Jochen Mass ist 75: Brief an einen alten Freund

Kolumne von Rainer Braun
Kinder, wie die Zeit verfliegt! Kann es wirklich schon sein, dass Jochen Mass an diesem 30. September 75 Jahre jung wird? Ihm zu Ehren ein Geburtstagsbrief an einen alten Freund.

Lieber Jochen, ich kann’s kaum glauben, dass du heute schon 75 wirst. Wie schnell doch die Zeit vergangen ist, seit wir uns Ende der 1960er-Jahre erstmals bei den Bergrennen in Eberbach, den Flugplatzrennen in Mainz-Finthen oder auch in Hockenheim getroffen haben. Du als junger Himmelsstürmer und Mädchen-Schwarm im Alfa GTA, ich als fünf Jahre älterer Jung-Reporter.

Was habe ich mich gefreut, als du für ein paar Jahre nach Köln gezogen bist, um als Ford-Zögling im Capri RS und der Formel 3 deinen Förderern möglichst nah zu sein. Zur gleichen Zeit war ich in der Domstadt Sportchef der frisch aus der Taufe gehobenen «Auto Zeitung».

Wir haben viel Spaß gehabt in dieser gemeinsamen Zeit, du hast uns oft in der Redaktion und auch zu Hause besucht und mit unserer damals noch kleinen Tochter Maren (2) gespielt. Oder mit deiner Kawasaki vorm Haus Kunststückchen vorgeführt.

Es war wirklich eine fröhliche, unbeschwerte Zeit im Rheinland, an die alle, die mit dir zu tun hatten, gerne zurückdenken.

Unvergessen auch unser gemeinsamer Trip nach Monaco zum Formel-3-GP im Mai 1972. Über deinen Husarenritt im Regen mit dem von der Auto Zeitung gesponserten March-Ford hatte ich ein minutiöses Protokoll über die Tage im Fürstentum verfasst, das später in unserem Magazin erschien.

Was haben wir uns über deinen ersten Formel-2-Sieg 1972 im March-Ford beim Eifelrennen am Ring gefreut und dann natürlich auch über deinen Formel-1-Einstand bei Surtees. Die weiteren Karrierestationen in der Formel 1, im Porsche- und Mercedes-Werksteam haben dich zu einem Top-Piloten geformt, der es in seiner besten Zeit mit den Superstars jeder Racing-Kategorie aufnehmen konnte.

Nachdem du Köln verlassen und Monaco als neuen Wohnort auserkoren hattest, haben wir uns mehr und mehr aus den Augen verloren und nur noch gelegentlich an der einen oder anderen Rennstrecke per Zufall getroffen. Umso größer war die Freude, dich am letzten September-Wochenende 2013 als Ehrengast und Zeitzeuge beim historischen Rossfeld-Bergrennen in Berchtesgaden mal wieder zu begrüßen. Wie du überhaupt das Zusammentreffen mit deinen alten Freunden und Konkurrenten bei Historic-Events überall in Europa genießt und dich auf deine alten Tage auch gerne mal ins Cockpit deiner alten Rennautos zwängst.

Ach Mensch, und fast hätte ich’s vergessen – wir beide waren sogar mal Teamkollegen in der Formel Super V-Saison 1971 im WR-Rennstall von Eberhard Winkler. Ich glaube schon, dass wir mit den giftgrün lackierten Kaimann-Rennern unserem Chef viel Freude gemacht haben.

Ich erinnere nur an den EM-Lauf im Vorprogramm des Formel-1-GP am Ring. Da waren wir beide nach dem heißen Sechs-Runden-Gemetzel im Ziel megastolz – du hattest mit 20 Sekunden Vorsprung auf den Franzosen Hervé Le Guellec gewonnen, ich hatte im Duell mit Manfred Schurti das Podium nur um zwei Zehntelsekunden verpasst. Und wir beide gehörten zu jenen insgesamt sieben Piloten, die sich in diesem wilden Rennen derart gepusht haben, dass mit Rundenzeiten um 8.51 min die 9-Minuten-Schallmauer für Super V-Rennwagen gleich mehrfach um fast zehn Sekunden unterboten wurde. Big Memories.

Lieber Jochen, von mir, meiner Frau und Tochter alle guten Wünsche für dich und deine Familie. Genieße die Zeit in deiner seit vielen Jahren neuen französischen Heimat in der malerisch schönen maritimen Alpenregion oberhalb von Nizza. Bleib gesund und lass‘ dich gelegentlich mal wieder anschauen.

Herzlichst

Rainer

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