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Nico Hülkenberg: So lässt er Schumacher alt aussehen

Von Andreas Reiners
Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg fährt in Australien für Haas seine ersten Punkte in der Formel 1 ein. Er lässt damit Zweifel, ob der Wechsel von Mick Schumacher auf Hülkenberg richtig war, endgültig verstummen.

Nico Hülkenberg zögerte kurz. Und hakte dann nach. «Findest du?», fragte der Deutsche im Sky-Interview zurück auf die Frage, ob er im Moment so viel Spaß habe wie noch nie in seiner Formel-1-Karriere. Da der Emmericher erstmals 2010 in der Königsklasse am Start war, wirkte das zunächst etwas hochgegriffen. Doch Hülkenberg verneinte nicht.

«Ich fühle mich wohl», sagte er nach seinem siebten Platz beim dritten Saisonrennen in Australien und führte aus: «Man sagt im Deutschen so schön: Ich bin im Reinen mit mir selber. Ich habe Spaß hier.»

Die drei Jahre Pause seien gut gewesen, betonte der 35-Jährige, sie hätten ihn resetted, er habe den Kopf wieder freibekommen, so Hülkenberg, «meine Perspektive hat sich geändert, familiär auch, ich bin auf allen Ebenen gut aufgestellt. Ich habe eine dicke Haut, lasse mir nicht so leicht reinreden und es geht gut».

Das merkt man auf der Strecke. Im Fahrerlager. Und im Team.
Das Paket Hülkenberg funktioniert, wie es scheint, stimmt bei ihm der Spruch von dem Wein und dem Alter – je älter, desto besser wird er. Haas-Teamchef Günther Steiner schmeckt das natürlich besonders gut.

Steiner mit Hülkenberg zufrieden

«Wir haben genau das bekommen, was wir wollten», hatte Steiner vor dem Rennen erklärt: «Er arbeitet sehr hart und fordert die Crew, was genau das ist, was wir wollen. Bisher habe ich nichts zu meckern, was sehr selten ist.» Wie oft das vorkommen kann, bekam im Vorjahr Mick Schumacher fast bei jedem Rennen zu spüren.
Steiners Rechnung, den 24-jährigen Schumacher nach einem schwierigen Jahr durch den elf Jahre älteren Hülkenberg zu ersetzen, sorgte auch für Kopfschütteln.

Schumacher hatte sich nach zahlreichen teuren Unfällen in den ersten Monaten gefangen, fuhr Punkte ein, konnte die Verantwortlichen aber in den entscheidenden Momenten nicht final überzeugen. Haas wollte für Schumacher einen Mann, der mehr Erfahrung mitbringt.

Und die durchaus riskante Rechnung, sie geht auf.

Natürlich ist es ein Stück weit hypothetisch, was Schumacher mit dem leicht modifizierten Auto in dieser Saison angestellt hätte, wie er sich in seinem dritten Formel-1-Jahr geschlagen hätte. Doch Hülkenbergs Leichtigkeit trotz der langen Pause lässt seinen Landsmann, der 2023 Ersatzmann bei Mercedes ist, im Vergleich dann doch ein wenig alt aussehen.

Hülkenberg agiert fehlerfrei, souverän, zielstrebig. Und erfolgreich.
Womit Diskussionen, ob die Entscheidung richtig oder fair war oder nicht, vorerst verstummt sind.

Vor allem im Qualifying kann Hülkenberg bislang voll überzeugen. In Bahrain stellte er den Haas auf Platz zehn, in Saudi-Arabien auf elf, in Australien auf zehn, jedes Mal vor seinem Teamkollegen Kevin Magnussen.

Jetzt hat er den Dänen, der bislang einen Punkt geholt hatte, auch im Rennen erstmals hinter sich gelassen. «Er hat clever und hart verteidigt. Er hat sich aus allem herausgehalten. Er hat sich nichts vorzuwerfen und einen Top-Job gemacht an diesem Wochenende», lobte Sky-Experte Timo Glock.

Den hätte er sogar fast mit dem ersten Podiumsplatz seiner Karriere veredelt.

«Hätte es die letzte rote Flagge nicht gegeben, hätten bei uns richtig die Korken geknallt», haderte der 35-Jährige ein wenig am Sky-Mikrofon. Denn zu dem Zeitpunkt war er Vierter, dem Dritten Carlos Sainz (Ferrari) wurde eine Fünfsekunden-Strafe aufgebrummt, Platz drei war also realistisch. Doch die Rennleitung nahm die Reihenfolge vor dem Startchaos als Referenz für den allerletzten Neustart. Weshalb es am Ende Rang sieben wurde und damit sechs Punkte.

Das Momentum mitnehmen

Doch bei aller Euphorie weiß Hülkenberg auch, dass es in der Formel 1 schnell gehen kann.

Daran erinnerte ihn ausgerechnet sein Teamkollege, der das Chaos in der Schlussphase in Melbourne ausgelöst hatte. Er war unbedrängt und überraschend in die Streckenbegrenzung gerauscht - und hat im Duell mit Hülkenberg in der Gesamtbetrachtung aktuell das Nachsehen. Kritik im Steiner-Stil gibt es für ihn bislang übrigens keine.

Hülkenberg ist nach der ersten Punktefahren «sehr positiv gestimmt. Ich genieße es sehr, mit dem Team zu arbeiten und mit dem Auto zu experimentieren. Wir haben ein sehr gutes Momentum und das wollen wir in die nächsten Rennen mitnehmen».
Damit Steiner auch weiterhin nichts zu meckern hat.

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