Formel 1: Schmerzhafte Lektion für Leclerc

Comeback für Hockenheim? Anfrage der F1-Führung

Von Mathias Brunner
​Im Sommer 2019 war klar: 2020 wird es keinen Deutschland-GP geben. Nun hat die F1-Führung in Hockenheim angeklopft – sie sucht nach geeigneten Rennstrecken für die verkürzte WM.

An sich war im vergangenen August klar: 2020 würde es keinen Grossen Preis von Deutschland mehr geben. Wegen Rückkehrer Zandvoort und der GP-Premiere von Vietnam war im Kalender für Deutschland kein Platz mehr.

Aber acht Monate später leben wir in einer ganz anderen Welt. In der Coronakrise steht auch die Motorsportwelt still, die Formel 1 will Anfang Juli mit dem Grossen Preis von Österreich endlich die Saison beginnen. Formel-1-CEO Chase Carey und F1-Sportdirektor Ross Brawn planen, im Juli, August und September in Europa möglichst viele Rennen durchzuführen. Gleich zwei Rennen am gleichen Ort sind vorgesehen für den Red Bull Ring (5./12. Juli), dann für Silverstone (19./26. Juli) und auch für den Hungaroring im August.

Darüber hinaus sucht Carey nach Rennstrecken in jenen europäischen Ländern, wo sich die Coronakrise langsam zu entschärfen beginnt. Aus heutiger Sicht schwer vorstellbar, dass in Ländern wie Spanien und Monza gefahren werden kann, die vom Virus SARS-CoV-2 besonders hart getroffen wurden, aber wieso nicht in Deutschland?

Gemäss Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hat die Formel-1-Führung bei den Hockenheimring-Geschäftsleitern Jochen Nerpel und Jorn Teske angeklopft. Es ging um das Abklären der grundsätzlichen Frage, ob Hockenheim im Sommer für andere WM-Läufe einspringen könnte und welche Vorlaufzeit die Süddeutschen bräuchten.

Das finanzielle Risiko trägt dabei die Formel-1-Gruppe, denn natürlich würde ein Hockenheim-GP als Geisterrennen stattfinden, so wie alle europäischen Läufe. Doch Chase Carey will unbedingt ein Programm aus mindestens 15 Läufen auf die Beine stellen, denn besteht die WM aus weniger Grands Prix, dann sind die TV-Stationen nicht mehr verpflichtet, für die Senderechte den vollen Betrag zu bezahlen.

Natürlich müssten die Rahmenbedingungen stimmen. Ein solcher Anlass muss erlaubt und verantwortbar sein, die ganzen gesundheitlichen Rahmenbedingungen müssten erfüllt sein. Nerpel und Teske ist auch klar, dass Hockenheim keine Priorität hat: Chase Carey und Ross Brawn machen das Nachholen von Rennen auch von der Höhe des Antrittsgeldes abhängig. Ein Rennen wie Baku wird also eher nachgeholt als ein WM-Lauf in Katalonien.

In Baden-Württemberg sind Sportveranstaltungen mit Publikum bis zum 15. Juni untersagt.

Rund 60 Mitarbeiter mussten am Hockenheimring ihren Resturlaub nehmen, um dann in einem zweiten Schritt in Kurzarbeit zu gehen. Daneben helfen die Verschiebung von geplanten Instandhaltungen und Investitionen, Gespräche mit Banken über die eventuelle Aussetzung oder Streckung von Darlehensraten oder die Stundung von Steuerzahlungen. Jorn Teske im Mannheimer Morgen: «Wir reden da über Millionen, seriös definieren kann man den Betrag nicht. Wir haben keine tägliche Streckenvermietung, keine Publikumsveranstaltung, das Hotel ist geschlossen, wir machen keine Umsätze im Public Catering, wir vermarkten die Locations für den B2B-Bereich, also für Firmennutzung nicht, Fahrerlebnisse und Führungen finden nicht statt, das Museum hat zu.»

Planung ist unmöglich, denn auch der 15. Juni ist nicht in Stein gemeisselt, je nach Entwicklung der Pandemie könnte das Verbot verlängert werden. «Kann man deshalb ab dem 16. Juni planen? Ich vermute nicht», sagt Teske, der zehn Grossveranstaltungen verschieben, die Schraubermesse Veterama und die Formula Student gleich ganz absagen musste. Die Hockenheim Historic, das «Jim Clark Revival», hat noch keinen neuen Termin. Weiterer Nackenschlag: Die Tour eines Künstlers, den Teske nicht verraten will, wurde abgesagt. «Grössenordnung vor der Südtribüne», deutete er gute 100.000 Zuschauer an.

Das generelle Problem: Die Terminierungen für das zweite Halbjahr werden zu einer Herausforderung, dann kollidieren die elementar wichtigen Kleinveranstaltungen auch mit den Rennserien. «Dadurch, dass uns die erste Jahreshälfte wegbricht, ist es natürlich schwierig, die wegfallenden Termine ins zweite Halbjahr zu packen», sagt Jochen Nerpel.

Teske sagt trotz der heiklen wirtschaftlichen Situation aber ganz klar: «Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir die Situation meistern und über die Saison hinwegkommen. Richtig rechnen können wir erst dann, wenn wir wissen, wie lange wir mit dem Umsatzstopp kalkulieren müssen. Die Szenarien geben uns Sicherheit, dass wir die Situation hinbekommen. Es braucht keiner Angst zu haben, dass hier in den nächsten Monaten das Licht ausgeht.»

Und wenn doch, dann ist das volle Absicht: Anfang Mai findet auf dem Hockenheimring doch eine Veranstaltung statt – an drei Abenden gibt es Autokino.

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