Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Tag 2 in Bahrain: Ferrari vorne, Schreck für Alonso

Von Mathias Brunner
​Zweiter Formel-1-Wintertesttag auf dem Bahrain International Circuit, die Teams arbeiten sich durch ihre Programme. Nach zwei Stunden führt Carlos Sainz im Ferrari, Alonso und Hamilton im Zweikampf.

Wie schnell die Zeit beim Wintertest doch verfliegt, schon wieder sind zwei Stunden gefahren. Bevor die ersten Autos um den Kurs wetzten, trafen wir McLaren-Technikchef James Key im Fahrerlager.

McLaren verlor am ersten Tag wertvolle Stunden mit einer Reparatur der Radbrauen. Der Engländer erklärt dazu: «Wir haben Risse festgestellt. Es war an sich keine grosse Sache, diese Teile zu verstärken, und die kommenden Brauen werden anders gebaut sein. Aber das Knifflige war, dass wir fast den ganzen Radträger zerlegen mussten, um zu den entsprechenden Stellen zu gelangen. Am zweiten Tag sollte uns das nicht weiter behindern.»

Erst nach einer Stunde Testbetrieb an diesem Freitag hat Lando Norris eine gezeitete Runde zurückgelegt. Der Wagen war zu tief gelegt, es war zu sehen, wie der Boden viel zu stark über den Asphalt raspelte. Die Mechaniker machten sich an die Arbeit, um die Bodenfreiheit zu erhöhen.

Alfa Romeo-Reservist Théo Pourchaire fiel auf: «Heute ist es windiger als am Donnerstag. Das macht die Arbeit nicht einfacher.»

Die weiteren Eindrücke aus den ersten beiden Stunden in der Wüste von Sakhir: Die Messgitter für aerodynamische Abgleiche kamen sehr schnell runter, ein Anzeichen dafür, dass die Rennställe beginnen, mehr mit der Abstimmung der neuen Rennwagen und auch mit den 2023er Reifenmischungen von Pirelli zu arbeiten.

Ferrari kämpft derzeit mit zu schnell abbauenden Reifen, das klingt ein wenig wie 2022. Die Italiener experimentieren mit verschiedenen Frontflügel-Einstellungen, um herauszufinden, was der beste Kompromiss ist aus Abtrieb, Windschlüpfigkeit und Reifenverschleiss.

Haas-Fahrer Kevin Magnussen liess mit einer feinen 1:33,710-min-Runde aufhorchen, auf mittelharten Reifen. Haas hatte am Freitag Zeit wegen Schwierigkeiten mit den Drosselklappen des Ferrari-Motors verloren.

Nach einer Stunde setzte sich der Spanier Carlos Sainz an die Spitze, auch der Madrilene auf mittelharten Pirelli – 1:32,653 min, also schneller als Max Verstappen bei seiner Bestzeit am Donnerstag.

Mercedes fällt noch nicht durch schnelle Zeiten auf, aber die Erleichterung ist gross: Das neue Modell W14 zeigt kein Boucing, so wie die Vorjahres-Diva W13. Die Fahrer erhalten endlich ein gutes Gefühl vom Auto, und das Team kann sich auf die Entwicklung des Fahrzeugs konzentrieren statt das lästige Hüpfen auf den Geraden zu bekämpfen.

In Sachen Top-Speed kann der Mercedes noch nicht glänzen, aber fürs GP-Wochenende kommen Evo-Teile ans Auto, darunter auch ein anderer Heckflügel.

Red Bull Racing kann den positiven Eindruck vom Donnerstag verstärken, wie Verstappen tags zuvor fährt auch Sergio Pérez nach Belieben gute Runden. Der Mexikaner war der einzige Pilot aus dem Feld der zwanzig Fahrer, der am Donnerstag nicht zum Einsatz gekommen war. Red Bull Racing teilt den Freitag, am Nachmittag wird Verstappen fahren. Der Samstag gehört dann ganz dem Mittelamerikaner.

Alfa Romeo und Williams haben sich dazu entschlossen, dem Chinesen Guanyu Zhou und dem US-Amerikaner Logan Sargeant den ganzen Freitag zu geben – mit dem Nachteil, dass ihr Wintertest heute Abend zu Ende sein wird. Am Samstag fahren dann Valtteri Bottas und Alex Albon solo.

