aerodynamisches Teil, sagen wir ein Frontflügel, wird mit der Paste eingeschmiert. Der Fahrer legt eine Runde zurück. Die Farbe verschmiert nach Strömungszwang und trocknet aus. An der Box können die Spezialisten dann überprüfen, ob der Verlauf so ist, wie sie sich das vorgestellt hatten. Es muss nicht immer grün sein. Ich kann mich an einen McLaren von Fernando Alonso in Barcelona 2016 erinnern, der auf der linken Seite rot eingefärbt war und auf der linken grün – sah ziemlich wild aus.

Was die Reifen für den Bahrain-Test angeht, so hat Pirelli in Bahrain sieben Trockenmischungen dabei:

C0: Harte Mischung ohne Klammern, weiss markiert
C1: Zweithärteste Mischung, mit Klammern, weiss markiert
C2: Mittelharte Mischung ohne Klammern, gelb markiert
C3: Mittelharte Mischung mit Klammern, gelb markiert
C3 Proto: Experimentalreifen ohne Markierung, Alternative aus dem Rennreifenwerk in der Türkei
C4: Weiche Mischung, ohne Klammern, rot markiert
C5: Weichste Mischung, mit Klammern, rot markiert

Die Rennställe erhalten insgesamt 35 Sätze Trockenreifen zum Testen.

Formel 1 2023

Wintertests
23. bis 25. Februar: Bahrain International Circuit

Formel-1-WM-Kalender
05.03. Bahrain-GP, Bahrain International Circuit, Sakhir
19.03. Saudi-Arabien-GP, Jeddah Corniche Circuit, Dschidda
02.04. Australien-GP, Albert Park Circuit, Melbourne
30.04. Aserbaidschan-GP, Baku City Circuit, Baku *
07.05. Miami-GP, Miami International Autodrome, Miami
21.05. Emilia Romagna-GP, Autodromo Enzo e Dino Ferrari, Imola
28.05. Monaco-GP, Circuit de Monaco, Monte Carlo
04.06. Spanien-GP, Circuit de Barcelona-Catalunya, Montmeló
18.06. Kanada-GP, Circuit Gilles Villeneuve, Montreal
02.07. Österreich-GP, Red Bull Ring, Spielberg *
09.07. Grossbritannien-GP, Silverstone Circuit, Silverstone
23.07. Ungarn-GP, Hungaroring, Budapest
30.07. Belgien-GP, Circuit de Spa-Francorchamps, Spa *
27.08. Niederlande-GP, Circuit Zandvoort, Zandvoort
03.09. Italien-GP, Autodromo Nazionale di Monza, Monza
17.09. Singapur-GP, Marina Bay Street Circuit, Singapur
24.09. Japan-GP, Suzuka International Racing Course, Suzuka
08.10. Katar-GP, Losail International Circuit, Doha *
22.10. Austin-GP, Circuit of the Americas, Austin *
29.10. Mexiko-GP, Autódromo Hermann Rodríguez, Mexiko-Stadt
05.11. Brasilien-GP, Autódromo José Carlos Pace, Interlagos *
18.11. Las Vegas-GP, Las Vegas Street Circuit, Las Vegas
26.11. Abu Dhabi-GP, Yas Marina Circuit, Yas Island

* Sprint-Format

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