Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Bahrain-Test: Ferrari–Leclerc 1., Verstappen Favorit

Von Mathias Brunner
​Drei Tage Formel-1-Wintertests auf dem Bahrain International Circuit sind gefahren: Der Eindruck vom ersten Tag hat Bestand – wer in einem Grand Prix vorne sein will, muss an Max Verstappen vorbei.

Wintertestbestzeit von Ferrari hin oder her, wir bleiben dabei: Wer am 2. März beim Formel-1-WM-Auftakt auf dem Bahrain International Circuit mit dem Sieg liebäugeln will, der muss einen Weg vorbei finden an Max Verstappen im Red Bull Racing RB20.

Die Tifosi freuen sich an diesem 23. Februar: Charles Leclerc mit seinem Ferrari auf Platz 1. Aber der Monegasse fuhr seine Zeit auf weichen C5-Reifen von Pirelli, gemäß der Italiener ist diese Mischung eine gute Sekunde schneller als Reifentyp C3, den der zweitplatzierte Max Verstappen zum gleichen Zeitpunkt am Wagen hatte. George Russell und Guanyu Zhou erzielten ihre Zeiten auf C4.

Der Mischungs-korrigierte Abstand daher – Verstappen mehr als eine halbe Sekunde vor Leclerc. Also wie sieht das Kräfteverhältnis gemäß einiger Wettbewerber aus?

Aston Martin-Technikchef Dan Fallows: «Ganz ehrlich – auch ich würde gerne wissen, wo wir gerne stehen. Wir haben eine vage Ahnung von Kräfteverhältnis, aber im Zentrum der Arbeit stand für uns, dass wir unser Programm durcharbeiten und sich die Erkenntnisse aus Windkanal und Simulationen mit den Daten von der Rennstrecke decken. Wir sind zufrieden.»

«Wir wollten mit dem neuen Auto von Fernando Alonso und Lance Stroll drei Dinge erreichen: Stärken des Autos von 2023 bewahren, Schwächen von 2023 beheben, eine solide Basis schaffen für ein reiches Entwicklungsprogramm. Wir haben in der vergangenen Saison einen stattlichen Schritt nach vorne getan, so muss es 2024 weitergehen. Wir wollen am vorderen Ende der Red Bull Racing-Verfolgermeute mitmischen und den Abstand zu RBR verringern.»

Der Bahrain-Test deutet an: Einfach wird das nicht. McLaren-Fahrer Oscar Piastri: «Red Bull Racing liegt ziemlich bequem vorne. Wir wollen uns als erste Verfolger einnisten, aber Bahrain war in den vergangenen Jahren keine Strecke, auf welcher wir sehr stark gewesen sind. Zudem sind wir die meiste Zeit hier am Tag gefahren, die entscheidenden Stunden aber für Quali und Rennen sind am Abend.»

Was am letzten Testnachmittag auffiel: Aston Martin mit Fernando Alonso wirkte im Dauerlauf konstanter als McLaren mit Oscar Piastri, beim jungen Australier ließen die Reifen früher nach. Die exzellente Rundenzeit von Yuki Tsunoda mit den Racing Bulls (offiziell Visa Cash App RB) ist von weichen Reifen ermöglicht worden, aber die Fortschritte beim zweiten Red Bull-Rennstall sind dennoch echt.

Ein lachendes und ein weinendes Auge bei McLaren: Gute Rundenzeiten von Oscar Piastri, doch Kupplungsprobleme als Lando Norris am Lenkrad saß.

Apropos McLaren: Teamchef Andrea Stella gibt zu, dass es nur ein Auto gibt, das ihn bei den ganzen Fahrzeugpräsentationen beeindruckt hat. Der Italiener sagt: «Ich dachte – wow. Sie sind mutig genug, Bereiche des Autos zu ändern, die 2023 zu ihrer Dominanz beigetragen haben.»

