Dieser Mann hat nur Augen für Kelvin van der Linde
Marc Roca
Fünf Bildschirme stehen in der Box von Abt Sportsline, in dem Bereich, wo Marc Roca arbeitet. Der Katalane ist Projektleiter DTM bei Abt und zudem der Renningenieur von Kelvin van der Linde – und hat deshalb im wahrsten Sinne des Wortes nur Augen für den Südafrikaner. Zumindest während eines DTM-Rennens.
«Wir unterstützen ihn. Versucht er, eine Position zu gewinnen, oder versucht er nur, seinen Vorsprung zu halten? Wie ist das Tempo unseres Fahrers im Vergleich zu anderen. Was können wir in Sachen Strategie machen? Zudem informieren wir ihn über Dinge wie Track Limits, ob jemand eine Strafe bekommen hat oder bereits an der Box war. Dieses Wissen gibt dem Fahrer Vertrauen und ist sehr wichtig», erklärt Roca die Aufgabenstellungen.
Beförderung im Vorjahr
Der 38-Jährige hat für Maserati und Ferrari gearbeitet, bevor er zu Abt gewechselt ist. Im vergangenen Jahr wurde er vom Daten- zum Renningenieur befördert. Zwei Schritte auf einmal waren das, wie er zugibt. Denn in der Class-1-Ära hat er sich um die Performance eines Autos gekümmert. «Seit die DTM zu GT3-Autos gewechselt ist, haben wir weniger Unterstützung von Audi. Wir können mehr selbst entwickeln, aber wir haben natürlich auch mehr Aufgaben und Dinge zu erledigen», erklärt Roca.
Es gehe nicht nur um das Auto, sondern auch um die Elektronik und die Tools, um die Rennen bestmöglich vorzubereiten, so Roca: «Es war eine große Herausforderung, aber ich habe das in der Vergangenheit auch schon bei anderen Teams gemacht. Das hat mir geholfen, den Wechsel zu vollziehen, und es macht mir sehr viel Spaß.»
Ebenso wie die Zusammenarbeit mit van der Linde, der als Heißsporn bekannt ist. Was gut zu Roca passt, schließlich ist der als Katalane nicht minder emotional.
«Wir versuchen, das auszunutzen und mit diesem Engagement das gewisse Extra an Leistung herauszuholen», sagte Roca: «Aber natürlich macht es die Sache ein bisschen schwieriger, wenn es eine Niederlage gibt.»
Die Stärken seines Schützlings, der 2022 wie schon im Vorjahr um den Titel fahren will? Roca: «Er ist von Haus aus extrem schnell und hat die Fähigkeit, das Maximum aus dem Auto herauszuholen. Er hat ein gutes Gefühl und gibt gutes Feedback. Und man sieht eindeutig, dass er ein absoluter Spezialist für den Audi R8 LMS ist, den er schon viele Jahre fährt.»
Das Geheimnis ist Detailarbeit
Das Geheimnis des Renningenieurs, den Audi R8 LMS GT3 evo II schneller zu machen, ist «Detailarbeit. Man muss versuchen, in jedem Bereich stark zu sein, dem Fahrer ein gutes Gefühl zu geben und das Maximum herauszuholen, dafür zu sorgen, dass die Reifen optimal funktionieren, und zu verstehen, welches Setup man für die jeweilige Strecke braucht. Man muss wirklich alles maximieren.»
Deshalb finden auch so viele Meetings statt. Über die Anzahl der Analysen in der DTM hatte sich van der Linde in seinem Debütjahr mehrfach gewundert. Doch man wolle keinen Kommentar, kein Feedback verpassen, sagte Roca: «Wir fragen die Fahrer alles, was die reine Performance betrifft, aber auch Dinge zur Ergonomie. Sitzen sie bequem im Auto? Können sie alles sehen? Gibt es etwas, das sie stören könnte? Man muss alle Teile zusammenfügen, um schnell zu sein. Das ist der Grund, warum wir so viel analysieren und so viele Meetings haben.» Und warum Roca nur Augen für van der Linde hat.