Formel 1: Schmerzhafte Lektion für Leclerc

Warnung von Charles Leclerc: «Ferrari muss aufholen»

Von Mathias Brunner
Charles Leclerc mit Lewis Hamilton

Charles Leclerc mit Lewis Hamilton

​Langsam erkennen die Formel-1-Stars einen Hoffnungsschimmer am Horizont: Am 5. Juli soll auf dem Red Bull Ring die GP-Saison beginnen. Ferrari-Pilot Charles Leclerc: «Wir müssen Boden gutmachen.»

Formel-1-Champion Nico Rosberg hat sich Gedanken gemacht, wie sich eine verkürzte 2020er Saison auswirken könnte. Der Wiesbadener Mitarbeiter der englischen Sky sagt: «Ich glaube, weniger Rennen erhöhen das Element der Unwägbarkeit. Oder anders gesagt – das Glück spielt eine grössere Rolle.»

Der Stillstand in der Formel 1 bedeutet, dass der sportliche Stand Ende März eingefroren worden ist. Die vorgezogene und verlängerte Sommerpause führte dazu, dass keine neuen Teile hergestellt werden konnten. Es ist aber davon auszugehen – wenn der Lockdown in den High-Tech-Tempeln nach 63 Tagen aufgehoben wird, Anfang Juni, dann wird auf Hochdruck gearbeitet.

Mercedes-Technikchef James Allison hat das so formuliert: «Ich stelle mir gerne vor, dass wir nach dem Lockdown einige überaus kreative Ideen entdecken werden. Oft gründen die besten Einfälle in schwierigen Umständen – wenn der Verstand freien Lauf hat, gewissermassen.»

Wir wissen nicht, welche Evo-Teile vor dem Lockdown noch aufgegleist wurden, die erst über den Australien-GP hinaus eingesetzt werden sollten. Was wir aber wissen: Da sich im Albert-Park von Melbourne kein Rad drehte, müssen wir in Sachen Konkurrenzfähigkeit der Rennställe auf die Erkenntnisse der zweiten Barcelona-Tests zurückgreifen.

Die Ferrari-Gegner glaubten in Katalonien: Der berühmteste Rennstall der Welt habe in Spanien nicht gezeigt, was die Italiener wirklich können. GP-Sieger Herbert konnte darüber nur lachen: «Aber das hat doch kein Top-Team getan.» Ferrari wurde unterstellt, nie mit voller Leistung gefahren zu sein. Teamchef Mattia Binotto dementierte. «Wir machen hier keine Spielchen. Wir haben zum WM-Beginn nicht das schnellste Auto.» Es fiel auf: Auf eine schnelle Quali-Runde war der Rückstand auf Mercedes grösser als im Dauerlauf.

Red Bull Racing-Honda war bei den Wintertests zweite Kraft, mit dem Potenzial, Mercedes zu beunruhigen. Die Zuverlässigkeit stimmte. Max Verstappen fuhr am letzten Testtag eine Runde, die Reifemischungs-bereinigt in der Region der Tagesbestzeit von Valtteri Bottas liegt. Die Frage blieb: Wie viel Sprit war im Tank des Niederländers, wie viel Benzin im Mercedes?

Auch Ferrari-Pilot Charles Leclerc weiss es nicht. In seiner Video-Schaltung mit Journalisten aus Monaco warnt der WM-Vierte von 2019: «Wir hatten bei den Tests unsere liebe Mühe, wir müssen aufholen. Ob uns das in einer verkürzten Saison gelingt, das weiss ich nicht. Aber ich sehe mir unsere Entwicklung im Laufe des vergangenen Jahres an, und die war sehr positiv. Ich schätze, wenn wir einfach auf diesem Weg weitermachen, dann kommen auch die guten Ergebnisse.»

«Das wird eine sehr ungewöhnliche Saison. Wenn sie einmal beginnt, dann gibt es fast keine Pausen, um den Wagen zu entwickeln. Die Arbeit an der Rennstrecke wird extrem wichtig sein, wichtiger als in den Jahren zuvor. Denn können wir endlich loslegen, dann werden wir sehr viel Zeit an den Pisten verbringen.»

«Du musst vom ersten Rennen an voll konzentriert und hellwach sein. Wir Fahrer stehen in der Pflicht, so genau als möglich über den Wagen zu berichten, damit wir dem Team helfen, die richtige Richtung einzuschlagen.»

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