«Red Bull Racing hatte in der vergangenen Saison einen erheblichen Vorsprung. Das hat ihnen im Hinblick auf den Entwicklungszeitplan das Selbstvertrauen geschenkt, Risiken einzugehen. Sie hatten genug Zeit, um im Windkanal zu ergründen, ob ihr Ansatz vielversprechend ist. Und danach sieht es nun aus. Wenn die mit hoher Schlagzahl entwickeln, dann wird sie keiner einholen.»

Alpine-Teamchef Bruno Famin: «Wir haben ein Mittelfeld aus acht Rennställen, und da ist alles möglich. Zwischen diesen Teams wird es um jede Hundertstelsekunde gehen.» Was der Franzose andeutet: Vorne liegt Red Bull Racing, hinten liegt Haas. Wenn sich Famin da mal nicht täuscht – Nico Hülkenberg ist mit C3-Reifen am Nachmittag des 23. Februar eine tolle Runde gefahren.

Was wird beim WM-Auftakt am 2. März in Bahrain passieren?

Williams-Fahrer Alex Albon sagt über seinen früheren Red Bull Racing-Stallgefährten Max Verstappen: «Max wird kurz vor Schluss mit 25 Sekunden Vorsprung an die Box kommen, sich frische weiche Reifen holen und damit in der letzten Runde zu seinem Sieg die beste Rennrunde fahren.»

Das Erschreckende für die Gegner von Verstappen: Albon lächelt bei diesen Worten nicht.

Auch Pirelli-Rennchef Mario Isola sagt im Fahrerlager des Bahrain International Circuit: «Die Messlatte heißt Max Verstappen mit dem Auto von Red Bull Racing.»

Das haben hier in Bahrain auch die Dauerläufe von Verstappen gezeigt: Als die Sonne an diesem 23. Februar untergegangen war, fuhr Max einen Dauerlauf mit Rundenzeiten – davon kann die Konkurrenz nur träumen. Dabei war Verstappen die fast perfekte Verschmelzung von Mensch mit Maschine: Die letzten elf Zeiten seines 17-Runden-Einsatzes lagen alle zwischen 1:37,058 min und 1:37,285 min. Sagenhaft.


Bahrain-Test 23. Februar

1. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF-24, 1:30,322 (74)
2. George Russell (GB), Mercedes W15, 1:30,368 (67)
3. Guanyu Zhou (RCH), Kick-Sauber C44-Ferrari, 1:30,647 (85)
4. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB20-Honda RBPT, 1:30,755 (66)
5. Yuki Tsunoda (J), VCARB 01-Honda RBPT, 1:30,775 (53)
6. Alex Albon (T), Williams FW46-Mercedes, 1:30,984 (121)
7. Oscar Piastri (AUS), McLaren MCL38-Mercedes, 1:31,030 (91)
8. Fernando Alonso (E), Aston Martin AMR24-Mercedes, 1:31,159 (75)
9. Carlos Sainz (E), Ferrari SF-24, 1:31,247 (71)
10. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB20-Honda RBPT, 1:31,483 (53)
11. Nico Hülkenberg (D), Haas VF-24-Ferrari, 1:31,686 (89)
12. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W15, 1:31,999 (49)
13. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR24-Mercedes, 1:32,038 (46)
14. Lando Norris (GB), McLaren MCL38-Mercedes, 1:32,108 (20)
15. Pierre Gasly (F), Alpine A524-Renault, 1:32,149 (47)
16. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-24-Ferrari, 1:33,053 (80)
17. Esteban Ocon (F), Alpine A524-Renault, 1:33,079 (55)
18. Valtteri Bottas (FIN), Kick-Sauber C44-Ferrari, 1:33,528 (28)
19. Daniel Ricciardo (AUS), VCARB 01-Honda RBPT, 1:37,015 (70)
Nicht im Einsatz: Logan Sargeant (USA), Williams FW46-Mercedes


