Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Bahrain-Test 2: Ferrari vor Williams, wer nun blufft

Von Mathias Brunner
​Nach Halbzeit des zweiten Testtags erhärten sich die ersten Eindrücke der Wintertests: Entspannte Arbeit bei Red Bull Racing, Ferrari ist vor Mercedes zweite Kraft, Aston Martin führt das Mittelfeld an.

Halbzeit nicht nur am zweiten Testtag auf dem Bahrain International Circuit, Halbzeit auch der Wintertests. Die meisten Rennställe sind dazu übergegangen, auf den verschiedenen Pirelli-Reifenmischungen kurze und längere Läufe zu machen und die Abstimmung der neuen Rennwagen zu verfeinern. Die Teams experimentieren mit verschiedenen Benzinlasten, die meisten konzentrierten sich auf die Arbeit mit viel Kraftstoff im Tank.

Immer wieder aber wird die Arbeit durch Kinderkrankheiten aufgehalten. Am Mercedes von Lewis Hamilton flatterte ein Teil der Motorverkleidung davon, worauf der schwarze Renner in der Box verschwand. Bei Alpine musste an der Vorderradaufhängung korrigiert werden, auch am AlphaTauri-Renner von Yuki Tsunoda flatterte eine Luftleit-Element davon.

Immer wieder wurden Fahrer von Windböen überrascht, der Wind weht stärker als am Donnerstag.

Am zweiten Testmorgen gab es keine einzige Unterbrechung, die Standfestigkeit der neuen Rennwagen ist eindrucksvoll, kleinere Gebrechen mal ausgenommen. Nach drei Stunden meldete AlphaTauri: «Rennsimulation mit Yuki Tsunoda abgehakt.» Kurz darauf schloss auch Red Bull Racing-Ass Sergio Pérez eine Rennsimulation ab.

Williams scheint mit dem neuen FW45 zugelegt zu haben. Auch der junge US-Amerikaner Logan Sargeant zeigt gute Runden. Dann musste der Pilot aus Florida eine Zwangspause einlegen – Problem mit der linken Vorderradbremse. Danach gab Logan tüchtig Gas: zweitbeste Rundenzeit, nur knapp hinter Sainz. Sargeant war auf dem weichen C5 von Pirelli unterwegs.

Zur Erinnerung: Pistentemperaturen von 43 Grad und 29 Grad Lufttemperatur entsprechen nicht den Bedigungen, wenn es am 4./5. März ins Qualifying und in den Grand Prix geht, denn dann wird es hier um 18.00 Uhr losgehen (16.00 in Europa).

Zur Mittagszeit in Bahrain begannen die Autos mehr zu rutschen, Fahrer wie Fernando Alonso mussten ihr ganzes Können aufbieten, um das Fahrzeug zu bändigen. Verblüffend: kein Dreher.

Lewis Hamilton liess zwischendurch den Frontflügel wechseln. Nicht etwa wegen einer Beschädigung, sondern aus praktischen Gründen – manchmal ist es einfacher, den Flügel zu wechseln als am ersten Flügel die Einstellung zu korrigieren.

Der Mercedes schlug immer wieder hat auf, die Techniker haben den Wagen von Hamilton offenbar niedriger gelegt. Die Fahrzeugbalance ist nicht gut. Aber das gehört alles zum Kennenlernen eines neuen Rennwagens.

Red Bull Racing-Fahrer Sergio Pérez zeigte auf den harten C2-Reifen von Pirelli einen eindrucksvollen Dauerlauf, die Rundenzeit konstant flott. Der Mexikaner war zur gleichen Zeit auf der Bahn wie Carlos Sainz im Ferrari. Sainz fuhr mit der mittelharten Mischung C3 und hätte – theoretisch – schneller fahren müssen als Pérez. Aber das schaffte der Madrilene nicht.

Pause bei Alfa Romeo: Am rot-schwarzen Rennwagen des Chinesen Guanyu Zhou wurde das Getriebe gewechselt. Eine Schwäche bei Alfa Romeo 2022 ist korrigiert worden – der neue Wagen liegt in schnellen Kurven ruhiger.

Vergleiche bleiben aber schwierig – die Leistung der Motoren ist heruntergeschraubt, nur das Team weiss, wieviel Kraftstoff im Tank schwappt. Dazu kommen die sechs Reifenmischungen des Mailänder Formel-1-Alleinausrüsters Pirelli. Was wirklich Sache ist, werden wir erst im Abschlusstraining zum Grossen Preis von Bahrain sehen, am 4. März.

Zudem: Zahlreiche Teams werden fürs GP-Wochenende neue Teile nach Bahrain bringen. Es ist zur Mittagszeit in Bahrain fair zu sagen – Teams wie Red Bull Racing, Mercedes oder Alpine decken an diesem Tag nicht auf, wozu sie wirklich fähig sind. Manche würden das einen Bluff nennen, Andere Konzentration auf Grundlagenarbeit. Die schnellen Runden zählen erste in der Bahrain-Quali.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff gibt zu: «Wir zeigen hier nicht alles.»

Bahrain-Test: Tag 2 (24. Februar), Stand nach 4 Stunden

1. Carlos Sainz (E), Ferrari SF-23, 1:32,486 (64 Runden)
2. Logan Sargeant (USA), Williams FW45-Mercedes, 1:32,549 (69)
3. Fernando Alonso (E), Aston Martin AMR23-Mercedes, 1:32,969 (62)
4. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo C43-Ferrari, 1:33,170 (38)
5. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-23-Ferrari, 1:33,442 (62)
6. Esteban Ocon (F), Alpine A523-Renault,1:33,490 (44)
7. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB19-Honda, 1:33,751 (76)
8. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W14, 1:33,954 (66)
9. Lando Norris (GB), McLaren MCL60-Mercedes, 1:35,522 (62)
10. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT04-Honda, 1:35,708 (84)

Bahrain-Test: Tag 1 (23. Februar)

1. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB19-Honda, 1:32,837 min (157 Runden)
2. Fernando Alonso (E), Aston Martin AMR23-Mercedes, 1:32,866 (60)
3. Carlos Sainz (E), Ferrari SF-23, 1:33,253 (72)
4. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF-23, 1:33,267 (64)
5. Lando Norris (GB), McLaren MCL60-Mercedes, 1:33,462 (40)
6. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W14, 1:33,508 (83)
7. Alex Albon (T), Williams FW45-Mercedes, 1:33,671 (74)
8. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo C43-Ferrari, 1:33,723 (67)
9. George Russell (GB), Mercedes W14, 1:34,174 (69)
10. Logan Sargeant (USA), Williams FW45-Mercedes, 1:34,324 (75)
11. Nico Hülkenberg (D), Haas VF-23-Ferrari, 1:34,424 (51)
12. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo C43-Ferrari, 1:34,558 (71)
13. Nyck de Vries (NL), AlphaTauri AT04-Honda, 1:34,559 (85)
14. Felipe Drugovich (BR), Aston Martin AMR23-Mercedes, 1:34,564 (40)
15. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT04-Honda, 1:34,671 (46)
16. Pierre Gasly (F), Alpine A523-Renault, 1:34,822 (60)
17. Esteban Ocon (F), Alpine A523-Renault, 1:34,871 (53)
18. Oscar Piastri (AUS), McLaren MCL60-Mercedes, 1:34,888 (52)
19. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-23-Ferrari, 1:35,087 (57)

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