Robert Barth über den Werdegang deutscher Talente

Von Ivo Schützbach
Fahrer aus Skandinavien, Großbritannien oder Polen setzen alles daran, um frühst möglich Speedway-Profi zu werden. Der vierfache Weltmeister Robert Barth rechtfertigt den traditionellen deutschen Weg.

Das Leben eines Deutschen ist weitgehend vorgezeichnet. Der Schule folgt die Ausbildung, dann das Berufsleben. Sich schon früh als Sportprofi zu verdienen, geht in der Regel nur, wenn professionelle Verbandsarbeit dahintersteckt, wie etwa im Fußball.

Die Alles-oder-nichts-Mentalität trifft man in Deutschland selten, dass sich ein junger Sportler schon früh als Profi versucht. Wenn ein Emil Sayfutdinov oder Darcy Ward mit 19 Jahren Junioren-Weltmeister wird und auf dem Level der Grand-Prix-Stars fährt, haben deutsche Piloten in aller Regel ihre Profilaufbahn noch nicht einmal begonnen und hinken in der Entwicklung entsprechend hinterher.

SPEEDWEEK.com sprach mit dem vierfachen Langbahn-Weltmeister Robert Barth (47) über diese Problematik.

Mit Michael Härtel hat Deutschland ein riesiges Talent, doch auch für ihn hat die Ausbildung Vorrang. Wie soll in der heutigen Zeit aus einem jungen Rennfahrer im Speedway-Sport ein Großer werden, wenn er sagt, dass er lieber zur Schule geht, während die jungen Dänen, Engländer oder Australier mit 16 Profi werden?

Es kommt ja darauf an, was einer will. Michi ist sich halt im Klaren darüber, und in der Meinungsbildung stütze ich ihn auch, dass man im Bahnsport nicht das große Geld verdienen kann. Das weiß er.

Wenn man jetzt sieht, wie Hefenbrock, Wölbert, Smolinski rumjammern, was soll dann jetzt so einer, speziell der Michi Härtl, sagen «scheiß auf die Schule und die ganze Ausbildung, ich geh jetzt sofort nach England», wenn er nach drei oder vier Jahren merkt, dass das sowieso keinen Wert hat. Dann hat er eine leere Geldtasche und kommt zurück nach Deutschland und muss dann schauen, dass er, was weiß ich, irgendwo in der Nachbarschaft einen Hilfsarbeiter-Job bekommt.

Er sagt jetzt halt einfach «ich mach die Schule fertig und schaue um einen guten Abschluss, dann mache ich eine Ausbildung und bin dann 21 oder 22 Jahre alt und dann schauen wir mal, wie weit ich es im Speedway bringe und kann immer noch irgendwo einsteigen».

Ob das vielleicht in ein oder zwei Jahren ganz anders ist, als er momentan sagt, das wissen wir alle nicht. Entscheiden muss es er. Ich unterstütze ihn dahingehend sogar, weil es ist halt einfach so, als Deutscher wirst du dich über kurz oder lang mit der Langbahn abfinden müssen. Das spielt sich in Deutschland ab und da sind wir nun mal die Chefs.

Jetzt haben wir die letzten vier oder fünf Jahre einige Fahrer gehabt, die haben es alle in England probiert und keiner hat es tatsächlich gepackt, mit Ausnahme vom Smolinski. Und auch der nicht wirklich, weil man hört, dass ihn England nicht mehr interessiert, weil er nur draufzahlt und es zu viel Stress ist.

Von der Argumentation her gilt das für den jungen Australier oder Dänen oder Schweden genauso. Nur der Unterschied ist, dass die mit einer anderen Einstellung an die Sache herangehen. Die sagen: «Jetzt bin ich 16, jetzt will ich Profi werden und jetzt wandere ich aus nach England.»

Ja, weil die eine andere Denkweise haben und auch eine andere Denkweise vorgelebt bekommen. Und was dann noch dazukommt, die haben einen Erik Gundersen, der hinter denen steht. Die können ihn Tag und Nacht anrufen und der hilft ihnen, egal auf welchem Platz die in der Welt sind, weiter.

Wer macht das in Deutschland? Wo können der Härtel oder der Spiller oder die ganzen Jungs anrufen, wenn sie irgendwo im Ausland festhängen und nicht mehr weiter wissen? Wo rufen die an, außer daheim bei ihrem Vater? Und der hat keine Ahnung vom Bahnsport. Das ist so.

Wieso verzweifelt der Wölbert, wieso verzweifelt der Hefenbrock oder der Smolinski? Ich sag, dass schafft in zehn Jahren vielleicht einer. Der Smolinski hat es tatsächlich mit Kampf und Krampf darüber geschafft und hat das irgendwie durchgezogen, aber unterm Strich kann man das England knicken.

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