Bahrain-Test 22. Februar

1. Carlos Sainz (E), Ferrari SF-24, 1:29,921 (84 Runden)
2. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB20-Honda RBPT, 1:30,679 (129)
3. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W15, 1:31,066 (123)
4. Lando Norris (GB), McLaren MCL38-Mercedes, 1:31,256 (52)
5. Daniel Ricciardo (AUS), VCARB 01-Honda RBPT, 1:31,361 (88)
6. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF-24, 1:31,750 (54)
7. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR24-Mercedes, 1:32,029 (96)
8. Esteban Ocon (F), Alpine A524-Renault, 1:32,199 (78)
9. Valtteri Bottas (FIN), Kick-Sauber C44-Ferrari, 1:32,227 (97)
10. Oscar Piastri (AUS), McLaren MCL38-Mercedes, 1:32,328 (35)
11. Logan Sargeant (USA), Williams FW46-Mercedes, 1:32,578 (43)
12. Fernando Alonso (E), Aston Martin AMR24-Mercedes, 1:33,053 (31)
13. Guanyu Zhou (RCH), Kick-Sauber C44-Ferrari, 1:33,715 (38)
14. Pierre Gasly (F), Alpine A524-Renault, 1:33,804 (33)
15. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-24-Ferrari, 1:36,611 (93)
16. Nico Hülkenberg (D), Haas VF-24-Ferrari, 1:37,509 (31)
17. Yuki Tsunoda (J), VCARB 01-Honda RBPT, 1:38,074 (40)
Erst am 22. Februar wieder im Einsatz:
Alex Albon (T), Williams FW46-Mercedes
Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB20-Honda RBPT


Bahrain-Test 21. Februar

1. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB20-Honda RBPT, 1:31,344 min (142 Runden)
2. Lando Norris (GB), McLaren MCL38-Mercedes, 1:32,484 (72)
3. Carlos Sainz (E), Ferrari SF-24, 1:32,584 (69)
4. Daniel Ricciardo (AUS), VCARB 01-Honda RBPT, 1:32,599 (51)
5. Pierre Gasly (F), Alpine A524-Renault, 1:32,805 (60)
6. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR24-Mercedes, 1:33,007 (53)
7. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF-24, 1:33,247 (64)
8. Fernando Alonso (E), Aston Martin AMR24-Mercedes, 1:33,385 (77)
9. Oscar Piastri (AUS), McLaren MCL38-Mercedes, 1:33,658 (57)
10. Guanyu Zhou (RCH), Kick-Sauber C44-Ferrari, 1:33,871 (62)
11. Logan Sargeant (USA), Williams FW46-Mercedes, 1:33,882 (21)
12. George Russell (GB), Mercedes W15, 1:34,109 (121)
13. Yuki Tsunoda (J), VCARB 01-Honda RBPT, 1:34,136 (64)
14. Valtteri Bottas (FIN), Kick-Sauber C44-Ferrari, 1:34,431 (68)
15. Alex Albon (T), Williams FW46-Mercedes, 1:34,587 (40)
16. Esteban Ocon (F), Alpine A524-Renault, 1:34,677 (60)
17. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-24-Ferrari, 1:35,692 (66)
18. Nico Hülkenberg (D), Haas VF-24-Ferrari, 1:35,906 (81)

Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Imola 1994: Ayrton Senna tot, Augenzeuge berichtet

Von Mathias Brunner
​Keiner kann dieses Wochenende vergessen, egal ob er 1994 vor dem Fernseher saß oder in Imola war: Roland Ratzenberger und Ayrton Senna aus dem Leben gerissen, innerhalb eines Tages.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Do.. 09.05., 18:45, Motorvision TV
    New Zealand Jetsprint Championship
  • Do.. 09.05., 19:15, ServusTV
    Servus Sport aktuell
  • Do.. 09.05., 20:55, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Do.. 09.05., 21:45, Hamburg 1
    car port
  • Do.. 09.05., 21:50, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Do.. 09.05., 22:45, Motorvision TV
    Rolex Monterey Motorsports Reunion
  • Do.. 09.05., 23:15, ORF Sport+
    Motorsport: Rechberg Rallye
  • Do.. 09.05., 23:35, Motorvision TV
    Motorheads
  • Do.. 09.05., 23:45, Hamburg 1
    car port
  • Fr.. 10.05., 00:05, Motorvision TV
    Australian Drag Racing Championship
» zum TV-Programm
9