Fernando Alonso rückte mit dem neuen Aston Martin hinter Sainz auf Rang 2. Im Fahrerlager wird vermutet, der spanische Superstar sei am Freitag bei seiner zweitbesten Runde (hinter Max Verstappen) mit fast leerem Tank gefahren. Der Wahrheit näherkommen dürfte: Der AMR23 ist das bessere Rennauto als der Aston Martin von 2022. Aston Martin will in dieser Saison am vorderen Ende des Mittelfelds auftauchen, Alonso soll den Fahrern der Top-Teams ein wenig auf die Nerven gehen. Da scheinen die Grünen auf Kurs zu sein.

Mini-Aufreger nach 75 Minuten: Der Mercedes von Lewis Hamilton verlor ein Luftleit-Element, Fernando Alonso bretterte voll darüber. Zuvor waren sich die früheren McLaren-Stallgefährten kurz in die Quere gekommen, als Alonso dem schnell herannahenden Briten nicht gleich Platz machen wollte.

Bei Mercedes wurde am Heck repariert, wo das Teil abgebrochen war, vermutlich nach einem heissen Ritt über einen Randstein, auch die Kühlschlitze zur Abfuhr heisser Luft aus dem Motorraum wurde geändert. Als Hamilton zurückkam, schob er sich in der Tabelle nach oben. Der Eindruck bleibt – Mercedes ist noch nicht auf dem Niveau von Red Bull Racing und Ferrari, macht aber Fortschritte.

Knapp vor der Zweistundenmarke rückte der Chinese Guanyu Zhou mit seinem Alfa Romeo auf Rang 2.


Bahrain-Test: Tag 2 (24. Februar), Stand nach 2 Stunden

1. Carlos Sainz (E), Ferrari SF-23, 1:32,486 (24 Runden)
2. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo C43-Ferrari, 1:33,170 (31)
3. Fernando Alonso (E), Aston Martin AMR23-Mercedes, 1:33,278 (21)
4. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-23-Ferrari, 1:33,442 (27)
5. Esteban Ocon (F), Alpine A523-Renault,1:33,490 (28)
6. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB19-Honda, 1:33,751 (24)
7. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W14, 1:34,575 (26)
8. Logan Sargeant (USA), Williams FW45-Mercedes, 1:35,113 (31)
9. Lando Norris (GB), McLaren MCL60-Mercedes, 1:35,528 (26)
10. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT04-Honda, 1:37,928 (43)

Bahrain-Test: Tag 1 (23. Februar)

1. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB19-Honda, 1:32,837 min (157 Runden)
2. Fernando Alonso (E), Aston Martin AMR23-Mercedes, 1:32,866 (60)
3. Carlos Sainz (E), Ferrari SF-23, 1:33,253 (72)
4. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF-23, 1:33,267 (64)
5. Lando Norris (GB), McLaren MCL60-Mercedes, 1:33,462 (40)
6. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W14, 1:33,508 (83)
7. Alex Albon (T), Williams FW45-Mercedes, 1:33,671 (74)
8. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo C43-Ferrari, 1:33,723 (67)
9. George Russell (GB), Mercedes W14, 1:34,174 (69)
10. Logan Sargeant (USA), Williams FW45-Mercedes, 1:34,324 (75)
11. Nico Hülkenberg (D), Haas VF-23-Ferrari, 1:34,424 (51)
12. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo C43-Ferrari, 1:34,558 (71)
13. Nyck de Vries (NL), AlphaTauri AT04-Honda, 1:34,559 (85)
14. Felipe Drugovich (BR), Aston Martin AMR23-Mercedes, 1:34,564 (40)
15. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT04-Honda, 1:34,671 (46)
16. Pierre Gasly (F), Alpine A523-Renault, 1:34,822 (60)
17. Esteban Ocon (F), Alpine A523-Renault, 1:34,871 (53)
18. Oscar Piastri (AUS), McLaren MCL60-Mercedes, 1:34,888 (52)
19. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-23-Ferrari, 1:35,087 (57)

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